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Das Duell zwsichen Markus Söder und Armin Laschet ist längst entschieden


Wer wird Kanzlerkandidat?
Das Duell zwischen Söder und Laschet ist längst entschieden

MeinungEin Gastbeitrag von Christoph Schwennicke

Aktualisiert am 10.03.2021Lesedauer: 4 Min.
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Armin Laschet und Markus Söder (im Jahr 2019): Die Chancen sind ungleich verteilt.Vergrößern des Bildes
Armin Laschet und Markus Söder (im Jahr 2019): Die Chancen sind ungleich verteilt. (Quelle: Imago / Sven Simon)

Noch immer träumen viele in der Union von einem Kanzlerkandidaten Markus Söder. Dabei spricht fast alles für Armin Laschet. Und der könnte seine Position mit einem Coup weiter festigen.

Legenden leben lang, weil sie einfach zu schön sind, als dass sie der schnöden Wirklichkeit weichen.

So verhält es sich auch mit der Legende vom Wolfratshausener Frühstück. Die damalige CDU-Chefin Angela Merkel war dieser Sage nach so klug und weise, dem früheren CSU-Chef Edmund Stoiber bei Butterbrezeln in dessen Domizil in Wolfratshausen die Kanzlerkandidatur anzutragen, obgleich sie das Recht des ersten Zugriffs gehabt hätte als Vorsitzende der weitaus größeren Schwesterpartei.

Bekanntlich verlor Stoiber die Bundestagswahl 2002, und Merkels scheinbare Geste der Größe wurde fortan als Ausweis ihrer Rafinesse ausgelegt. Seht her, sie war so schlau zu sehen, dass die Zeit für einen Regierungswechsel noch nicht gekommen sei.

Das ist aber Klitterung und schon deshalb grundfalsch, weil Stoiber nur ein paar Tausend Stimmen fehlten, um Gerhard Schröder nach nur einer Legislaturperiode aus dem Kanzleramt zu vertreiben.

Merkel handelte aus nackter Not

Die Geschichte ist aber auch deshalb falsch, weil es nicht die Weitsicht war, die Merkel so handeln ließ. Sondern nackte Not. Vorher hatten der jungen Parteichefin CDU-Landesgranden, die es damals noch gab, bedeutet, dass sie sie als Kandidatin nicht unterstützen würden. Das ist die ganze Wahrheit über das Wolfratshausener Frühstück.

Ebenso verhielt es sich übrigens auch mit dem zweiten Fall der Geschichte der Kanzlerkandidaturen, in der die CDU der CSU den Vortritt ließ. Ernst Albrecht hatte seinerzeit 1980 Franz Josef Strauß nicht einfach so die Chance gegeben, Kanzler zu werden. Auch Albrecht war von maßgeblichen Kräften in der CDU nicht unterstützt worden und verlor eine Kampfabstimmung in der Bundestagsfraktion gegen den Bayern.

Christoph Schwennicke arbeitet seit über 25 Jahren als politischer Journalist, unter anderem für die "Süddeutsche Zeitung" und den "Spiegel". Zuletzt war er Chefredakteur und Verleger des Politmagazins "Cicero".

Was diese lange Vorrede über das Duell um die Kanzlerkandidatur und damit die wahrscheinliche Kanzlerschaft im Jahr 2021 sagt?

Alles. Denn die drei Fälle sind strukturell identisch. Mit einem entscheidenden Unterschied.

Der Reihe nach. Nun geht es um die Frage: Armin Laschet oder Markus Söder? Für die Antwort auf die Frage nach der CDU-Kanzlerkandidatur in diesem Jahr muss zuerst ergründet werden: Wer will?

Denn das unbedingte Wollen, das Wollen um jeden Preis, dieses Rütteln an den Stäben rund ums Kanzleramt ist die erste Bedingung dafür, Regierungschef zu werden. Die Antwort lautet erstens: Armin Laschet will unbedingt. Zweitens: Bei Markus Söder deutet zwar auch immer mehr darauf hin, dass es bei ihm ebenso ist.

Söder kann nicht warten

Und dennoch lassen sich feine Unterschiede festmachen. Es wäre ein Irrtum, Laschet fehlenden Machtwillen schon deshalb zu unterstellen, weil er sich an der ersten Runde um die Nachfolge von Angela Merkel als CDU-Chef im Dezember 2018 beim Parteitag in Hamburg nicht beteiligt hatte.

