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Flüchtlinge: UNHCR meldet für 2024 mehr Vertriebene


Neue Flüchtlingsdaten der UN
Den traurigen ersten Platz belegt nun ein anderes Land


12.06.2025 - 07:01 UhrLesedauer: 3 Min.
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Ein Mann wird nach dem Schiffbruch aus dem Mittelmeer gerettet (Symbolbild): Die meisten gewaltsam Vertriebenen bleiben in ihren Heimatländern. (Quelle: IMAGO/Jaime Perez Rivero/imago)
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Im vergangenen Jahr gab es laut UNHCR wieder mehr Flüchtlinge auf der Welt. Syrien steht dabei nicht mehr auf dem ersten Platz der Herkunftsländer von Vertriebenen.

Die Zahl der durch Gewalt vertriebenen Menschen ist im vergangenen Jahr erneut deutlich gestiegen. Das geht aus dem Weltflüchtlingsbericht "Global Trends" des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hervor. Demnach waren bis Ende des vergangenen Jahres 123,2 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung. Das sind sieben Millionen Menschen mehr als in 2023.

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Katharina Thote, UNHCR-Vertreterin in Deutschland, erklärt t-online: "Die Zahl ist immens. 123 Millionen, das sind so viele Menschen, wie Japan Einwohner hat." Thote betont dabei, dass es um vertriebene Menschen geht: "Das sind nicht Menschen, die freiwillig ihrer Heimat den Rücken gekehrt haben, weil sie woanders ein besseres Leben erhoffen."

Es gehe auch nicht um Menschen, die wegen Hunger oder Naturkatastrophen fliehen würden, führt die UNHCR-Vertreterin aus. "Sondern es sind Menschen, die keine andere Wahl hatten, die gewaltsam vertrieben wurden, die vor Krieg und schweren Menschenrechtsverletzungen fliehen mussten und nicht wissen, ob sie jemals wieder zurückkehren können", so Thote.

Zahl der Binnenvertriebenen steigt deutlich

Als Vertriebene werden meist Binnenflüchtlinge bezeichnet. Sie genießen keinen besonderen Schutz durch das Völkerrecht. Übertreten die Menschen eine internationale Grenze, gelten sie nach dem Völkerrecht als Flüchtlinge. Das UNHCR fasst unter dem Begriff "gewaltsam Vertriebene" sowohl Binnenvertriebene als auch Flüchtlinge zusammen, die im Ausland Schutz suchen. Laut UNHCR leben mehr als zwei Drittel der Flüchtlinge in direkten Nachbarländern.

Die Zahl der Flüchtlinge ist dem Bericht zufolge mit 42,7 Millionen Menschen weitgehend stabil geblieben. Dafür gebe es deutlich mehr Binnenvertriebene: 73,5 Millionen Menschen waren demnach in ihrem eigenen Land auf der Flucht – 6,3 Millionen mehr als noch 2023. Hinzu kämen 8,4 Millionen Asylsuchende weltweit, ein Anstieg von 1,5 Millionen im Vergleich zum Vorjahr.

Syrer kehren nach Assad-Sturz zurück

Die ersten Monate des Jahres 2025 lassen demnach auf einen leichten Abwärtstrend bei den Fluchtzahlen hoffen. Dafür sind insbesondere Syrer verantwortlich, die nach dem Sturz des Assad-Regimes im vergangenen Dezember in ihr Land zurückkehrten. Laut UNHCR waren es bis Mitte Mai etwa eine halbe Million Rückkehrer. Zudem seien gut 1,2 Millionen Binnenvertriebene in ihre Heimatorte zurückgekehrt.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk, 1950 gegründet, meldet weltweit insgesamt 9,8 Millionen Rückkehrer, darunter 1,6 Millionen Flüchtlinge. Das seien so viele, wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Die restlichen 8,2 Millionen waren Binnenvertriebene. Auch das sei die zweithöchste je registrierte Zahl.

Ob der Trend der Rückkehrer anhalte, hänge von der Entwicklung der Situation in von Krieg und Konflikten betroffenen Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, dem Sudan oder der Ukraine ab, heißt es in "Global Trends".

Sudan das Land mit den meisten Vertriebenen

Wie aus dem UNHCR-Bericht hervorgeht, sind Kriege und Konflikte die Hauptursache zur Flucht. Hauptsächlich der Sudan, Myanmar und die Ukraine sind davon betroffen. Allein aus dem Sudan sind demnach 14,3 Millionen Menschen geflohen. Das UNHCR bezeichnet den dortigen Bürgerkrieg als "größte Vertreibungskrise der Welt". Der Sudan hat damit Syrien (13,5 Millionen) auf dem ersten Platz als Herkunftsland der Vertriebenen abgelöst. Dahinter folgen Afghanistan (10,3 Millionen) und die Ukraine (8,8 Millionen). Insgesamt also stammen aus diesen vier Staaten etwas mehr als ein Drittel aller Vertriebenen.

Filippo Grandi, Hoher Kommissar der UN für Flüchtlinge, erklärte laut Mitteilung: "Wir leben in einer Zeit starker Unbeständigkeit in den internationalen Beziehungen. Die moderne Kriegsführung hat eine fragile und erschütternde Situation geschaffen, die von großem menschlichem Leid geprägt ist." Angesichts dessen müssten Anstrengungen verdoppelt werden, "um Frieden zu schaffen und dauerhafte Lösungen zu finden".

Gleichzeitig beklagt das UN-Flüchtlingshilfswerk die laut eigenen Angaben größte Finanzierungskrise in der Geschichte des UNHCR. Obwohl sich die Zahl der vertriebenen Menschen in den vergangenen zehn Jahren annähernd verdoppelt habe, liegen die zur Verfügung stehenden Mittel weiterhin auf dem Niveau von 2015. Das UNHCR warnt angesichts dessen vor Gefahren für Flüchtlinge und Vertriebene.

Verwendete Quellen
  • UNHCR: "Global Trends. Forced Displacement in 2024"
  • Pressemitteilung des UNHCR
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