t-online - Nachrichten fΓΌr Deutschland
Such IconE-Mail IconMenΓΌ Icon

MenΓΌ Icont-online - Nachrichten fΓΌr Deutschland
Such Icon
HomePolitikAuslandKrisen & Konflikte

Putins perfider Plan: Das heckt der Kremlchef gegen uns aus


Putin heckt etwas gegen uns aus

Von Wladimir Kaminer

Aktualisiert am 13.02.2023Lesedauer: 3 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung ΓΌbernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Wladimir Putin: Russlands PrΓ€sident verfolgt einen sinistren Plan gegen den Westen.
Wladimir Putin: Russlands PrΓ€sident verfolgt einen sinistren Plan gegen den Westen. (Quelle: Alexander Ryumin/imago images)

In der Ukraine sprechen die Waffen – gegen den Westen fΓΌhrt Wladimir Putin eine ganz andere Art von Feldzug. Wir sollten mΓ€chtig auf der Hut sein, meint Wladimir Kaminer.

Inzwischen ist sogar mein Sohn, ein ΓΌberzeugter Pazifist, der sich am besten mit Turnschuhen auskennt, zu einem Panzerexperten geworden – und klΓ€rt mich darΓΌber auf, wie sich die Pumas von den Leoparden unterscheiden. Bei der endlosen Diskussion ΓΌber die Lieferung von Panzern an die Ukraine, die sofort eine weitere ΓΌber mΓΆgliche Lieferungen von Kampfjets nach sich zog, konnte man eine Sache herauslesen.

Die Ukrainer werden nie zufrieden sein, egal wie viele Waffen die EU-LÀnder und die Amerikaner ihnen auch versprechen. Das kânnen sie auch gar nicht, denn sie werden ja immerhin angegriffen. Die ganze Panzerdiskussion erschien mir hingegen vor allem deswegen als merkwürdig, weil sie den Eindruck vermittelte, als wolle die Nato sparen. Obwohl ausgerechnet diese Panzer, in großen Mengen und schnell geliefert, der Schlüssel zur Beendigung des Krieges wÀren. Zu schân, um wahr zu sein.

(Quelle: Frank May)

Wladimir Kaminer ist Schriftsteller und Kolumnist. Er wurde 1967 in Moskau geboren und lebt seit mehr als 30 Jahren in Deutschland. Zu seinen bekanntesten Werken gehΓΆrt "Russendisko". KΓΌrzlich erschien sein neues Buch "Wie sage ich es meiner Mutter. Die neue Welt erklΓ€rt: von Gendersternchen bis Bio-Siegel".

Nach unbestÀtigten Angaben der ukrainischen Armee hat sie seit Beginn des Krieges mehr als dreitausend russische Panzer und über sechstausend gepanzerte Fahrzeuge außer Gefecht gesetzt. Die Panzerwracks haben neben den zerbombten HÀusern die Bildergalerie dieses unsÀglichen Krieges gefüllt. Angeblich soll die russische Seite zurzeit etwas mehr als eintausend Panzer an der Frontlinie haben, und die Ukraine Àhnlich viele.

Die Vorstellung, dass dreißig US-Panzer, die noch lΓ€ngst nicht geliefert sind, den Verlauf des Krieges stark beeinflussen kΓΆnnten, ist definitiv ΓΌbertrieben. Doch selbst wenn alle versprochenen Panzer einigermaßen gleichzeitig die Ukraine erreichen: Große Panzerschlachten wie einst in Kursk 1943 zwischen Wehrmacht und Roter Armee wird es in diesem Krieg nicht geben. Wozu also wurde so viel geredet – und worum ging es in Wahrheit?

Jetzt bloß nicht schwach werden

Ich meinerseits glaube: Es gibt zwei voneinander unabhΓ€ngige Lieferwege in diesem Krieg. Die Panzerdebatte war in erster Linie fΓΌr die Medien bestimmt – Munition, Artillerie und Informationen ΓΌber die Stellungen feindlicher Truppen hingegen fΓΌr die ukrainische Armee. Über die tatsΓ€chlichen Lieferungen der Letztgenannten wird die Presse zum GlΓΌck nicht informiert, es wΓ€re fatal, wenn der Feind aus der Zeitung erfahren wΓΌrde, was wann wo ankommt.

Die Panzerlieferungen spielen allerdings eine weitere wichtige Rolle, sie dienen dazu, die Einheit des Westens zu manifestieren. Und zugleich Russland und seinem PrΓ€sidenten Wladimir Putin die Bereitschaft eben dieses Westens zu demonstrieren, die Ukraine weiterhin zu unterstΓΌtzen.

Wie der Bundeskanzler mehrmals betonte: Putin darf diesen Krieg nicht gewinnen. In den russischen Medien wird gerade tÀglich vom siegreichen Vorrücken der russischen Armee berichtet, selbst wenn es um ein paar Meter am Rande eines kaputt geschossenen Dorfes geht. Diese paar Meter werden als große Errungenschaft prÀsentiert, im Kreml unermüdlich Medaillen und Auszeichnungen verteilt, die Kriegshelden wie am Fließband gestempelt.

Die EuropΓ€er mΓΆgen aber nicht darΓΌber nachdenken, welche Konsequenzen eine reale Niederlage der Ukrainer fΓΌr uns bringen wΓΌrde. Anstatt die BΓΌrger mit Zahlen und Gattungen des MilitΓ€rgerΓ€ts zu verwirren, sollte man darΓΌber sinnieren, was der Westen, was Europa zu verlieren hat, sollte die ukrainische Armee nachgeben mΓΌssen. Dabei soll es nicht um Panikmache gehen, dass Putins Armee im Falle eines erfolgreichen VorrΓΌckens weitere Grenzen verletzen und Gebiete erobern, andere ehemalige Republiken der Sowjetunion angreifen oder gar der Nato den Krieg erklΓ€ren wΓΌrde.

Bloß nicht Trump

Eine solche Entwicklung erscheint mir angesichts der wirtschaftlich angespannten Lage in Russland im Augenblick als nicht besonders glaubwürdig. Doch Putin kann in Europa viel grâßeren Schaden einrichten, ohne direkt anzugreifen. Letzten Endes geht es in diesem Krieg um eine Auseinandersetzung zwischen zwei politischen Systemen: Totalitarismus versus Demokratie. Die Vor- und Nachteile beider Systeme werden noch einmal durch den Krieg vorgetragen.

Wenn es Putin gelingt, der Welt zu zeigen, dass demokratische Staaten, die jeden Panzer für die Ukraine einzeln ausdiskutieren, nicht in der Lage sind, einer totalitÀren Macht Paroli zu bieten, wird dies für Europa verheerende Folgen haben. Eine solche Demonstration der UnfÀhigkeit wird Putinversteher in allen europÀischen LÀndern und außerhalb aus ihrem Halbschlaf wecken.

Als Beispiel haben wir den bereits erwachten Donald Trump, der den Amerikanern verspricht, den Konflikt mit Putin binnen 24 Stunden "zu regeln". Wie er das machen wird? Auf Donald-Trump-Art.

Ein Sieg Putins wΓΌrde ΓΌberall auf der Welt demokratiefeindliche KrΓ€fte wecken und die bΓΌrgerlichen Institutionen Europas vernichten, eine Interessenpolitik wΓΌrde die Wertepolitik auflΓΆsen. Dadurch riskierten wir, das Wertvollste zu verlieren, das wir haben: unsere Freiheit. Und das alles, ohne einen Krieg zu fΓΌhren.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

t-online - Nachrichten fΓΌr Deutschland


TelekomCo2 Neutrale Website