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Vor US-Wahl 2008 – Ehestreit bei Obamas: "Gott, Barack, wann wird es genug sein?"


Vor der US-Wahl 2008
Ehestreit bei den Obamas: "Gott, Barack, wann wird es genug sein?"

Von dpa
Aktualisiert am 16.11.2020Lesedauer: 4 Min.
Michelle und Barack Obama: Die ehemalige First Lady war nicht begeistert von der Präsidentschaftskandidatur ihres Mannes.Vergrößern des BildesMichelle und Barack Obama: Die ehemalige First Lady war nicht begeistert von der Präsidentschaftskandidatur ihres Mannes. (Quelle: imago-images-bilder)
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In Barack Obamas neu veröffentlichten Memoiren blickt er auf die vergangenen Jahre seiner Präsidentschaft zurück. Auch offenbart er, dass seine Frau zuerst nicht mit der Kandidatur einverstanden war.

Michelle Obama war gegen die Kandidatur ihres Ehemannes bei der US-Präsidentenwahl 2008. Erst mit der Zeit habe sie "widerwillig" entschieden, sich dem nicht in den Weg zu stellen, sagte Barack Obama in der am Sonntagabend (Ortszeit) ausgestrahlten TV-Sendung "60 Minutes".

"Und die Tatsache, dass ich gewonnen habe, hat nicht unbedingt ihren Frust gemildert – denn der Preis, den Familien dafür bezahlen, ist real." Dass Michelle sich darauf eingelassen und ihm verziehen habe, sei ein Akt der Gnade gewesen – "und ich bin mir nicht sicher, dass ich ihn verdient habe".

"Gott, Barack, wann wird es genug sein?"

In dem am Dienstag erscheinenden ersten Band seiner zweiteiligen Memoiren, "A Promised Land", zitierte Obama die Reaktion seiner Frau auf seine Pläne: "Ich will nicht, dass Du für das Präsidentenamt kandidierst. Gott, Barack, wann wird es genug sein?" Er war erst wenige Jahre zuvor in den US-Senat gewählt worden. Die Obamas verbrachten nach der Wahl 2008 zwei Amtszeiten im Weißen Haus.

Nach vier Jahren Trump erklärt dessen Vorgänger Obama in seinem Buch außerdem, wie es dazu kommen konnte und was Sarah Palin damit zu tun hat. "A Promised Land" verspricht nach ersten Vorabmeldungen eine spannende Innensicht auf die Veränderungen in Amerika seit 2008.

Das Land der Verheißung ist ein Mythos, der so gar nicht zur amerikanischen Gegenwart passen will. Mit dem Titel setzt er damit einen Kontrapunkt gegen die Regierungszeit von Donald Trump. Das 768 Seiten starke Buch ist nach ersten Vorabmeldungen amerikanischer Medien in weiten Teilen eine Kritik an Entwicklungen der US-Politik seit 2008. Es erscheint am Dienstag kommender Woche, zeitgleich auch in deutscher Übersetzung unter dem Titel "Ein verheißenes Land".

"Heilmittel für ihre rassistischen Ängste"

"Es war, als ob allein meine Anwesenheit im Weißen Haus eine tiefsitzende Panik losgelöst hätte, eine Vorstellung, dass die natürliche Ordnung gestört worden sei" – so sieht Obama im Rückblick seine Wahl zum ersten schwarzen Präsidenten der USA. Deshalb habe Trump – so fasst es der Fernsehsender CNN zusammen – mit Unterstellungen begonnen, dass Obama nicht in den Vereinigten Staaten geboren und daher kein legitimer Präsident gewesen sei. "Millionen von Amerikanern, die über einen Schwarzen im Weißen Haus erschrocken waren, versprach er ein Heilmittel für ihre rassistischen Ängste."

Er habe festes Vertrauen in Joe Biden und Kamala Harris, schreibt Obama im Vorwort seines Buches, das die Zeitschrift "The Atlantic" vorab veröffentlicht hat. Aber eine einzelne Wahl könne nichts grundlegend ändern. "Unsere Spaltungen sind tief, unsere Herausforderungen sind gewaltig."

Seine Erinnerungen an die frühen Jahre in Honolulu und Chicago hat Obama bereits in dem Buch "Dreams from My Father: A Story of Race and Inheritance" (1995) festgehalten, 2008 auf Deutsch unter dem Titel "Ein amerikanischer Traum. Die Geschichte meiner Familie" erschienen. Über die Anfänge seiner politischen Karriere berichtete er in "The Audacity of Hope", das ein Jahr nach der Originalausgabe von 2006 ebenfalls auf Deutsch veröffentlicht wurde: "Hoffnung wagen. Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream".

Polarisierung verstärkte sich 2008 durch Vizepräsidentin

Nun erfahren Obamas Leser, wie der Präsident seinen Einzug ins Weiße Haus erlebt hat. Mit dem Wahljahr 2008 erhielt die Polarisierung der amerikanischen Politik im Rückblick des demokratischen Politikers einen entscheidenden Schub. Festmachen lässt sich dies aus Sicht Obamas an der Berufung von Sarah Palin als Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin durch den dann unterlegenen republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain.

"Mit Palin schien es, als würden die dunklen Geister, die schon lange am Rand der modernen Republikanischen Partei lauerten – Fremdenfeindlichkeit, Anti-Intellektualismus, paranoide Verschwörungstheorien, eine Antipathie gegenüber Schwarzen und Braunen – ihren Weg auf die Hauptbühne finden."

Mit dieser Personalentscheidung habe McCain "für die Vorlage gesorgt für künftige Politiker, für eine Verschiebung des Zentrums seiner Partei und der Politik des Landes insgesamt in eine Richtung, die er verabscheute". McCain starb 2018. Aber er stelle sich vor, schreibt Obama laut CNN, dass McCain sich im Nachhinein anders entschieden hätte.

Ging es bei der Kandidatur eher um das eigene Ego?

Obama sei immer ein nachdenklicher Politiker gewesen, schreibt Adichie, Autorin des Bestsellers "Americanah". In seinem neuen Buch aber stelle er sich auch immer wieder selbst in Frage. Dies reicht bis hin zur Überlegung, ob seine Entscheidung zur Präsidentschaftskandidatur wirklich eine Entscheidung gewesen sei, sich in den Dienst des Landes zu stellen – oder ob es nicht mehr um das eigene Ego gegangen sei.

Natürlich stellt der Expräsident seine Amtsjahre ganz aus seiner persönlichen Sicht dar. Historiker werden entsprechend kritisch damit umzugehen wissen. So sei in den Memoiren auch das besonders aussagekräftig, was von Obama ausgelassen werde, merkt der Rezensent Harry Siegel vom Nachrichtenportal "The Daily Beast" kritisch an. Aber nach vier Jahren Trump sei es erfrischend, wieder zu erfahren, wie nüchtern Politik sein könne. Und Trump komme in den Memoiren erst auf Seite 672 zum ersten Mal vor.

Das Buch sei "nahezu immer mit Vergnügen zu lesen, Satz für Satz", in einer großartigen Prosa, die Schilderungen mit feinen und lebendigen Details, lobt die Schriftstellerin Adichie. Aber sie wünscht sich mehr Emotionen des Politikers, vermisst den Ärger über immer wieder neue Hindernisse, die ihm von der republikanischen Opposition in den Weg gelegt wurden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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