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Corona-Sondergipfel | Immunologe: "Sehe einen Lockdown auf uns zukommen"


Corona-Sondergipfel am Dienstag
Immunologe: "Sehe einen Lockdown auf uns zukommen"

Von dpa, aj

Aktualisiert am 20.12.2021Lesedauer: 5 Min.
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Klare Haltung des Gesundheitsministers: Im Interview schließt Lauterbach einen harten Lockdown vorerst aus. (Quelle: reuters)
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Es ist ein Rennen gegen die Zeit: Wie lange kann Deutschland die Ausbreitung von Omikron aufhalten? Und was passiert, wenn die Variante auch hierzulande dominant wird? Die Meinungen gehen auseinander.

Bund und Länder beraten am Dienstag über den weiteren Kurs in der Corona-Pandemie – es wurde ein Sondergipfel einberufen. Zuvor hatte der Expertenrat der Bundesregierung vor einer dramatischen Lage wegen Omikron gewarnt. (Hier lesen Sie mehr.)

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich vor dem Gipfel klar gegen einen harten Lockdown vor Weihnachten in Deutschland ausgesprochen. "Nein, einen Lockdown wie in den Niederlanden vor Weihnachten, den werden wir hier nicht haben", sagte der SPD-Politiker am Sonntag dem "Bericht aus Berlin" der ARD. In der Sendung "Die richtigen Fragen" sagte Lauterbach nach "Bild"-Angaben: "Einen harten Lockdown jetzt vor Weihnachten, den würde ich ausschließen. Das ist klar."

Kurz vor den Feiertagen setzt die rasante Ausbreitung der Virusvariante Omikron in Europa die neue Bundesregierung unter Druck. Mehrere Experten äußerten nun ihre Meinung dazu, wie der Variante Einhalt geboten werden solle.

Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, geht davon aus, dass zur Eindämmung der Omikron-Variante Booster-Impfungen allein nicht ausreichen werden. "Die ersten Berichte weisen darauf hin, dass selbst nach dem Boostern der Schutz vor einer Omikron-Infektion nur bei rund 75 Prozent liegen könnte, während er bei Delta nach der dritten Impfung bei weit über 90 Prozent liegt", sagte Watzl der "Augsburger Allgemeinen".

"Das würde bedeuten, dass sich viel mehr geimpfte Menschen mit Omikron anstecken könnten", betonte er. "Wir werden die bei Omikron hochschießenden Inzidenzen sehr stark runterbringen müssen und das wird uns nicht jetzt wie in dieser vierten Welle mit Booster-Impfungen gelingen, sondern dann nur wieder mit Abstand und Kontaktbeschränkungen", sagte Watzl. "Das heißt, ich sehe leider einen Lockdown auf uns zukommen, der uns alle betreffen wird."

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Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen brachte einen Lockdown nach den Feiertagen ins Spiel. "Wir müssen mit unseren Maßnahmen vor die Omikron-Welle kommen. Unser heutiges Handeln bestimmt die morgige Pandemie-Lage", sagte er der dpa. "Angesichts der äußerst hohen Übertragbarkeit von Omikron werden wir um einen Lockdown nach Weihnachten vermutlich nicht herumkommen. Ein mögliches Szenario wäre ein gut geplanter Lockdown Anfang Januar."

Auch Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte, ein neuer Lockdown sei "kaum zu vermeiden". "Die Gefahr besteht, dass wir in einen neuen Lockdown müssen", so Reinhard im "Tagesspiegel".

FDP-Fraktionschef Christian Dürr bekräftigte dagegen das Ziel, keinen Lockdown zu verhängen. "Sinnvolle Kontaktbeschränkungen, wenn sie nötig würden, muss man sich anschauen", sagte Dürr in der ZDF-Sendung "Berlin direkt". "Aber zum jetzigen Zeitpunkt sage ich: kein Lockdown und möglichst wenig Kontaktbeschränkungen."

Auch andere EU-Länder stark betroffen

Auch in anderen europäischen Ländern verbreitet sich Omikron extrem schnell. In den Niederlanden gilt seit Sonntag ein neuer strenger Lockdown. Dänemark fährt große Teile des öffentlichen Lebens wieder herunter. Durch die blitzschnelle Ausbreitung der Variante hat sich die Lage in Großbritannien in den vergangenen Tagen zugespitzt. Die Einreise aus Großbritannien nach Deutschland wird deswegen ab Montag drastisch eingeschränkt.

