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750.000 Flüchtlinge nach Deutschland? Zahl größer als gedacht


Berlin muss Prognose korrigieren
Bis zu 750.000 Flüchtlinge - UNO fordert Entlastung für Deutschland

Von afp, t-online
Aktualisiert am 18.08.2015Lesedauer: 2 Min.
Menschen warten vor einem Sozialamt in Berlin: In Deutschland werden sie angesichts ihrer Menge zu Zahlen, die Kopfzerbrechen bereiten.Vergrößern des BildesMenschen warten vor einem Sozialamt in Berlin: In Deutschland werden sie angesichts ihrer Menge zu Zahlen, die Kopfzerbrechen bereiten. (Quelle: Reuters-bilder)

Die Zahl der Menschen, die in diesem Jahr nach Deutschland flüchten, ist wohl um mindestens 50 Prozent größer, als gedacht. Das berichtet das Handelsblatt. Jetzt schlägt auch die UNO Alarm: UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres fordert eine Entlastung Deutschlands bei der Aufnahme von Flüchtlingen.

"Wir müssen die Verantwortung auf mehr Schultern in Europa verteilen", sagte Guterres der "Welt“. Es sei "langfristig nicht tragbar, dass nur zwei EU-Länder - Deutschland und Schweden - mit leistungsfähigen Asylstrukturen die Mehrheit der Flüchtlinge aufnehmen".

Die neue Prognose des zuständigen Bundesamts für Migration und Flüchtlinge(BAMF), die Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Mittwoch vorstellt, fällt laut "Handelsblatt "drastisch" höher aus als die bislang vorhergesagten 450.000 Asylbewerber. Das meldet die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise. Demnach könnten es mindestens 650.000, womöglich sogar 750.000 Asylbewerber in diesem Jahr werden.

"Ich müsste jeden Tag ein Hochhaus bauen"

So habe eine Umfrage unter den Landesregierungen ergeben, dass die Flüchtlingszahlen während des Sommers noch einmal in die Höhe geschnellt seien. In Hamburg etwa suchten demnach im ersten Quartal knapp 6.700 Menschen Schutz, im zweiten Quartal seien es schon mehr als 7.300 gewesen. Allein im Juli hätten schließlich 5.700 Flüchtlinge einen Asylantrag in der Hansestadt gestellt.

In Baden-Württemberg beantragten dem Bericht zufolge im Juli 7.065 und damit doppelt so viele Menschen einen Asylantrag wie noch im Mai. "Ich müsste jeden Tag ein Hochhaus bauen, um sie unterzubringen", sagt Baden-Württembergs Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) dem "Handelsblatt".

Auch die Antragszahlen aus den Balkanstaaten sind demnach unverändert hoch. Sie forderte vom Bund mehr Engagement. "Ich wünsche mir, dass der Bund die Erstaufnahme übernimmt, zumindest für diejenigen ohne Bleibeperspektive", sagte Öney.

"Der Bund sitzt auf der Tribüne"

Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) kritisierte im "Handelsblatt": "In diesem Rennen hecheln und schwitzen die Länder, Kommunen und die vielen Freiwilligen. Alle haben einen Puls von 190. Und der Bund sitzt auf der Zuschauertribüne, beobachtet das Spektakel und feuert uns an. Das kann nicht sein."

"Die meisten Menschen, die über das Mittelmeer in Booten kommen, flüchten vor Konflikten und Verfolgung", hebt indessen UN-Kommissar Guterres hervor. Alle Staaten in Europa hätten daher "die moralische Pflicht, sie willkommen zu heißen, und sie haben die eindeutige gesetzliche Verpflichtung, sie zu schützen".

Guterres: "Wahrscheinlich werden es noch mehr werden"

Solange die internationale Gemeinschaft keine politische Lösung für bestehende Krisen finde und es nicht gelinge, neue Konflikte zu verhindern, müsse sie sich mit den "dramatischen humanitären Konsequenzen" beschäftigen, warnte Guterres. Mehr als 60 Millionen weltweit hätten wegen Konflikten und Verfolgung ihre Heimat verloren. "Wir können Menschen, die flüchten, um ihr Leben zu retten, nicht abschrecken. Sie werden kommen, und wahrscheinlich werden es noch mehr werden", warnte Guterres.

Der frühere portugiesische Ministerpräsident forderte, die Ankunft der Flüchtlinge "human" zu gestalten. Er sei "beunruhigt, wenn Flüchtlinge als Eindringlinge, Jobsuchende und Terroristen dargestellt werden, um mit öffentlichen Ängsten zu spielen." "Dies ist ein Kampf um Werte", sagte Guterres der "Welt".

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