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Trump für bewaffnete Lehrer und Polizisten an Schulen


Tagung der US-Waffenlobby
Trump fordert Waffen für Lehrer an US-Schulen

Von t-online, dpa, wan

Aktualisiert am 28.05.2022Lesedauer: 5 Min.
Donald Trump spricht bei der Tagung der US-Waffenlobby: Er forderte Waffen für Lehrer.
Donald Trump spricht bei der Tagung der US-Waffenlobby: Er forderte Waffen für Lehrer. (Quelle: Glomex)
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Das Massaker von Uvalde war auch Thema bei der Tagung von Amerikas Waffenlobby NRA. Prominentester Redner: Donald Trump. Er hielt sich mit Angriffen auf seine politischen Gegner nicht zurück.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump, ein bekannter Verfechter des Rechts auf Waffen, war der wohl wichtigste Redner bei der Jahrestagung der Waffenlobby NRA. Trump nutzte wie auch zuvor Ted Cruz das Massaker an einer Grundschule in Uvalde für politische Angriffe auf seine politischen Gegner. Nach einer Andacht – er las die Namen der Erschossenen vor, begleitet von Glockenschlägen – begann er umgehend Befürworter von schärferen Waffengesetzen zu attackieren. "Sie versuchen, die Schuld weg von einem Schurken hin zu Millionen gesetzestreuen Bürgern zu schieben", sagte Trump.

"Die Existenz des Bösen"

"Die Existenz des Bösen ist einer der allerbesten Gründe, gesetzestreue Bürger zu bewaffnen", sagte Trump am Freitagabend (Ortszeit) in Houston im Bundesstaat Texas bei der Jahrestagung der mächtigen Waffenlobby NRA. "Zynische Politiker" würden versuchen, weinende Familien auszunutzen, um ihre eigene Macht zu vergrößern und die verfassungsmäßigen Rechte zu beschneiden. Sie würden ihre "extreme politische Agenda" vorantreiben.

Wie viele Republikaner und amerikanische Rechte machte Trump einen Einzeltäter für die Tat an der Grundschule in Texas verantwortlich. "Ein sehr böser und geistig gestörter Mann", sagte Trump – auch wenn es bislang keine Erkenntnisse über eine psychische Erkrankung des Täters gibt. Er forderte, sich mehr um psychische Gesundheit zu kümmern. "Wenn die Alarmglocken läuten, dann muss sofort gehandelt werden." Dazu gehöre auch, dass Auffällige in Institutionen eingeschlossen werden. Auch die Familie spiele eine wichtige Rolle. "Es gibt nichts Besseres als eine liebevolle Mutter und ein großartiger Vater."

Zäune und neue Türen an Schulen als Schutz

Konkret forderte Trump mehr Maßnahmen an Schulen. Diese sollten von bewaffneten Polizisten bewacht werden, Sicherheitszäune und bessere Türen bekommen, die verschlossen werden können. Unter Applaus der Menge schlug Trump vor, dass ausgebildete Lehrer Waffen – auch verdeckt – tragen sollen. Es sei keine Frage des Geldes, sondern des Willens, die Schulen bundesweit auszubauen. "Wir haben Milliarden für die Ukraine, dann sollten wir auch Geld haben, um unsere Kinder zu schützen." Waffenfreie Zonen, wie oft für Schulen vorgeschlagen, würden nichts bringen – sagte Trump in einem Saal, in dem vor seinem Auftritt Waffen verboten wurden.

Den "Linken" – gemeint sind die Demokraten – in den USA warf Trump vor, nicht nur bestimmte Waffentypen verbieten zu wollen, sondern alle Waffen beschlagnahmen zu wollen. "Das Recht, Waffen zu tragen, ist bedroht, aber wir lassen es uns nicht nehmen."

US-Präsident Joe Biden hatte nach dem jüngsten Amoklauf in Texas gesagt: "Ich habe einfach satt, was da vor sich geht", und warb einmal mehr für eine Reform der Waffengesetze im Land. Viele Änderungen könnten einen Unterschied machen, ohne dass sich dies negativ auf den zweiten Verfassungszusatz auszuwirken würde.

Die Schauspielerin Mia Farrow kritisierte Trump auf Twitter: "Er kann Videospiele, psychische Gesundheit oder unzureichenden Schutz in den Schulen verantwortlich machen. Aber Menschen in allen Ländern haben psychische Erkrankungen. Menschen in den meisten Ländern spielen die gleichen Videospiele. Nur in den USA gibt es regelmäßige Massenerschießungen."

Experten warnen vor Bewaffnung von Lehrkräften

Zahlreiche Expertinnen und Experten warnen davor, Lehrkräfte zu bewaffnen. Sie sagen, dies würde Schulen nicht zu sicheren Orten machen. "Die Bewaffnung von Lehrern ist eine rundum schlechte Idee, weil sie zu zahlreichen Katastrophen und Problemen einlädt", zitierte der Sender NPR den Wissenschaftler Matthew Mayer, der an der Rutgers Universität in New Jersey zu Gewalt an Schulen forscht. Die Chance, dass ein solches Vorgehen tatsächlich helfe, sei gering. Einer Umfrage des Instituts Gallups aus dem Jahr 2018 zufolge sprechen sich knapp drei Viertel der befragten Lehrerinnen und Lehrer gegen das Tragen von Waffen in Schulen aus.

