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Krebsdiagnose von Lloyd Austin: Muss der Pentagon-Chef nun gehen?


Krebsdiagnose zurückgehalten
Wird dem Pentagon-Chef sein Versteckspiel nun zum Verhängnis?

Von dpa
Aktualisiert am 10.01.2024Lesedauer: 3 Min.
imago images 0311684757Vergrößern des BildesUS-Verteidigungsminister Lloyd Austin: Der Pentagon-Chef hielt seine Krebsdiagnose geheim. (Quelle: IMAGO/Michael Brochstein/imago-images-bilder)
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US-Verteidigungsminister Austin hielt seine Krebsdiagnose geheim, das Weiße Haus kritisiert die fehlende Kommunikation – politische Gegner fordern seinen Rücktritt.

Das Weiße Haus hat den US-Verteidigungsminister Lloyd Austin für den Umgang mit seiner Erkrankung ungewöhnlich deutlich kritisiert. "Das ist nicht die Art und Weise, wie das geschehen soll", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, mit Blick auf die Informationspolitik des Pentagon-Chefs.

Austin hatte kurz zuvor seine Prostatakrebserkrankung öffentlich gemacht. US-Präsident Joe Biden erfuhr nach Angaben des Weißen Hauses erst rund einen Monat nach der Anfang Dezember erstellten Diagnose davon – nur wenige Momente, bevor die Öffentlichkeit informiert wurde. Die Rufe politischer Gegner nach dem Rücktritt des Ministers werden lauter. Das Weiße Haus sprach dem Minister jedoch sein Vertrauen aus.

Kurz vor Weihnachten wurde er operiert

Tagelang wurde in den USA über den Gesundheitszustand des Ministers gerätselt, nachdem am Freitag der weiter andauernde Krankenhausaufenthalt des 70-Jährigen bekannt geworden war. Das Pentagon informierte darüber spärlich – und erst mit Verzögerung. Erst am Dienstag ließ Austin mitteilen, dass bei ihm Anfang Dezember Prostatakrebs diagnostiziert wurde.

Kurz vor Weihnachten unterzog er sich deswegen einem Eingriff. Schließlich sei es am Neujahrstag zu Komplikationen gekommen, teilte die zuständige Klinik mit. Austin musste demnach wegen einer Harnwegsinfektion ins Krankenhaus, er wurde zwischenzeitlich auf der Intensivstation behandelt.

US-Präsident Biden wusste mehrere Tage nicht, dass sein Minister im Krankenhaus liegt. In den USA kam die Frage auf, wer bei internationalen Krisen wie dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und der angespannten Lage im Nahen Osten im Pentagon eigentlich die Befehlsgewalt habe, wenn der Verteidigungsminister ausfalle. Das Pentagon war deshalb heftig in die Kritik geraten. Es ist in den USA üblich, dass die Öffentlichkeit sehr genau über den Gesundheitszustand ihrer Top-Politiker informiert wird.

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Weißes Haus wusste nichts von der Diagnose

Das Weiße Haus hatte sich zunächst hinter Austin gestellt und dessen Leistungen als Pentagon-Chef gepriesen. Für die Informationspolitik entschuldigte sich Austin am Wochenende. Allerdings machte er dabei keine Angaben dazu, warum er überhaupt im Krankenhaus sei.

Am Dienstagmorgen sei Biden schließlich über Austins Diagnose informiert worden, ließ das Weiße Haus wissen. Damit hat der Demokrat nur wenige Stunden vor der Öffentlichkeit davon erfahren. Das sei nicht "optimal", teilte das Weiße Haus mit.

"Der Präsident (...) ist der Meinung, dass Transparenz gegenüber dem amerikanischen Volk sehr wichtig ist", sagte Kirby. Deshalb dürfe sich so etwas nicht wiederholen. Auf die Frage, wie es sein könne, dass Biden und Austin vor wenigen Tagen telefoniert hätten und die Diagnose des Ministers dabei nicht zur Sprache gekommen sei, hatte das Weiße Haus keine Antwort.

Republikaner fordern Rücktritt

Schon als bekannt wurde, dass Austin seinen Krankenhausaufenthalt mehrere Tage geheim gehalten hatte, forderten politische Gegner Austins Rücktritt. Aber auch Demokraten äußerten sich kritisch. Nun betonen zahlreiche Republikaner abermals, dass Austin nicht im Amt zu halten sei.

Der Republikaner Mike Rogers, Vorsitzender des Militärausschusses im Repräsentantenhaus, leitete eine Untersuchung der Vorgänge ein. "Das Ministerium ist eine robuste Institution, die so konzipiert ist, dass sie auch bei Angriffen unserer Feinde funktioniert, aber sie ist nicht für einen Minister konzipiert, der verheimlicht, dass er handlungsunfähig ist", schrieb er.

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Vier republikanische Kongressmitglieder, die selbst im Militär gedient hatten, wandten sich mit einem Schreiben an Biden. Es sei "gefährlich, rücksichtslos und mehr als besorgniserregend", dass ein Verteidigungsminister bei einem operativen Eingriff nicht dem Protokoll folge. "Wenn er nicht zurücktritt, sollte er sofort entlassen werden."

Austin weiter in Klinik

So weit wollte das Weiße Haus am Dienstag nicht gehen. Auf die Frage, ob Biden plane, bis zum Ende seiner Amtszeit Anfang des kommenden Jahres an Austin festzuhalten, sagte Kirby: "Ja." Biden wünsche ihm nun gute Besserung. Er habe Vertrauen in Austins Fähigkeiten. Das Pentagon teilte mit, dass Austin aus dem Krankenhaus heraus seinen Aufgaben voll nachkomme.

Wann der Minister aus dem Krankenhaus entlassen wird, blieb offen. Austin mache Fortschritte und es sei "eine vollständige Genesung" zu erwarten, teilte die behandelnde Klinik mit. Mittlerweile sei die Infektion abgeklungen. Dies könne aber ein langer Prozess sein. Mit Blick auf die Diagnose Prostatakrebs hieß es, die Erkrankung sei früh erkannt worden und die Prognose für eine Heilung "exzellent".

Prostatakrebs ist die zweithäufigste Krebsart bei Männern in den Vereinigten Staaten nach weißem Hautkrebs. Im frühen Stadium sind die Heilungschancen generell gut. Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist ein walnussgroßes Organ, das beim Mann den Ansatz der Harnröhre umschließt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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