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Lockdown? Virologe Drosten warnt: "So können wir nicht in den Herbst gehen"


"Können so nicht in den Herbst gehen"
Christian Drosten rechnet bald mit neuen harten Einschnitten

Von t-online, ann

Aktualisiert am 02.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Charité-Virologe Christian Drosten: "Wir müssen uns jetzt klarmachen, wir stehen nicht so da wie England."Vergrößern des BildesCharité-Virologe Christian Drosten: "Wir müssen uns jetzt klarmachen, wir stehen nicht so da wie England." (Quelle: photothek/imago-images-bilder)
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Politiker versprechen einen Herbst ohne Lockdown. Virologe Christian Drosten aber warnt: Neue Einschränkungen werden aus seiner Sicht sehr bald nötig sein – unter Umständen auch für Geimpfte.

Christian Drosten rechnet bald mit neuen, harten Einschnitten für die Bevölkerung in Deutschland in der Corona-Pandemie. Der Leiter des Fachbereichs Virologie an der Berliner Charité sagte im Deutschlandfunk, er gehe davon aus, dass im Herbst wieder Kontakte beschränkt werden müssten. "Damit rechne ich fest." Drosten stützt seine Aussage auf eine Modellierung des Robert Koch-Instituts. Diese prognostiziert, dass Kontakte im Oktober um zehn Prozent und im November um 30 Prozent gesenkt werden müssten, "angesichts der erwartbaren Lage in den Krankenhäusern", so Drosten.

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Der Virologe, der auch die Bundesregierung berät, setzt damit neue Töne in dieser Phase der Pandemie. Dank der fortschreitenden Impfkampagne stehen die Zeichen in der Politik trotz steigender Infektionszahlen nicht auf harte Einschränkungen. Gastronomie, Kultur und Sporthallen sind geöffnet, in Berlin wurde gerade das Tanzen in Clubs wieder erlaubt.

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Die Modellierung des Robert Koch-Instituts (RKI) ist bereits älter, geht aber von zahlreichen Nebenannahmen aus und wurde aktualisiert. Das Papier sei bisher nicht intensiv genug gelesen beziehungsweise zu kurzsichtig analysiert worden, merkt Drosten an. Zu bedenken sei außerdem, dass das RKI in dem Papier auf Basis des Kenntnisstands von Ende Juni arbeite. Seither aber gebe es neue Erkenntnisse: Neueste Daten aus England zeigten, dass die Hospitalisierungsrate bei der Delta-Variante verdoppelt habe. Außerdem sei jetzt sehr viel klarer, dass Geimpfte "nach vier, fünf, sechs Monaten deutlich den Übertragungsschutz verlieren". Die vom RKI für die Modellierung angenommene Impfquote sei zudem zu optimistisch.

"Mit dieser Impfquote können wir nicht in den Herbst gehen"

Die Impfquote in Deutschland müsse steigen – ansonsten schließt Drosten Maßnahmen auch für Geimpfte nicht aus. Derzeit 61 Prozent vollständig Geimpfte in Deutschland reichten "absolut nicht aus". "Mit dieser Impfquote können wir nicht in den Herbst gehen." Ein "Herausimpfen" aus der Situation sei notwendig, ansonsten gelte: "Wir werden nach Auffassung dieser Modellierung natürlich gesamtgesellschaftlich die Zahl der Kontakte wieder einschränken müssen."

Als erstrebenswert nennt Drosten eine Impfquote von 90 Prozent und höher. Allerdings äußert er deutliche Zweifel, ob eine so hohe Quote in Deutschland überhaupt erreichbar ist. "Rein technisch" und "aus virologischer Sicht" sei eine so hohe Quote zwar kein Problem. "Manche Kreise in der Bevölkerung" aber seien mit Aufklärung nicht gut erreichbar.

Viel gescholtenes England ist laut Drosten in besserer Situation

Das von der Delta-Variante früh und hart getroffene England habe im Vergleich zu Deutschland nun Aussicht auf einen sehr viel normaleren Herbst, so Drosten. Das habe zwei Gründe: Die Impfquoten lägen im Vergleich zu Deutschland "fünf oder knapp zehn Prozent" höher. Und: In England habe es sehr viele Infektionen gegeben – die Zahl der Genesenen ist dort also höher. "Die wurden wirklich auch erkauft zu dem Preis vieler Verstorbener."

Drosten, der sich im Interview ansonsten windet, klare politische Maßnahmen zu empfehlen, trifft eine Aussage mit Blick auf den Vergleich zu Großbritannien klar: "Das ist sicherlich alles richtig gewesen, wie man es in Deutschland gemacht hat, aber wir müssen uns jetzt klarmachen, wir stehen nicht so da wie England."

Die Regierung in England stand wochenlang weltweit scharf in der Kritik – und die Situation im Königreich unter strenger Beobachtung. Während der Fußball-Europameisterschaft ließ die Regierung unter Boris Johnson Spiele mit hohen Zuschauerzahlen zu, meist ohne Maskenpflicht. Wenige Wochen nach dem Turnier feierte England den "Freedom Day" und den Wegfall fast aller Corona-Restriktionen – bei extrem hohen Infektionszahlen.

Die Bundesregierung hingegen hielt stärker an Corona-Regelungen fest und lockerte erst sehr viel später. Seit Wochen versprechen Politiker nun aber auch hier, dass es keinen erneuten Lockdown mehr geben soll. Die Impfkampagne stockt dabei bereits seit Längerem. Derzeit sind laut RKI rund 61 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, rund 66 Prozent einmal. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt wieder kontinuierlich, derzeit liegt sie bei rund 77 Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohnern.

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