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Die Kanzler-Ohrfeige machte sie berühmt

dpa, Christian Böhmer

Aktualisiert am 13.02.2019Lesedauer: 3 Min.
Beate Klarsfeld: Bereits vor der "berühmten" Ohrfeige beschimpfte die Nazijägerin Kanzler Kurt Georg Kiesinger im Bundestag als "Nazi".
Beate Klarsfeld: Bereits vor der "berühmten" Ohrfeige beschimpfte die Nazijägerin Kanzler Kurt Georg Kiesinger im Bundestag als "Nazi". (Quelle: dpa-bilder)
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Sie schlug einen deutschen Bundeskanzler und spürte Nazi-Verbrecher auf. Die gebürtige Berlinerin Beate Klarsfeld kämpft mit ihrem Mann Serge seit Jahrzehnten gegen das Vergessen.

"War das die Klarsfeld?" – so lautete die erste Frage von Kurt Georg Kiesinger. Der Bundeskanzler war bei einem CDU-Parteitag in Berlin von der damals 29 Jahre alten Beate Klarsfeld geohrfeigt worden. Die Deutsch-Französin wollte 1968 mit der spektakulären Aktion gegen Kiesingers Vergangenheit als Nazi-Propagandist protestieren. "Mein Anliegen war, dass er zurücktreten musste", erzählt Klarsfeld über 50 Jahre später. Dieses Ziel erreichte sie nicht: Kiesinger regierte bis 1969 und wurde dann vom SPD-Politiker Willy Brandt abgelöst.


Zu Ehren von Beate Klarsfeld

April 1968: Beate Klarsfeld beschimpft während einer Bundestagssitzung von der Zuschauertribüne im Bundestag Bundeskanzler Kiesinger als "Nazi" und "Verbrecher".
November 1968: Nach der Ohrfeige von Beate Klarsfeld wird der Bundeskanzler versorgt.
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Klarsfeld wurde direkt nach dem Kanzler-Angriff, der sie weltberühmt machte, von der West-Berliner Justiz zu einem Jahr Gefängnis verurteilt – musste die Strafe aber nicht verbüßen. Die als "Nazi-Jägerin" bekannte und vielfach ausgezeichnete Klarsfeld feiert am 13. Februar im Kreis der Familie ihren 80. Geburtstag.

Klarsfelds Lebensaufgabe: Nazi-Verbrechen aufdecken

Gemeinsam mit ihrem französischen Mann Serge machte sich die gebürtige Berlinerin das Aufdecken ungeahndeter Nazi-Verbrechen zur Lebensaufgabe. Klaus Barbie war dabei wohl ihr aufsehenerregendster Fall: Der einstige Gestapo-Chef und "Schlächter von Lyon" war geflohen und lebte unter dem Decknamen Klaus Altmann in Bolivien. Dort spürten ihn die Klarsfelds auf.

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Nachdem die Diktatur in dem südamerikanischen Land gefallen war, wurde Barbie 1983 nach Französisch-Guayana ausgewiesen und kam dann nach Frankreich. Ein Gericht verurteilte Barbie vier Jahre später wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Der Fall Barbie beschäftigte Beate Klarsfeld 16 Jahre lang, von 1971 bis 1987: "Wir mussten etwas tun", resümiert die zierliche und resolute Frau im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Unermüdliche Jagd

Was war ihre wichtigste Aktion? "Der Kölner Prozess", antwortet Klarsfeld ohne langes Zögern. 1980 befand ein Gericht die Nazis Kurt Lischka, Herbert Hagen und Ernst Heinrichsohn der Beihilfe zum Mord an französischen Juden für schuldig. "Die meisten NS-Verbrecher lebten in Deutschland – unter ihrem eigenen Namen", bilanziert Klarsfeld trocken.

"Der Hartnäckigkeit des Moralisten Serge Klarsfeld aus Paris und seiner Frau Beate war es zu verdanken, dass die Taten von Lischka und Kumpanen überhaupt wahrgenommen wurden", schrieb damals der "Spiegel". "Was irgendwo noch in Archiven über die Gräueltaten der Deutschen greifbar war, die Klarsfelds gruben es aus."

"Wir hatten immer ein gutes Familienleben"

Andere Aktionen führten Beate Klarsfeld nach Syrien oder nach Chile. Was gab der zweifachen Mutter die Energie für ihr Engagement? "Wir hatten immer ein gutes Familienleben", antwortet sie lächelnd. Ihren künftigen Mann lernte sie als damaliges Au-Pair-Mädchen 1960 auf einem Pariser Métro-Bahnsteig kennen. "Serges Vater war in Nizza festgenommen und nach Auschwitz deportiert worden", erzählt sie. Über Jahrzehnte hinweg arbeiteten sie und Serge eng zusammen. In einem Interview beschrieb der 83 Jahre alte Anwalt die Rollenverteilung in dem ungewöhnlichen Paar: "Sie handelt als protestantische Deutsche, ich als französischer Jude."

2012 wurde Beate Klarsfeld im wiedervereinten Deutschland von der Partei Die Linke gegen Joachim Gauck als Bundespräsidenten-Kandidatin aufgestellt. Es war eine weitgehend symbolische Nominierung – Gauck erhielt bei der Bundesversammlung die überwiegende Zahl der Stimmen.

Umstrittene Beziehungen in die DDR

Wegen früherer DDR-Kontakte geriet Klarsfeld damals in die Kritik. Sie räumt in ihren Erinnerungen freimütig Zahlungen und Privilegien wie Flugtickets oder Sommerurlaube ein. Sie habe sich aber niemals von irgendjemand instrumentalisieren lassen. Reichlich distanzlos wirkt allerdings die Schilderung der Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der DDR 1969: "Walter Ulbricht drückte mir herzlich die Hand. Die Aufmerksamkeit, die dieser Mann, der das kommunistische Deutschland verkörperte, mir entgegenbrachte, verdankte ich meiner Kompromisslosigkeit."

Das Ehepaar Klarsfeld bekam am 20. Juli 2015 – dem Jahrestag des Attentats gegen Adolf Hitler – in der französischen Hauptstadt das Bundesverdienstkreuz verliehen. "Die Deutschen werden Dich würdigen, aber erst, wenn du alt bist", hatte Serge seiner Frau schon unmittelbar nach der legendären Kiesinger-Ohrfeige prophezeit. Die unbeugsame Frau nimmt bis heute kein Blatt vor den Mund, warnt vor Rechtsextremismus und Antisemitismus in Europa. "Die Geschichte kennt kein Ausruhen", lautet ein Motto von ihr.

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Von Miriam Hollstein, Fabian Jahoda
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