Cruz: "Das Böse ist zu oft geschehen"

Bei seiner Ansprache sagte der texanische Senator Ted Cruz, dass man "heute unter erdrückender Dunkelheit" zusammenkomme – und verwies auf den Amoklauf in Uvalde. In seiner Rede betonte er "das Böse", dass er für solche Ereignisse verantwortlich machte. Er sprach von einem "bösen Täter", beklagte sich, dass "das Böse viel zu oft geschehen sei" und dass Monster wie der Täter das "Bild des Bösen" darstellten. Verantwortlich machte er den Verfall der Kultur, der sich in weniger Kirchenbesuchen zeige, und eine nicht näher definierte Elite in Washington – wo Cruz selbst als Senator arbeitet.

Eine Einschränkung des Waffenrechts würde da nicht helfen. Seine Vorschläge, ähnlich wie von Trump: Schulen sollten nur einen Eingang haben, dieser soll von bewaffneten Polizisten oder Reservisten bewacht werden, Türen in Schulen sollen schusssicher sein, Notausgänge sich nur nach außen öffnen lassen. Man müsse außerdem "schlechte Menschen stoppen und Gewalttäter ins Gefängnis sperren."

Gouverneur sagte Auftritt ab

Bei der Tagung gab es einige Absagen. So strich der texanische Gouverneur Greg Abbott nach dem Schulmassaker seine Teilnahme an dem Jahrestreffen im George R. Brown Convention Center.

Auch Country-Star Don McLean ("American Pie") sagte ab. McLean erklärte, es wäre "respektlos und verletzend", bei einem für Samstagabend geplanten Konzert aufzutreten. Medienberichten zufolge sagten auch andere Country-Musiker wie Lee Greenwood und Larry Gatlin ab.

Zuvor hatte bereits der Waffenhersteller Daniel Defense, aus dessen Produktion das bei dem Grundschulmassaker verwendete Sturmgewehr stammte, angekündigt, nicht an dem NRA-Jahrestreffen teilzunehmen. "Wir glauben, dass diese Woche nicht der richtige Zeitpunkt ist, um auf der NRA-Tagung in Texas für unsere Produkte zu werben", erklärte das Unternehmen.

Proteste vor dem Versammlungsort

Bei dem Jahrestreffen stellen zahlreiche Hersteller ihre Waffen aus. Ein etwa 60-jähriger Mann zeigte sich am Freitag begeistert von einem Gewehr des Herstellers Hellion. Auf die Frage, ob er bereits Waffen besitze, sagte er lachend: "Ich habe in jedem Zimmer meines Hauses Schusswaffen."

Begleitet wurde der Auftakt des Jahrestreffens der National Rifle Association (NRA) von Protesten. Vor dem Veranstaltungsort versammelten sich Demonstranten, die unter anderem Fotos der in Uvalde getöteten Kinder zeigten. Eine Frau hielt ein Plakat mit der Aufschrift "Nein zu Waffen" hoch.

Sänger kündigt Millionenspende für Waffenkontrolle an

Der britische Popsänger Harry Styles (28) will Einkünfte aus seiner Nordamerika-Tournee für eine Organisation spenden, die sich für Waffenkontrolle und gegen Waffengewalt einsetzt. Die jüngsten Fälle von Schusswaffengewalt in den USA, die mit dem Massaker in der texanischen Gemeinde Uvalde an der Robb Elementary School gipfelten, hätten ihn "zutiefst bestürzt", schrieb der Musiker am Freitag auf Twitter.

Er kündigte eine Partnerschaft mit der Non-Profit-Organisation "Everytown for Gun Safety" an, die das Ziel verfolgt, Waffengewalt zu beenden. Styles und der Konzertveranstalter Live Nation stellten eine Spende von über einer Million Dollar in Aussicht. Von August bis November hat der Musiker über 40 Auftritte in Nordamerika geplant.

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Ein 18-Jähriger hatte am Dienstag an der Grundschule Robb Elementary School in Uvalde mit einem Sturmgewehr 19 Kinder und zwei Lehrerinnen getötet. Er wurde schließlich von Polizisten erschossen – allerdings erst rund eine Stunde nach seinem Eindringen in die Schule, was zu wachsender Kritik an den Einsatzkräften geführt hat. Lesen Sie hier mehr dazu.

Das schlimmste US-Schulmassaker seit einem Jahrzehnt hat über die Landesgrenzen hinaus Entsetzen ausgelöst und eine erneute Debatte über das laxe Waffenrecht in den USA ausgelöst. Die NRA hielt ungeachtet des Blutbades an ihrem dreitägigen Jahrestreffen fest. Die ebenso einflussreiche wie umstrittene Organisation kämpft seit Jahrzehnten erfolgreich gegen Verschärfungen des Waffenrechts.

Verwendete Quellen
  • Ansprachen von Donald Trump und Ted Cruz bei der NRA-Tagung
  • Nachrichtenagentur dpa
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