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TV-Kritik "Maybrit Illner": Washington, London - was genau war Thema?


TV-Kritik
"Besonderer Abend" bei Illner: besonders langweilig

David Heisig

Aktualisiert am 09.06.2017Lesedauer: 4 Min.
Steingart, Brok, Illner: Der Talk wollte nicht zünden.Vergrößern des Bildes
Steingart, Brok, Illner: Der Talk wollte nicht zünden. (Quelle: Screenshot ZDF)
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Die zwei Vorlagen waren brillant: Ex-FBI-Chef Comey blamiert Donald Trump und Premierministerin Theresa May muss in Großbritannien um den Wahlerfolg bangen. Aber Maybrit Illner hat nichts daraus gemacht.

Die Gäste

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  • Sylke Tempel, Außenpolitik-Expertin
  • Julia Ebner, Extremismusforscherin
  • Sönke Neitzel, Historiker
  • Gabor Steingart, Herausgeber des Handelsblatts
  • Elmar Brok, CDU-Europapolitiker

Das Thema

Illner wollte mit ihrer Talkrunde auf Reisen gehen: Washington, London, Brüssel und Berlin. Alles in 60 Minuten. Schon zu Beginn war zu vermuten, dass ihre Gäste bei diesem ambitionierten Reiseplan nur schwer mithalten können würden. Zumal alle auf den spannendsten Moment des Abends hinfieberten: Die ersten Prognosen zur Parlamentswahl in Großbritannien.

Die Fronten

Tempel mutmaßte, trotz starker Kritik und vehementem Gegenwind, auch aus eigenen Republikaner-Reihen, gebe es kaum Hoffnung auf ein schnelles Trump-Ende. Neitzel vermutete, eine enge Beziehung zwischen den USA und Großbritannien sei schlecht für die EU. Steingart ergänzte, der EU fehle ein gemeinsames Fundament. Daher erstarkten die Populisten. Ebner war der Ansicht, wer ausgrenze verliere den Kampf gegen den Terror. Brok befürchtete, sollte der Brexit nicht geordnet verlaufen, gebe es im Herbst eine Krise. Punkte, die thematisch ineinander spielten, aber nicht für Stringenz sorgten.

Kern der Diskussion

So begann Illner ihre Tour jenseits des großen Teichs, mit einem Einspieler, in dem Trump im Sumpf versinkt. Umgeben von possierlichen Krokodilen. Das hatte was. Immerhin erinnere das Ganze an Watergate, die Affäre, die einst Richard Nixon sein Präsidentenamt kostete, so Illner. Noch viel schlimmer könne Trumps Lage werden, so Steingart. Seinen besten Tag habe der mit seiner Amtseinführung hinter sich. Entscheidend sei, wie sich die Republikaner, das Establishment nun zu Trump verhielten, ergänzte Neitzel. Die Behinderung der Justiz sei ein „schwerwiegender juristischer Vorwurf“, so Tempel. Immerhin hielten Trump dessen Wähler im Mittleren Westen der USA weiter die Stange, war sich die Runde sicher. Da keiner Ansichten mit Fakten untermauern konnte, blieb der USA-Trip nebulös. Also verschiffte Illner ihre Gäste nach Großbritannien.

Aufreger des Abends

Hier konnte man schon ahnen, dass Teile des Gesagten durch erste Nach-Wahlprognosen zur Parlamentswahl schnell obsolet werden könnten. Steingart jedenfalls überraschte mit der Aussage: „Selbst wenn der Kandidat kauzig ist“, würde er in London wählen dürfen, würde er sein Kreuz bei Labour und nicht „diesen Konservativen“ machen. Das sage er „weil“ und „nicht obwohl“ er eine Wirtschaftszeitung herausbringe. Vom Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft hätten in GB nur wenige profitiert. Das sei ein Problem der Konservativen. Die Wirtschaftspolitik sei dysfunktional. Er hätte ihre Frage „grandios umschifft“, so Illner. Die zielte auf innere Sicherheit und Terrorismus. Der habe vor allem eine ökonomische Seite, konterte er. Die sozial Abgehängten seien am ehesten verführbar. Tempel und Neitzel schüttelten den Kopf. Terrorismus sei eine ideologische Frage. Im Nahen Osten seien viele Terrorführer gut ausgebildet, keine sozialen Verlierer, so Tempel. Der kurze Disput löste sich aber schnell in Wohlgefallen auf.

Höhepunkt des Abends

Da war die Schalte nach Maidenhead (England) schon amüsanter. Illner sprach dort mit Matt Frei, einem Fernsehkollegen von Channel 4 News. Der berichtete locker flockig vom britischen Wählerwillen und vom Wahlmodus. Die drei Terroranschläge und soziale Fragen hätten Mays Wahlkampf ruiniert. Dabei habe die sich nur eine stabile Mehrheit für den Brexit abholen wollen. Immerhin werde sie in Maidenhead wohl noch gewählt, „wo Damen, die noch älter sind als Theresa May Bingo spielen“, so Frei. Das war witzig.

Illner-Momente

Eigentlich konnte man der Reiseleiterin keinen Vorwurf machen. Illner hakte, mit Blick auf den straffen Zeitplan die Stationen ab. Nur: am Piccadilly Circus mal die Beine baumeln lassen, wäre schön gewesen. Es wäre spannend gewesen, mehr über Ebners hautnahe Erfahrungen mit Extremismus zu hören. So durfte die nur schon Bekanntes vermelden: vom Extremismus, der die Wählerstimmung in Großbritannien beeinflusst hat. Dass Mays harte Rhetorik vom Aussetzen der Menschenrechte den Terroristen in die Hände spielte und dass die Spaltung der Gesellschaft deren Ziel sei. Das sei ein Plädoyer für mehr Prävention, so Illner. Damit ließ sie Ebner stehen. In die Runde bat sie sie nicht.

Was schade war

Was für fernöstliche Touristengruppen enormer Reisestress ist, funktionierte auch in Illners aktueller Runde nicht. Es entstand keine Diskussion, keine Reibung zwischen den Gästen. Selbst Brok, sonst Garant für energiegeladenes Echauffieren, blieb blass. Warum sollte er sich auch aufregen? Da gab es nichts. Nur die ersten Prognosen zur Parlamentswahl um 23 Uhr, präsentiert in der Live-Schalte zu Korrespondentin Diana Zimmermann verhießen Spannung: Die Konservativen seien stärkste Partei, verlören aber die absolute Mehrheit. Das sei „eine unfassbare Überraschung“, aber alles sei „komplett offen“. Sie schien so aufgeregt, als würden gleich die Beatles um die Ecke kommen. Steingart forderte, man müsse die Briten jetzt „umarmen“ und nicht ausschimpfen.

Illner betonte am Ende, die Sendung sei eine „besondere“ gewesen. Ja. Besonders langweilig.

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