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"Yellowcake" in Libyen verschwunden | Die Suche nach den zehn Uran-Fässern


Wer hat es auf den "Yellowcake" abgesehen?

  • David Schafbuch

Aktualisiert am 16.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Yellowcake in einer kanadischen Atomanlage: In Libyen sind zehn Fässer mit dem radioaktiven Pulver verschwunden. (Quelle: Robert Harding/imago images)
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Die Internationale Atomenergiebehörde vermisst Tonnen von Uran in Libyen. Wo könnte es sein – und wer könnte ein Interesse daran haben?

Das Wichtigste im Überblick


Inspektionen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sind eigentlich keine besonders spannende Sache. Doch diese Nachricht lässt aufhorchen: In Libyen ist tonnenweise Uran verschwunden. Das Material sei "nicht dort, wo es nach Angaben der Behörden eigentlich sein sollte", heißt es in einer Mitteilung der Behörde am Mittwochabend. Man nehme nun eine zusätzliche Überprüfung vor, "um die Umstände des Verschwindens des nuklearen Materials und dessen aktuellen Verbleib zu klären".

Doch wonach sucht die Behörde jetzt genau – und wie gefährlich ist das Material, wenn es in die falschen Hände gerät? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen:

Was ist verschwunden?

Vermisst werden laut der Atomenergiebehörde insgesamt 2,5 Tonnen Uran. Gelagert wurde das Material demnach in zehn Fässern. Bei dem Uran soll es sich um sogenannten Yellowcake handeln, ein pulverförmiges Gemisch aus mehreren Uranverbindungen, das zuvor aus Uranerz gewonnen wurde. Der Name kommt daher, dass Yellowcake ("Gelbkuchen") je nach Herstellungsart häufig gelb oder orange ist, allerdings sind auch dunklere Farben möglich.

Wozu kann das Uran genutzt werden?

In der Regel ist das Pulver der Ausgangsstoff, um später Brennelemente für Kernkraftwerke herzustellen. Entscheidend für die weitere Verwendung ist dabei der Anteil des Isotops Uran-235. Um den Anteil in dem Pulver zu erhöhen, wird der Yellowcake damit angereichert. Später lässt sich das Pulver dann in Uranhexaflorid umwandeln (UF6).

Das Uran kann jedoch ebenso für die Herstellung von Nuklearwaffen genutzt werden. Dafür sind allerdings weitere Anreicherungsprozesse notwendig. Die erste in einem Krieg abgeworfene Atombombe "Little Boy", die die USA 1945 im japanischen Hiroshima einsetzten, enthielt etwa 64 Kilogramm Uran, das zu 80 Prozent aus Uran-235 bestand.

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"Little Boy": Die Atombombe wurde 1945 über Hiroshima abgeworfen und enthielt radioaktives Uran. (Archivfoto) (Quelle: imago images)

Wer könnte ein Interesse an dem Material haben?

Für die Antwort auf diese Frage muss man zunächst wissen, dass in Libyen seit 2011 ein Bürgerkrieg tobt, in dem mehrere Gruppen ein Interesse an dem Uran haben könnten. Damals wurde der damalige Machthaber Muammar al-Gaddafi gestürzt.

Die wichtigsten Gruppierungen sind auf der einen Seite die Truppen der Einheitsregierung des Ministerpräsidenten Fayez al-Sarraj, die von der UN anerkannt ist. Auf der anderen Seite steht die Gegenregierung des Generals Chalifa Haftar. Haftar kontrolliert den größeren Teil des Landes, vor allem den Osten und das Zentrum des Landes, während al-Sarraj den Nordwesten unter seiner Kontrolle hat, inklusive der Hauptstadt Tripolis.

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Fayez al-Sarraj: Die Regierung des Ministerpräsidenten Libyens wird von der UN anerkannt. (Quelle: Samantha Zucchi/imago images)

Da allerdings viele unterschiedliche Gruppierungen beide Lager unterstützen, teils auch verdeckt, sind einige Staaten direkt oder indirekt an dem Konflikt beteiligt. Zu den wichtigsten Unterstützern von al-Sarraj zählen etwa Katar und die Türkei. Haftar wird unter anderem von den Vereinigten Arabischen Emiraten militärisch unterstützt. Zu weiteren Helferstaaten zählen Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien oder Russland, das in dem Konflikt mit Wagner-Söldnern aktiv sein soll.

Speziell im Nahen Osten gibt es die Befürchtung, dass es durch das fortschreitende Atomprogramm des Iran in Zukunft zu einem nuklearen Wettrüsten kommen könnte. Allerdings hat etwa das mit dem Iran verfeindete Saudi-Arabien kürzlich erklärt, man wolle wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen.

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Chalifa Haftar: Der General erhält unter anderem Unterstützung von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emirate. (Quelle: Xander Heinl/imago images)
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Im Westen und in Europa gibt es mehrheitlich eine Tendenz zu al-Sarraj, jedoch ist hier das Bild ebenfalls nicht eindeutig. Frankreich wird beispielsweise vorgeworfen, im Antiterrorkampf verdeckt mit den Truppen von Haftar zusammengearbeitet zu haben.

Von daher lässt sich aufgrund der Vielzahl von Unterstützergruppen kaum eine Schlussfolge ziehen, ob möglicherweise eine Gruppierung das Uran in seinen Besitz gebracht hat. Wichtig ist dabei auch zu beachten, dass die IAEA keine Angaben dazu machte, wo genau in Libyen die Inspektion stattfand und welche Konfliktpartei das Gebiet dort kontrolliert.

Gab es in der Vergangenheit schon ähnliche Fälle?

In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder Fälle, in denen radioaktives Material oder ganze Nuklearwaffen als vermisst galten oder verschwanden. In den USA wird dann von "Broken Arrows" gesprochen: Damit kann aber auch ein versehentlicher Unfall oder eine Detonation gemeint sein. Bekannt sind mindestens 32 solcher Fälle sowie 6 weitere, bei denen Atomwaffen verschwanden und bis heute nicht mehr gefunden wurden.

Allerdings sind solche Zahlen mit Vorsicht zu genießen, da die Atommächte erwartungsgemäß zu derlei Vorfällen eher schweigen.

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Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa, AFP und Reuters
  • kernenergie.ch: "Brennstoffkreislauf"
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