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"Markus Lanz": Laschet oder Söder? "Opportunist gegen Lusche"


Söder oder Laschet?
Warum Ministerpräsident Stephan Weil nicht zu "Markus Lanz" durfte

Eine TV-Kritik von Nina Jerzy

Aktualisiert am 14.04.2021Lesedauer: 4 Min.
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Stephan Weil (SPD)Vergrößern des Bildes
Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen. (Quelle: Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild/dpa)

Bei "Markus Lanz" diskutierten die Politologin Ursula Münch, CSU-Generalsekretär Markus Blume und Journalisten den Kampf in der Union um die Kanzlerkandidatur. Niedersachsens Ministerpräsident Weil wurde ausgeladen.

Die Gäste

  • Markus Blume, CSU-Generalsekretär
  • Roderich Kiesewetter, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Baden-Württemberg
  • Ursula Münch, Politologin, Direktorin der Akademie für Politische Bildung Tutzing
  • Eva Quadbeck, stellvertretende Chefredakteurin beim RedaktionsNetzwerk Deutschland
  • Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der "Welt"
  • Heiner Bremer, Journalist

Zerfleischt sich die Union gerade vor aller Augen oder ist sie eine Bastion der Basisdemokratie? Bei "Markus Lanz" waren nach dem Showdown zwischen Armin Laschet und Markus Söder die Fronten klar. Im Hamburger Studio wurden unentwegt Köpfe geschüttelt, während sich zugeschaltet aus Berlin die beiden Vertreter von CDU und CSU in Einigkeit suhlten – nur um dem Kandidaten der Gegenseite immer wieder einen mitzugeben.

Wie soll da eine einvernehmliche Entscheidung denkbar sei? Nicht nur der Politologin Ursula Münch schwante angesichts der Ereignisse vom Dienstag nichts Gutes: "Keiner wird sagen: Ich verzichte."

"Ich bin zufrieden mit dem heutigen Tag", sagte hingegen wenig überraschend CSU-Generalsekretär Markus Blume. Sein Chef Söder war nach Ansicht von Beobachtern als Sieger aus dem (noch) inoffiziellen Beliebtheitsvotum während der Unions-Fraktionssitzung hervorgegangen.

"Da gab es überhaupt kein Chaos", wies Blume die Kritik des Moderators zurück. "Das war eine sehr gute, eine sehr offene, eine sehr ehrliche Aussprache", die "ohne jegliche Verletzung" vonstattengegangen sei.


Blume untermauerte aber selbstverständlich den Machtanspruch Söders – und tat das mit einer Art David-gegen-Goliath-Szenario. In dem wird der bayerische Ministerpräsident angesichts derzeit guter Umfrageergebnisse angeblich vom Volkswillen getragen, während Laschet nur die Parteielite für sich verbuchen kann. "Die Kanzlerkandidatur ist kein Abnickautomatismus zwischen beiden Parteien", sagte Blume und kommentierte das Votum der CDU-Führung für Laschet mit dem Hinweis: "Eine Volkspartei lebt doch nicht nur von ihrem Führungsgremium. Es geht um das Vertrauen in der Bevölkerung und dafür sind Umfragen natürlich ein guter Indikator."

Blume sah deshalb keinen Grund zur Eile: "Wir wollen eine Bewegung erzeugen. Wir wollen den Besten aufstellen. Da sind die zwei, drei Tage gut investiert, um geschlossen rauszugehen."

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Roderich Kiesewetter zeichnete ebenfalls das Bild harmonischer Schwesterparteien: "Wir werden uns nicht entzweien lassen." Die Union verfüge über zwei hervorragende Kandidaten und werde sich geschlossen hinter jeden Kanzleranwärter stellen.

"Bis Freitag haben wir eine Entscheidung", zeigte sich der CDU-Bundestagsabgeordnete sicher. Den Schienbeintritt konnte aber auch er sich nicht verkneifen. "Es geht hier nicht um Umfragen oder kurzfristige strategische Überlegungen vor Kameras", wies er Söder indirekt in die Schranken. "Wir müssen jetzt durch dieses Tal diese Woche gehen. Laschet polarisiert nicht, er spricht Mängel an, aber er verletzt nicht."

