Schmutzkampagne gegen Grüne Russische Fake-News: Nach Baerbock ist jetzt Habeck das Ziel
Eine dubiose Website verbreitet angebliche Enthüllungen über den Bundeswirtschaftsminister. Doch die Vorwürfe sind frei erfunden.
Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck ist aktuell Ziel einer mutmaßlich aus Russland betriebenen Schmutzkampagne. Auf einer neu angelegten Internetseite, die wie eine Nachrichtenplattform aussehen soll, wurden mit einer ausgeklügelten Erzählung Lügen verbreitet. Auf ähnliche Weise streuten Akteure bereits vor einigen Monaten hanebüchene Geschichten über Außenministerin Annalena Baerbock. (Lesen Sie hier mehr dazu.)
Der Inhalt basiert auf einer angeblichen "Enthüllung", die in Wahrheit frei erfunden ist: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck habe vor Jahren ein Verbrechen begangen. Dahinter steckt offenbar eine Desinformationskampagne, die den Minister ins Visier genommen hat.
Eine Sprecherin des Bundesamts für Verfassungsschutz bestätigte, dass es sich um eine gezielte Diskreditierung handele, wie das Amt sie in einer Warnung vor einer Woche erwartet habe. In einer Analyse zu möglichen Versuchen der Einflussnahme fremder Staaten im Zusammenhang mit der Bundestagswahl hatte die Behörde davon geschrieben, dass Aktionen der Desinformation und Diskreditierung einzukalkulieren seien.
Neue Website ohne Impressum
Auf der dubiosen Website war kein Autor oder Herausgeber genannt. Auch ein Impressum fehlte völlig. Die Domain der angeblichen Nachrichtenseite "Zeitecho" wurde nach t-online-Recherchen erst am 19. November registriert: Ein Hinweis darauf, dass sie für eine spezifische Kampagne erstellt wurde.
Neben der Habeck-Geschichte waren dort auch weitere Texte zu finden, die wohl den Anschein erwecken sollten, dass es sich um eine echte Nachrichtenseite handeln soll. Die Seite war am Freitagnachmittag nicht mehr erreichbar. Der in Litauen angesiedelte Internetdienstleister Hostinger teilte auf eine Anfrage mit, die Seite unmittelbar nach Kenntnis des Inhalts abgeschaltet zu haben. Wegen Datenschutzes könne man nichts zum Kunden sagen, werde aber mit Ermittlungsbehörden kooperieren und auf Anforderung mit Ermittlungsbehörden alle Details teilen.
KI-generiertes Video und eine absurde Anschuldigung
Die diffamierende Erzählung basiert auf einem Video, das in dem Artikel verlinkt ist. Darin ist eine Frau zu sehen, die behauptet, vor acht Jahren in Schleswig-Holstein unter den Gewinnern eines Malwettbewerbs gewesen zu sein, die von Robert Habeck geehrt wurden. In dem Video behauptet die Frau, von Habeck missbraucht worden zu sein. Das Video wurde offensichtlich mit Künstlicher Intelligenz erstellt und die Geschichte erfunden, während es den Malwettbewerb und Habecks Besuch dort tatsächlich gab. Eine Bildersuche mit dem Gesicht der angeblichen Zeugin führt zu Fotos einer früheren russischen Eiskunstläuferin.
Trotzdem griffen mehrere Nutzer auf X den Artikel auf und wiederholten die Anschuldigungen. Ein vielfach mit Falschinformationen aufgefallener Schweizer "Heiler" behauptete sogar, von den Urhebern der Website Nachricht bekommen zu haben zu dem Text. Weitere Nachfragen beantwortete er nicht. Beiträge auf der Plattform haben bereits Hunderttausende Menschen erreicht, wurden jedoch inzwischen teilweise wieder gelöscht.
Kampagne diffamierte Baerbock mit ähnlicher Masche
Die Machart der Veröffentlichungen folgt ähnlichen Kampagnen, die in der Vergangenheit Russland zugeschrieben wurden. Unter anderem war auch mit einem gefälschten Video die Lüge verbreitet worden, der ukrainische Präsident Selenskyj habe die Villa von Hitlers Propagandaminister Goebbels gekauft. Lesen Sie hier mehr darüber.
Die Methode nennt sich auch "Info-Laundering": Inhalte werden auf unauffälligen Websites platziert, über soziale Medien verbreitet und gewinnen durch Wiederholungen an scheinbarer Glaubwürdigkeit. Oft steuern diese Vorgänge russische Akteure.
Der Text wurde mit Stellungnahmen des Bundesamts für Verfassungsschutz und dem Internetdienstleister Hostinger aktualisiert.
- Eigene Recherche
- verfassungsschutz.de: Gefährdung der Bundestagswahl durch unzulässige ausländische Einflussnahme
- X-Accounts, die den Post weiterverbreitet haben
- Die mittlerweile abgeschaltete Internetseite mit dem Desinformationstext