Großbritannien gilt dann als Virusvariantengebiet. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht – auch für Geimpfte und Genesene. Sie kann nicht durch negative Tests verkürzt werden. Fluggesellschaften dürfen im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von Großbritannien nach Deutschland befördern. Es handelt sich aber nicht um ein Flugverbot. Die Regel gilt ebenso für den Bahn- oder Schiffsverkehr.

Die Gesundheitsminister der Länder hatten den Bund am Samstag nach einer Sonder-Videoschalte zu schärferen Einreiseregeln aus Virusvariantengebieten aufgefordert. Lauterbach sagte der dpa: "Die Einreise sicherer zu machen, hilft, damit sich die Omikron-Variante nicht so schnell ausbreitet. Verhindern können wir die Verbreitung nicht, nur verzögern. Je länger es dauert, bis Omikron auch Deutschland im Griff hat, umso besser."

Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, forderte die Politik auf, die Erkenntnisse zu Omikron aus anderen Ländern "sehr sorgfältig" zu analysieren und, falls sich die Befürchtungen bestätigten, "sehr frühzeitig" mit Kontaktbeschränkungen gegenzusteuern. "Wir dürfen dann keine Zeit verlieren, dann muss sofort gehandelt werden, noch bevor die Zahlen auch in Deutschland nach oben gehen und eine Überlastung der Krankenhäuser nicht mehr zu verhindern ist", sagte Gaß.

Winfried Kretschmann: "Die Zeit drängt"

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann fühlt sich schlecht von der neuen Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP informiert. Er habe noch keinerlei Informationen über die Omikron-Variante vom neu eingesetzten Expertengremium der Regierung erhalten, sagte er. "Die Zeit drängt, deshalb erwarte ich, dass wir zügig einen Stand bekommen. Wenn man so ein Gremium einsetzt, müssen die Infos auch ankommen", so der Grünen-Politiker.

Kretschmann sagte, er sei sehr alarmiert über das, was er mit Blick auf Omikron höre. "Aber wir sind da auf die Einschätzungen der Experten angewiesen. Was heißt das für den Impfschutz? Wann rechnet die Wissenschaft damit, dass Omikron dominant ist? Das müssen wir wissen, aber das kann ich nicht selber bewerten."

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) erklärte: "Wir müssen die Ausbreitung von Omikron so lange wie möglich verhindern und maximal verlangsamen, damit sich noch mehr Menschen impfen lassen können."

Nach Auffassung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) müssen Bund und Länder noch vor Weihnachten einen gemeinsamen Fahrplan vereinbaren. "Wir brauchen eine gemeinsame Strategie gegen Omikron", so Wüst am Sonntag.

Ein hohes Impftempo ist zentraler Baustein in der Strategie der neuen Bundesregierung. Der Leiter des neuen Corona-Krisenstabs im Kanzleramt, Generalmajor Carsten Breuer, zeigte sich zuversichtlich, dass das Regierungsziel von 30 Millionen Impfungen bis zum Ende des Jahres erreicht werden kann. Seit Mitte November seien mehr als 24,4 Millionen Menschen geimpft worden. Jetzt seien noch knapp zwei Wochen Zeit. "Die 30 Millionen sind zu schaffen", sagte Breuer der "Bild am Sonntag". Berechnet wird das Impfziel ausgehend von einer Bund-Länder-Runde am 18. November. Das Tempo müsse in der Weihnachtszeit aufrechterhalten werden.

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Umfrage: Mehrheit der Deutschen feiert Weihnachten zu Hause

Über die Feiertage wollen 79 Prozent der Deutschen zu Hause bleiben, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab. 13 Prozent sagten, sie wollten verreisen, um mit Freunden oder Verwandten Weihnachten feiern zu können. 6 Prozent der Befragten planen eine Urlaubsreise.

Bei den Festgottesdiensten für das zweite Weihnachtsfest in der Pandemie zeichnet sich ein bundesweiter Flickenteppich von Regelungen ab. Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche überlassen das Vorgehen den Gemeinden weitgehend selbst.

Dadurch unterscheiden sich die Regelungen oft von Gemeinde zu Gemeinde, ja sogar von Gottesdienst zu Gottesdienst innerhalb ein und derselben Gemeinde. Im Kindergottesdienst und in der Christmette gilt dann zum Beispiel 2G oder 3G, außerdem ist eine zusätzliche Anmeldung notwendig. Die restlichen Gottesdienste werden hingegen häufig unter den normalen Abstands- und Hygieneregeln zelebriert, sofern die Corona-Schutzverordnung des jeweiligen Landes dies zulässt. Das heißt dann: Hier können Ungeimpfte sogar ungetestet teilnehmen.

Verwendete Quellen
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