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USA | Anthony Fauci attackiert Republikaner: "Er denkt, ich töte Menschen"


Abrechnung mit Republikanern
Anthony Fauci: "Er denkt, ich töte womöglich Menschen"

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns, Washington

Aktualisiert am 12.01.2022Lesedauer: 4 Min.
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Anthony Fauci teilt gegen die Republikaner aus.Vergrößern des Bildes
Anthony Fauci teilt gegen die Republikaner aus. (Quelle: imago-images-bilder)

In den USA gerät die Corona-Pandemie außer Kontrolle. Die Republikaner attackieren dafür Joe Bidens Gesundheitsberater Anthony Fauci.

Gegen Ende wirkt es so, als wäre der oberste Gesundheitsberater der USA kurz davor, die Nerven zu verlieren. "Was für ein Idiot! ... Jesus Christus!", entfährt es Anthony Fauci, gerade noch hörbar über die Lautsprecher im Saal. Während auch in den Vereinigten Staaten die Omikron-Welle durchs Land rast, sitzt er nach mehr als drei Stunden noch immer in einer Anhörung des US-Senats zur Corona-Pandemie und kann es einfach nicht glauben.

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Der Republikaner Roger Marshall, Senator aus Kansas, hatte Fauci gerade gelöchert, weshalb dieser seine Investments der vergangenen zwei Pandemiejahre nicht offenlege. Fauci antwortet ihm höflich, aber bereits sichtlich genervt, dass seine Finanzen seit etwa 37 Jahren öffentlich zugänglich seien.

Marshall hat hinter sich einen großen Gehaltsscheck installiert, auf dem zu lesen und rot eingekringelt ist, dass Fauci mit 434.312 US-Dollar der am besten bezahlte Regierungsbeamte sei. Er lässt nicht locker und forscht ihn weiter aus: Wo die Informationen zu den etwaigen Investments denn zu finden seien? Die großen Tech-Giganten würden ja unglaubliche Anstrengungen unternehmen, diese unauffindbar zu machen, raunt er. Doch alles, was der Senator tun müsse, sei nachzufragen, entgegnet Fauci. Jeder könne diese Informationen bekommen.

Der Republikaner gibt noch immer nicht auf. Fauci habe in der Pandemie immerhin einen Wissensvorsprung und da könne es doch durchaus möglich sein, dass es da zu Schiebereien hinter den Kulissen komme. Er spielt auf illegale Insidergeschäfte mit der Pharmaindustrie an. Es sind unbewiesene Behauptungen, die in Pro-Trump-Medien alltäglich gestreut werden. "Senator, worüber reden Sie da?", unterbricht Fauci den Politiker. Er ist außer sich. "Sie bekommen unfassbar falsche Informationen", ruft er. Marshall sei derart falsch informiert. Das sei wirklich außergewöhnlich. Marshall sagt, sein Büro könne die Informationen aber nicht finden. Fauci antwortet noch einmal: "Sie sind absolut zugänglich." Der Senator liege einfach total falsch.

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Die Pandemie und das Politiker-Versagen

Die Anhörung von Joe Bidens Gesundheitsberater gerät an diesem Tag einmal mehr zu einer wahren Polit-Groteske. Seit Monaten schon geben sich die Republikaner alle Mühe, Anthony Fauci als jenen Versager in der Pandemie darzustellen, der, während Hunderttausende Menschen sterben, auch noch finanziell und karrieristisch profitieren würde. Derweil blockieren sie vornehmlich über die Bundesstaaten viele Vorhaben der Biden-Regierung.

Tatsächlich verzeichnen die USA aber inzwischen fast anderthalb Millionen neue Covid-19-Fälle pro Tag. Die Anzahl der Gestorbenen erreicht mit derzeit mehr als 1.500 Toten pro Tag bald die Marke von 900.000. Im Vergleich aller OECD-Länder haben nur Mexiko, Polen, Tschechien und die Slowakei mehr Menschen pro eine Million Einwohner an das Virus verloren.