Die Runde ohne ihn absolvierte Laschet wie der Hochspringer, der eine Höhe auslässt, um erst beim Kampf um den Sieg (oder die neue Bestmarke) wieder mitzuspringen. Dieses Kalkül ist voll aufgegangen. Laschet kann warten, wenn er es für opportun erachtet.

Diese Gabe fehlt Söder. Er stürmt immer drauf los, wenn er ein Ziel im Blick hat. Davon kann Horst Seehofer ein Lied singen. Und das erklärte Ziel von Söder war immer: Bayerischer Ministerpräsident. Alles Weitere ist jetzt etwaige Zugabe.

Laschet hat den Parteivorsitz ebenso wenig als Selbstzweck angesehen wie Friedrich Merz, bei dem man nur deutlicher merkte, dass er den Job nur als notwendige Durchgangsstation auf dem Weg ins Kanzleramt gebraucht hätte.

Laschet könnte sein Amt in NRW aufgeben

Wenn Laschet aber Kanzler werden möchte, dann läge es alleine noch in der Hand von CDU-Spitzenpolitikern, ihm den Griff nach der Kandidatur zu verwehren. Es könnten etwa Reiner Haseloff und Michael Kretschmer aus dem Osten sein, die spüren, dass der Mann aus Aachen fremdelt mit dem Teil der Republik, den sie vertreten – und die dortige Bevölkerung mit Laschet auch. Das haben sie aber bisher nicht getan.

Auch der einzige echte Grande, den die CDU noch hat, Volker Bouffier aus Hessen, eben auch nicht. Es wäre möglich gewesen, die Wahl Laschets durch ihre Landesdelegierten daran zu knüpfen, dass er Söder wegen besserer Chancen den Vortritt lässt. Das ist aber nicht passiert. Und inzwischen ist es dafür zu spät.

Zeitlich – und weil das Druckmittel des Junktims weg ist. Deshalb könnte sich Laschet die Kandidatur jetzt schon einfach greifen. Er wird aber mutmaßlich vorher noch etwas tun, das die Operation Kanzlerkandidatur 2021 endgültig wasserdicht macht.

Die Umfragen sind nicht so wichtig

Wer soll ihm noch in den Arm fallen, wenn er nach den Landtagswahlen nächstes Wochenende verkündet, dass er sein Amt als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen vorzeitig abgibt, um sich mit aller Kraft und Energie als Parteichef in den Wahlkampf und dessen Planung zu stürzen? Dann ist er vollends durch.

Spätestens jetzt muss der eine große Einwand kommen: aber die Umfragen! Die besseren Werte für Söder!

Geschenkt. Aus zwei Gründen: Erstens sind die Werte trotz der aktuellen Turbulenzen um die Maskendeals für die Union noch immer so komfortabel, dass sie auch für einen Laschet reichen, um als Nummer eins durchs Ziel zu gehen.

Und zweitens, wenn die Umfragen wegen aktueller Skandale und schwacher Pandemie-Performance nun absehbar sinken werden, dann tun sie das auch und erst recht für Markus Söder. Zumal sich die Masken-Raffkes im Bundestag bisher paritätisch auf CSU und CDU verteilen.

Laschet hat im Verlauf der Corona-Krise zwar einen ziemlichen Zickzack hingelegt im Vergleich zur geraden Furche des Markus Söder. Aber ein Zickzack ergibt am Ende auch eine Linie mit einer Richtung. Und die zeigt bei Laschet mehr Richtung Öffnung als bei Söder. Und Öffnung ist das, was alle herbeisehnen, nicht das Zuchtmeisterliche des Mannes aus Bayern. Auch das Virus und der politische Umgang mit ihm spielen also eher Laschet in die Hände als Söder.

Bleibt nur noch eine Frage offen: Isst man in Franken Nürnberger Bratwürste auch schon zum Frühstück wie Weißwürste in Wolfratshausen?

Jedenfalls kann sich der Bayerische Ministerpräsident schon mal welche drauf braten, was ihm Armin Laschet demnächst zu sagen hat. Womöglich wird er sich dafür nicht einmal nach Nürnberg bemühen, sondern eine Videoschalte nach Ostern ansetzen. Ist auch Corona-konformer.

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