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Beschönigt die Deutsche Bahn ihre Probleme? "Das 9-Euro-Ticket macht krank"


Massive Probleme bei der Bahn
"Das 9-Euro-Ticket macht krank"

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 17.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein ICE fährt durch den Bahnhof Friedrichstraße in Berlin: Die Mängel am Schienennetz sind offenbar bundesweit gravierend.Vergrößern des BildesEin ICE fährt durch den Bahnhof Friedrichstraße in Berlin: Die Mängel am Schienennetz sind offenbar bundesweit gravierend. (Quelle: Jürgen Ritter/imago-images-bilder)
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Hat die Bahn das Ausmaß ihrer Probleme gegenüber der Politik beschönigt? Ein interner Bericht weist deutlich mehr Problemstellen aus als gedacht.

Um die Zuverlässigkeit des Schienennetzes der Deutschen Bahn steht es möglicherweise noch schlechter, als es der Staatskonzern bislang dem Bund bekannt gegeben hat. Das legen bahninterne Streckendaten für Lokführer nahe, die der "Spiegel" ausgewertet hat.

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Das Magazin hat die tagesaktuellen Fahrvorschriften auf dem Streckennetz der Deutschen Bahn vom 3. Juni bundesweit analysiert. Demnach bremsten an diesem Tag 331 Langsamfahrstellen den Bahnverkehr in Deutschland aus.

  • Mehr als 60 Langsamfahrstellen waren auf Mängel zurückzuführen, etwa auf schadhafte Brücken, defekte Signale und Bahnübergänge oder auf Schäden am Gleis.
  • 123 Bummelstrecken lagen an Baustellen.
  • Bei 71 nennt die Bahn in den Unterlagen als Begründung "sonstiger Grund".

Von den 331 Langsamfahrstellen bestehen 225 seit mehr als einem Monat, davon einige seit mehr als fünf Jahren. Entgegen der Ankündigung der Bahn, vor Einführung des 9-Euro-Tickets Langsamfahrstellen zu beseitigen, sind Langsamfahrstellen dazugekommen.

Mehr Langsamfahrstellen nach Zugunglück

Die Auswertung legt ebenfalls offen, dass die Bahn nach dem Eisenbahnunglück von Garmisch-Partenkirchen weitere Langsamfahrstellen aufgrund von Mängeln an den Schienen angeordnet hat. Nach dem Unglück tauchen im Verzeichnis der Langsamfahrstellen "für die Region Süd" plötzlich mehr als 50 neue Streckenabschnitte auf, Begründung: "Oberbaumangel".

Die Zahl der Langsamfahrstellen liegt weit höher als jene, die das Unternehmen der Bundesregierung kommuniziert hat. Auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag zur Zahl der Langsamfahrstellen antwortete das Verkehrsministerium unter Berufung auf Daten der DB Netz AG: "Im Vergleich von 2016 zu 2021 ist die Anzahl der Langsamfahrstellen annähernd gleich geblieben (2016: 485; 2021: 476). Aktuell (April 2022) gibt es 189 Langsamfahrstellen (+14 Stück aus der Hochwasserkatastrophe/Auswirkungen aus den Sturmschäden, u.a. Sturmtief Bernd.)"

Die Deutsche Bahn erklärt diese Abweichung der Zahlen damit, dass sie nicht vergleichbar seien. Die Bahn melde dem Bund "ausschließlich die mängelbedingten Langsamfahrstellen, die aufgrund von Modernisierung und Instandhaltung der Infrastruktur erforderlich sind". Experten kritisieren diese Praxis bereits seit Jahren. Dadurch entstehe ein zu positives Bild von der Infrastruktur.

Gewerkschaften zeigen sich entsetzt

Die beiden Bahngewerkschaften EVG und GDL zeigten sich äußerst besorgt über die Situation der Deutschen Bahn. "Ich habe solche Zustände wie in diesem Sommer noch nie erlebt", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, der "Welt am Sonntag". "Ich habe bei einem Zug von Rostock nach Hamburg gesehen, wie Menschen buchstäblich aus dem Zug gefallen sind, als die Türen geöffnet wurden", berichtete er.

Der Fahrgast-Ansturm auf den Nahverkehr seit Anfang Juni führe zu starken Abnutzungserscheinungen. "Wir stellen schon sehr frühzeitig Schäden durch die starke Nutzung des 9-Euro-Tickets fest: Aufzüge sind defekt, Toiletten in Zügen funktionieren nicht mehr, es wird einfach alles sehr stark belastet", sagte Burkert. "Viele Kolleginnen und Kollegen sind bereits an der Belastungsgrenze." Die Krankenstände seien hoch und stiegen, "wir merken: Das 9-Euro-Ticket macht krank."

Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, sprach von einem Chaos in diesem Sommer, wie er es noch nie erlebt habe bei der Bahn, "das ist der absolute Super-Gau", sagte er der Zeitung. Der Zustand des Staatskonzerns sei "durch jahrelanges Kaputtsparen katastrophal". Er plädierte erneut dafür, zumindest innerhalb des Konzerns Netz und Betrieb klar zu trennen.

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