Wie es dazu kommen konnte? Diese Frage wird immer mehr zum Problem der aktuellen US-Regierung. Denn nach mehr als einem Jahr als Präsident fällt es Joe Biden und den Demokraten zunehmend schwer, dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump und den Republikanern die Verantwortung dafür zuzuschieben. Egal, wie sehr in republikanischen Bundesstaaten und auf Bundesebene die Bemühungen der Biden-Administration attackiert werden, hängen bleibt es an der Regierung. Solange das Virus grassiert, die Krankenhäuser überlaufen und die Wirtschaft lahmt, wird sich die Stimmung in der Bevölkerung im Jahr der Zwischenwahlen kaum zu ihren Gunsten drehen lassen.

Fauci hat Angst um sein Leben

Die Angriffe der Republikaner gegen Anthony Fauci sind heftig, auch wenn sie im Kern auf Joe Biden abzielen. Neben Roger Marshall, dem Senator aus Kansas, bringt auch Rand Paul, Senator aus Kentucky, den Chef-Immunologen gegen sich auf. Paul bezichtigt Fauci, seine herausgehobene Stellung zu missbrauchen, um Wissenschaftskollegen zu diskreditieren, die eine andere Meinung als er vertreten würden. Das gehe aus E-Mails hervor, die Fauci geschrieben habe. "Sie verzerren dermaßen die Wahrheit. Wie machen Sie das nur?", sagt Fauci. Er lacht hilflos und wirkt zunehmend ratlos. Rand Paul macht das, was er schon oft getan hat. Er sagt, Fauci trage die Verantwortung. Die Anzahl der Toten liege nun bei mehr als 800.000. Unter Joe Biden seien damit mehr Menschen gestorben als unter Donald Trump.

Fauci holt zum Gegenschlag aus. Er könne es nicht fassen, dass Rand Paul angesichts der immer weiter steigenden Krankheits- und Todeszahlen immer wieder persönliche Angriffe gegen ihn starte, statt an der Lösung der Probleme mitzuarbeiten. Er, Fauci, könne gut einstecken. Aber es mache einen Unterschied, ob er kritisiert oder ob über ihn Lügen verbreitet würden.

Dann erzählt Fauci, wie im Dezember letzten Jahres ein Mann nach einer Geschwindigkeitskontrolle festgenommen wurde, der vom kalifornischen Sacramento auf dem Weg in die Hauptstadt Washington war. "Die Polizei fragte ihn, wohin er unterwegs sei." Es habe sich herausgestellt, dass der Mann nach DC wollte, um Dr. Fauci zu töten. In seinem Auto seien eine AR15, ein halbautomatisches Maschinengewehr, und zahlreiche Magazine an Munition gefunden worden. "Weil er denkt, ich töte womöglich Menschen", sagt Fauci.

Warum, frage er sich, macht der Senator so etwas? Um seinen Punkt zu machen, hält er einen Ausdruck der Webseite des republikanischen Senators in die Kameras. "Fire Dr. Fauci" ist darauf neben einer Box zu lesen, in der Rand Paul zu Geldspenden aufruft. Fauci stellt damit eine direkte Verbindung her zum politischen Agieren des Republikaners gegen ihn. Auch wenn bei Paul nicht "Fire at Dr. Fauci" geschrieben steht. Für ihn macht das offenbar keinen Unterschied mehr. Er und seine Familie werden mit dem Leben bedroht. Die Republikaner tragen dafür eine Mitverantwortung.

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Rand Paul bezichtigt Anthony Fauci schließlich der Lüge, weil dieser die Wahrheit über die Hintergründe des Corona-Ausbruchs in China verschleiere. Er unterstellt Fauci, dieser habe mit US-Forschungsgeldern eine desaströse Forschung finanziert. Fauci kann kaum noch an sich halten. Er nehme es Rand Paul richtig übel, dass er ihn als für die Toten Verantwortlichen hinstelle. "Wenn hier jemand lügt, dann sind Sie es, Senator!", ruft er.

Wortgefechte, wie jene in der aktuellen Senatsanhörung mit Anthony Fauci zeigen, wie sehr die USA in der Pandemie politisch blockiert und wie verfeindet die Lager sind. Die Entwicklungen der Pandemie sind dabei weiter lebensgefährlich. Längst nicht mehr nur für die Patienten, auch für jene, die die Pandemie bekämpfen wollen.

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