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Kanzlerkandidatur 2025? Chrupalla setzt ein Signal


AfD-Chef Chrupalla
Droht bald der Machtkampf an der AfD-Spitze?

  • Annika Leister
Von Annika Leister

04.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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AfD-Chefs Tino Chrupalla, Alice Weidel: Wer wird Kanzlerkandidat? (Quelle: IMAGO/imago)

AfD-Chef Tino Chrupalla wird als Spitzenkandidat für Sachsen gehandelt. Er dementiert, will im Bund bleiben. Und setzt damit ein Signal für 2025.

37 Prozent Zustimmung, Tendenz steigend – die Aussichten der AfD für die Landtagswahl in Sachsen im Herbst waren nie besser. Stärkste Kraft ist die Partei in Umfragen schon jetzt. In der Parteizentrale kann man sich sogar Hoffnung machen, den Ministerpräsidenten zu stellen. Denn fliegen mehrere Parteien aus dem Parlament, sind dafür weniger als 50 Prozent nötig – und SPD und FDP haben im Freistaat so schlechte Werte, dass ihnen dieses Schicksal droht.

Allgemeine Hochstimmung also in der AfD. Mitten hinein aber platzte am Mittwochmittag eine Meldung, die Unruhe und Rätselraten in der Parteizentrale auslöste: "Brisanter Putsch-Plan in der AfD", titelte die "Bild"-Zeitung.

Unter Berufung auf ein namentlich nicht genanntes Mitglied des Bundesvorstands berichtete das Boulevard-Blatt, Parteichef Tino Chrupalla werde mit Blick auf die Umfragen als Spitzenkandidat für die Landtagswahl gehandelt. Vorgesehen ist für die Rolle des sächsischen Spitzenkandidaten allerdings Landeschef Jörg Urban – und das seit knapp einem Jahr, mit Unterstützung von Tino Chrupalla.

"Mein Platz ist im Bund"

AfD-Chef Chrupalla stammt aus Sachsen, im Wahlkreis Görlitz holte er schon 2017 mit mehr als 30 Prozent das Direktmandat für den Bundestag und verteidigte es auch 2021 gegen einen CDU-Mann. Als Vorsitzender an der Seite von Alice Weidel hat er sich bundesweite Bekanntheit und Rückhalt in der Partei erkämpft. Als ehemaliger Malermeister spricht er Arbeiter und Handwerker an – für die AfD wichtige Zielgruppen. Mit ihm könnte die Partei im Wahlkampf in Sachsen das Signal setzen: Wir schicken euch unseren Stärksten aus dem Bund.

Chrupalla dementierte die Gerüchte am Mittwochnachmittag zwar deutlich. "Mein Platz ist im Bund", teilte er per Mail an die Presse mit. Er habe noch "viele Pläne" auf Bundesebene, diese wolle er in den nächsten Jahren verwirklichen. Jörg Urban führe die AfD in Sachsen erfolgreich an, man arbeite vertrauensvoll zusammen.

Doch in der Partei kommt der Vorstoß gut an, hier kursiert die Idee schon seit Monaten. "Die Idee ist naheliegend, Chrupalla wäre ein guter Kandidat für Sachsen", heißt es aus dem Umfeld des Bundesvorstands unter der Hand. Und für Chrupalla sei es bequem: Er könne als Spitzenkandidat antreten, müsste aber nicht für den Landtag kandidieren. "Er könnte sich alle Optionen offenhalten."

Andere sehen das ähnlich: "Es könnte ein Testballon sein", heißt es aus Kreisen des Bundesvorstands zu der Berichterstattung. Urban sei derzeit zwar als Spitzenkandidat sicher gesetzt – "allerdings haben wir noch zwei Monate Zeit". Im März will die AfD Sachsen auf einem Parteitag ihren Spitzenkandidaten wählen.

Der Testballon fliegt

Im Bundesvorstand allerdings seien solche Pläne nie besprochen worden, wie mehrere Mitglieder t-online bestätigen. Und offiziell weist nicht nur Chrupalla die Pläne zurück: "Die Stärke unserer AfD ist Geschlossenheit und ehrliche, freiheitliche Politik“, sagt Vorstandsmitglied Stephan Brandner t-online. "Das gilt natürlich auch für Sachsen und schließt Putsche jeder Art daher aus."

Tatsächlich dürfte der AfD-Chef größere Pläne verfolgen als eine Spitzenkandidatur in Sachsen. Die Partei will schließlich nicht nur bei den Landtagswahlen 2024 abräumen – sondern für die Bundestagswahl 2025 erstmals auch einen Kanzlerkandidaten stellen. Bisher wird in den Medien für den Posten vor allem AfD-Chefin Alice Weidel diskutiert. Unter Parteifunktionären aber ist Chrupalla oft beliebter. Das gilt auch für den völkisch-nationalen Flügel, der in der Partei zunehmend den Ton angibt.

Dass Chrupalla einen Wechsel nach Sachsen nun so vehement ausschließt, zeigt an: Im nächsten Jahr könnte es zwischen den beiden AfD-Chefs zum Machtkampf um die Kanzlerkandidatur kommen.

Bis dahin aber vergehen noch Monate, in denen die Umfragen und die Stimmung in Sachsen genau unter Beobachtung stehen. Und ob Chrupalla will oder nicht: Der Testballon fliegt. Als "gute Idee" oder "grandiosen Schachzug" feiert die Basis im Netz einen möglichen sächsischen Spitzenkandidaten Tino Chrupalla. Sein Dementi findet hier kaum Nachhall.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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