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Beirut: Autobombe tötet auch Chef des Polizeigeheimdienstes


Krisen & Konflikte
Verheerender Anschlag in Beirut

Von dapd
Aktualisiert am 20.10.2012Lesedauer: 3 Min.
Libanon: Eine Autobombe hat zahlreiche Menschen getötet und etliche verletztVergrößern des BildesEine Autobombe hat zahlreiche Menschen getötet und etliche verletzt (Quelle: reuters)
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Beim verheerendsten Bombenanschlag in Beirut seit mehreren Jahren sind am Freitag der Chef des libanesischen Polizeigeheimdienstes sowie sieben weitere Menschen getötet worden.

Dutzende Menschen wurden bei der Explosion der Autobombe verletzt, deren Ziel nach Angaben der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur der Fahrzeugkonvoi von Geheimdienstchef Wissam al-Hassan war.

Hisbollah "schockiert"

Wer hinter dem Anschlag steckt und ob es möglicherweise eine Verbindung zum Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien gibt, war zunächst unklar. Die syrische Regierung verurteilte das Attentat jedenfalls scharf. Es sei ein "feiger terroristischer Angriff" gewesen, sagte der syrische Informationsminister Omran al-Subi.

Die Hisbollah, der engste Verbündete des syrischen Regimes im Libanon, erklärte, sie sei schockiert über das "furchtbare terroristische Verbrechen" und rief die Behörden auf, die Täter zu fassen. Alle politischen Kräfte im Libanon müssten gegen "jeden Verschwörer wider das Leben und die Sicherheit der Nation" zusammenarbeiten.

Auch die USA verurteilten den Anschlag "aufs Schärfste". Die Regierung in Washington habe keine Informationen über die Attentäter, sagte Außenamtssprecherin Victoria Nuland.

Viele Libanesen glaubten aber offenbar, dass der Anschlag von Syrien ausgegangen sein könnte. Al-Hassan hatte Ermittlungen gegen den früheren Informationsminister Michel Samaha geleitet, einen der engsten Verbündeten der syrischen Regierung im Libanon. Samaha wurde am 9. August verhaftet und anschließend wegen der Planung von Terroranschlägen angeklagt.

Nach Angaben aus Polizeikreisen hat er zugegeben, persönlich Sprengstoff von Syrien über die Grenze in den Libanon transportiert zu haben. Neben ihm wurde auch der syrische Geheimdienstchef Ali Mamluk in Abwesenheit angeklagt.

Große Zerstörung in christlichem Viertel

Die gewaltige Explosion am Freitagnachmittag erschütterte eine enge Straße in dem mehrheitlich christlichen Viertel Achrafieh. In mehreren Straßenzügen wurden Türen und Fenster zerstört, Balkone wurden von Wohnhäusern gerissen und Autos durch die Luft geschleudert.

Blutüberströmte Bewohner flohen aus ihren Häusern, andere versuchten den vielen Schwerverletzten zu helfen. Nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen wurden 60 Menschen verletzt, 20 von ihnen schwer.

Die staatliche Nachrichtenagentur bezifferte die Zahl der Verwundeten auf 78. Gesundheitsminister Ali Hussein Chalil rief die Krankenhäuser auf, alle Opfer dieses "terroristischen Bombenanschlags" aufzunehmen.

Al-Hassans Leiche war so entstellt, dass seine Leibwächter ihn erst anhand seiner Turnschuhe erkannt hätten, sagte ein Rettungssanitäter am Ort der Explosion. Der Geheimdienstchef war nach Angaben aus Sicherheitskreisen erst am Morgen aus Paris zurückgekehrt, wo er Verwandte besucht hatte. Sein Wagen war offenbar nicht gepanzert. Neben ihm kam auch sein Fahrer ums Leben.

Enge Verflechtungen zwischen Libanon und Syrien

In den vergangenen Wochen und Monaten war auch der Libanon immer wieder von den Folgen des Bürgerkriegs in Syrien erfasst worden. So lieferten sich Anhänger und Gegner des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad wiederholt Kämpfe.

Zwischen den beiden Ländern besteht ein enges Netz aus politischen und religiösen Allianzen und Feindschaften. Die libanesischen Sunniten stehen grundsätzlich auf der Seite von Syriens mehrheitlich sunnitischen Rebellen, während die mächtige Hisbollah-Miliz einer der wichtigsten Verbündeten Assads ist.

Der Libanon war in den vergangenen Jahren Ziel einer Reihe von Bombenanschlägen, die 2005 mit dem Selbstmordattentat auf den früheren Ministerpräsidenten Rafik Hariri begann. In den folgenden Jahren wurde eine Reihe von Syrien-Gegnern getötet, viele von ihnen bei Anschlägen mit Autobomben. Zahlreiche Libanesen werfen dem syrischen Regime vor, für die Attentate verantwortlich zu sein. Damaskus wies aber stets alle Vorwürfe zurück.

Der letzte schwere Bombenanschlag fand im Jahr 2008 statt, als ein Anti-Terror-Ermittler, der eine Reihe anderer Attentate untersuchte, selbst ums Leben kam. Neben ihm wurden auch vier weitere Menschen getötet und 38 verletzt.

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