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Donald Trump führt Krieg gegen Medien: "Müll", "Schleim", und "Abschaum"


Trumps Krieg gegen die Medien
"Müll", "Schleim" und "Abschaum"

dpa, Von Gabriele Chwallek

Aktualisiert am 15.08.2016Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump.Vergrößern des BildesPoltern scheint seine Lieblingsbeschäftigung zu sein, auch gegen die Medien: Donald Trump. (Quelle: dpa-bilder)
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Medienschelte ist in Wahlkämpfen gang und gäbe. Aber Donald Trump setzt auch hier neue Maßstäbe.

Journalisten wissen, dass sie heutzutage nicht mehr zur beliebtesten Berufsgruppe gehören. Aber es ist noch viel schlimmer. Sie sind die "niedrigste Form des Lebens", die "niedrigste Form der Menschheit". "Müll". "Schleim". "Abschaum". Orginalton Donald Trump.

Schon im Vorwahlkampf hatte der Republikaner zunehmend gegen die Medien in den USA geschossen, einzelne Reporter bei Veranstaltungen direkt angegriffen, manche aus dem Saal verwiesen - nie zimperlich in seiner Wortwahl: "Verlierer", "Lügner", "Betrüger", hat er sie beschimpft.

Eine Reihe von Medien setzte er gar auf eine schwarze Liste, sie sind von seinen Wahlkampfauftritten verbannt, so die "Washington Post", "Politico" und der "National Review".

Auch Hillary klagt, aber nicht so

Nun ist Medienschelte in Wahlkämpfen normal geworden, besonders bei den Konservativen. Die Republikaner beklagen sich stets, dass die großen amerikanischen Medien gerne die andere Seite bevorzugen würden. Aber auch Hillary Clinton von der Gegenseite beschwert sich im laufenden Wahlkampf routinemäßig über unfaire Behandlung.

Trumps Attacken gehen jedoch weit über das normale Ausmaß in Präsidentschaftsrennen hinaus - was für ihn jedoch wiederum normal zu sein scheint, denn Trump sprengt jedes normale Maß.

Die Tiraden sind längst nicht mehr einzelne Retourkutschen eines Mannes, der bekanntlich gerne austeilt, aber selber wenig einstecken kann. Sie haben sich zu einer wütenden Kampagne ausgewachsen - oder einem zweiten Wahlkampf gegen einen zweiten Feind, wie es der Kandidat jetzt selber formulierte.

Rundumschläge deutlich zugenommen

"Ich trete nicht gegen Betrüger-Hillary an, sondern gegen die Betrüger-Medien", sagte der Milliardär am Wochenende bei einem Auftritt in Connecticut. Tatsächlich widmete er sich in seiner Rede den "unehrlichen" Medien fast genauso stark wie seiner Rivalin, insbesondere der "New York Times" ("wirklicher Müll") und CNN ("schleimig").

Aktueller Anlass für den Zorn auf die Zeitung war ein Bericht am Samstag über die fruchtlosen Bemühungen im Trump-Lager, den Kandidaten im Zaum zu halten. Dem Sender kreidete er unfaire Berichterstattung über eine jüngste Äußerung an, der zufolge der aktuelle Präsident Barack Obama und Hillary Clinton "Gründer" der Terrormiliz IS seien - was, wie Trump im nachhinein anfügte, sarkastisch gemeint gewesen wäre.

Aber es steckt mehr dahinter: Trumps Rundumschläge haben in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. Seit Umfragen ihn in womöglich wahlentscheidenden "Swing States" deutlich hinter Clinton sehen. Das legt die Vermutung nahe, dass Trump sich für den Fall einer Niederlage einen Sündenbock aufbauen will.

Vielleicht glaubt er es ja wirklich

Und vielleicht glaubt er ja auch wirklich, dass das so ist. "Wenn verabscheuungswürdige und korrupte Medien ehrlich über mich berichten und nicht jedes Wort, das ich sage, falsch auslegen würden, würde ich Hillary mit 20 Prozent schlagen", twitterte Trump am Sonntag.

Und dann: "Meine Kundgebungen werden nicht angemessen von den Medien gecovert. Sie diskutieren niemals die wirkliche Botschaft und zeigen nie, wie groß das Publikum oder die Begeisterung sind."

Tatsächlich berichten die Medien weitaus mehr über Trump als über Clinton, die aber beileibe auch kein Darling der Journaille ist. Trump liefert mehr Stoff, schon allein durch seine Flut oft gehässiger Tweets, ist selber "mehr Medien als Politik", wie es der frühere "Time"-Chefredakteur John Huey am Sonntag formulierte.

"Überreaktion der Medien"

Aber etwas hat sich in der Berichterstattung über Trump geändert, deutlich spürbar mit dem Voranschreiten der Vorwahlen. Man reißt sich zwar weiter um Interviews mit ihm, wie in den Anfängen, als der Außenseiter oft auf allen Kanälen war - und ihm genau das Forum geboten wurde, das er sich wünschte und das zu seinem Aufbau beitrug. Jetzt wird Trump aber bei weitem stärker geprüft, getestet, herausgefordert - und im Zweifel fällt das Urteil gegen den Angeklagten.

Anfangs hätten sich viele Journalisten von solchen Motiven leiten lassen: "Wow, wenn das hier kein verrückter Wahlkampf ist", hieß es unlängst in einem Kommentar der "Washington Post". Mittlerweile hätten die Medien aber einen Wendepunkt erreicht, "und Donald Trump wird das vielleicht nicht überleben".

Mit anderen Worten: Viele Medien hielten Trumps Kandidatur anfangs für einen Witz, Entertainment. Jetzt haben sie erkannt, wie ernst die Sache ist. Und überziehen vielleicht nun auch etwas, aus einer Art journalistischem Schuldgefühl?

TV-Sender, die anfangs mit Blick auf die Einschaltquoten eifrig auf den Trump-Zug aufgesprungen waren, bedauerten es jetzt, ihm so viel Sendezeit gegeben zu haben, meint der republikanische Stratege Alex Patton. "Was wir erleben, ist in einigen Fällen eine Überreaktion der Medien. Ich glaube, sie haben erkannt, dass sie Donald Trump geschaffen haben."

"New-York-Times"-Kolumnist Jim Rutenberg glaubt, dass eine objektive Berichterstattung über Trump für Journalisten eine Herausforderung sei, weil viele ihn als schädlich für das Land betrachten würden.

"Herrn Trump als einen unnormalen und potenziell gefährlichen Kandidaten zu covern, ist mehr als nur ein Schock für das journalistische System", schrieb Rutenberg. "Es droht seine Gegnerin Hillary Clinton zu bevorteilen, die Pressekonferenzen scheut und selber viel mehr kompromisslose Berichterstattung auf sich ziehen sollte."

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