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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Charmeoffensive in Washington Merz' Geschenke für Trump: Ein Hauch von Heimat
Bundeskanzler Friedrich Merz besucht am Donnerstagabend US-Präsident Donald Trump. Merz hat auch ein paar Präsente im Gepäck. Ob sie gut ankommen?
Das Verhältnis zwischen Europa und den USA steht auf der Kippe. In Fragen zu Verteidigungskosten, dem Ukraine-Krieg, der Zukunft der Nato und Strafzöllen haben sich die ehemals so engen Partner entzweit. Friedrich Merz dürfte es daher am Donnerstagabend mit Fingerspitzengefühl versuchen. Zu seinem Dienstantritt als Bundeskanzler im Weißen Haus in Washington wird er US-Präsident Donald Trump vermutlich so gut es geht umgarnen.
Ein wichtiges Detail der Charmeoffensive: die Gastgeschenke, mit denen Merz Trump überraschen möchte. Gewohnt ist der US-Präsident teure Präsente. Von der katarischen Regierung erhielt er etwa kürzlich ein Passagierflugzeug im Wert von 355 Millionen Euro. Merz hingegen setzt auf Geschenke mit hohem symbolischen und persönlichen Wert.
Subtiler als ein Luxusjet
Es handelt sich um zwei goldgerahmte Urkunden, wie das Bundespresseamt mitteilt. Die eine ist eine Kopie der originalen Geburtsurkunde des Großvaters von Trump, der in Kallstadt, heute Rheinland-Pfalz, geboren wurde. Die andere zeigt eine ähnlich gestaltete Übersetzung ins Englische.
Trumps Großvater Friedrich kam 1869 in Kallstadt zur Welt, das damals noch zum Königreich Bayern gehörte, wie die US-amerikanische Journalistin Gwenda Blair in ihrem Buch "Die Trumps" schreibt. Er machte demnach eine Ausbildung zum Friseur, fand damit aber in seinem kleinen Heimatdorf kein Auskommen und folgte daher seiner Schwester in die USA nach New York. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten verdiente er ein Vermögen in der Gastronomie, integrierte sich und nahm den Vornamen Frederick an. Später wollte er aber zurück nach Deutschland ziehen. Die bayerischen Behörden verweigerten ihm dies jedoch, weil er sich um den Wehrdienst gedrückt habe. Trump zog daher wieder nach New York, diesmal für immer.
Das zweite Geschenk folgt einem alten Brauch
Vermutlich will Merz mit den Urkunden die Verbindung zwischen Deutschland und den USA betonen und das mit Trumps Migrationshintergrund auch an einem persönlichen Beispiel festmachen. Dazu passt auch Merz' zweites Geschenk, das einem alten Brauch folgt: Bei Staatsbesuchen ausländischer Gäste in den USA ist es üblich, im Blair House, dem Gästehaus, ein Buch zu hinterlassen.
Allerdings soll Trump Kopien der Urkunden bereits in der Vergangenheit erhalten haben: Der ehemalige Chefredakteur der "Bild"-Zeitung, Kai Diekmann, teilte auf der Plattform X mit, dass er Trump schon 2017 das gleiche Geschenk gemacht habe. Diekmann hatte Trump 2017 in New York interviewt, nachdem er überraschend die Präsidentschaftswahl gegen Hillary Clinton gewonnen hatte.
Auch Merz übernachtet im Blair House; er hat sich für ein Werk des US-amerikanischen Historikers Walter Kamphoefner entschieden: "News from the Land of Freedom. German Immigrants write home." Zu Deutsch: "Neuigkeiten aus dem Land der Freiheit. Deutsche Immigranten senden Briefe in die Heimat." Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Post deutscher Auswanderer.
- Informationen des Bundespresseamts
- Gwenda Blair: "The Trumps: : Three Generations of Builders and a President"
- x.com: "Post von @KaiDiekmann"