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) war kurz vor der Aufzeichnung von "Markus Lanz" ausgeladen worden, weil statt über Corona nur über die Kanzlerkandidatenfrage der Union diskutiert werden sollte.

Der Gastgeber hatte stattdessen im Studio eine große Runde politischer Beobachter versammelt, die alle derselben Meinung waren: Die Union liefert ein verheerendes Schauspiel ab.

"Diese Art des Gesundbetens, was Sie beide hier gerade machen, ist wirklich ein Zeichen dafür, wie schwer die Krise in der Union tatsächlich ist", attestierte Eva Quadbeck den Politikern. "Man macht Dinge, die man nicht mehr erklären kann, und stellt sich in die Öffentlichkeit und versucht, sie durch Gesundbeten zu erklären, und das Publikum schüttelt einfach nur noch den Kopf." Für Heiner Bremer war es nahezu undenkbar, dass Laschet als Chef der so viel größeren Unionspartei freiwillig verzichten könne.

Söder hingegen könne sich durchaus ohne Gesichtsverlust zurückziehen. Stattdessen aber setze die CSU mit dem Verweis auf Söders Umfrageergebnisse auf Populismus. "Dann machen Sie eine Mitgliederbefragung. Das wäre wenigstens ehrlich", forderte Bremer und erwartete, dass letztlich vor allem die Grünen in Form von Wechselwählerstimmen vom Hickhack profitieren werden.

Opportunist vs. Lusche

Die hätten sich ja auch noch nicht zwischen ihren beiden Spitzenkandidaten entschieden und trotzdem würde im Gegensatz zur Union niemand von einem brutalen Machtkampf sprechen, hatte sich Blume zu rechtfertigen versucht. Da konnte "Welt"-Journalist Robin Alexander nur lachen. Die Grünen-Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck würden nur gut übereinander sprechen.

Die Stimmung zwischen den Lagern in der Union sei hingegen vergiftet. "Heute in der Fraktionssitzung haben sie sich nicht erzählt: Du bist noch toller als ich. Sondern sie haben sich erzählt: Du bist ein Opportunist. Und du bist eine Lusche."

"Armin Laschet hat einen Fehler gemacht", urteilte Alexander. Der CDU-Chef habe sich von Söder beim Showdown mit der Fraktion überrumpeln lassen und sei unvorbereitet gewesen. "Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. An die Fraktionssitzung wird man sich erinnern", meinte der Beobachter. "Die Fraktion hat heute gewackelt. Die Frage ist, ob sie gefallen ist. Auf jeden Fall haben mehr Abgeordnete für Söder gesprochen als für Laschet." Er warnte aber davor, den CDU-Parteichef bereits abzuschreiben: "Laschet ist gewieft und auch zur Härte fähig."

Außerdem wachse das Misstrauen gegen den bayerischen Ministerpräsidenten, der im Landtagswahlkampf 2018 noch rechts von der AfD auf Stimmenfang gegangen sei und in der Flüchtlingspolitik einen harten Anti-Merkel-Kurs gefahren habe. "Man hat das gesamte politische Auftreten gestreamlined nach dem, was gerade angesagt ist", kritisierte der Journalist.

Die Leute würden sich angesichts krasser und nicht wirklich erklärter Kurswechsel allerdings fragen: Welche Haltung vertritt Söder denn wohl dann in zwei Jahren? "Bei Söder weiß man nie genau, wer ist eigentlich der echte Söder", meinte Quadbeck. Ein CDU-Abgeordneter habe die Strategie des Ministerpräsidenten sogar mit der des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump verglichen.

"Wir haben uns 2018 geirrt", räumte Blume ein. "Der Streit zwischen CSU und CDU war ein Riesenfehler. Wir werden das nicht wiederholen." Lanz machte ihn am Schluss der Sendung auf einen Tweet der CDU-Politikerin Serap Güler aufmerksam. Die hatte die Anhänger Söders an die hervorragenden Umfrageergebnisse des damaligen Merkel-Herausforderers Martin Schulz (SPD) erinnert.

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"Sollte das der CSU nicht eine Mahnung sein?", fragte der Moderator Blume. "Das zeigt vor allem, dass die SPD ein dickes Problem hat", erwiderte der CSU-Generalsekretär.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 13. April 2021
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