"Unser Weißbierglas ist zu wenig gefüllt" Wirtschaftsführer wollen Feiertage streichen

Deutschlands Wirtschaft stagniert. Die Arbeitsstunden liegen im OECD-Vergleich auf dem letzten Platz. Bayerns Wirtschaftsverband fordert nun die Streichung eines Feiertags.
Die Zeichen für die deutsche Wirtschaft stehen auch für 2025 auf Stillstand. Das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) rechnet in 2025 mit einem Mini-Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,2 Prozent. Um dem entgegenzuwirken, fordert der Verband der bayerischen Wirtschaft (vbw) bei einer Veranstaltung am Dienstag radikale Schritte – darunter die Streichung von mindestens einem Feiertag.
Die Begründung: Deutschland arbeite zu wenig. Zum Beleg führt vbw-Geschäftsführer Bertram Brossardt Zahlen der Gesellschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) an, denen zufolge Deutschland 2023 mit 1.343 Arbeitsstunden Schlusslicht aller 38 OECD-Staaten war. Daher müsse es jetzt heißen: "Mehr Arbeit, weniger Feiertage."
Kirchliche Feiertage dürften nicht Tabu sein
Es dürfe auch keine falsche Scheu gegenüber kirchlichen Feiertagen bestehen, so Brossardt. Mögliche Streichkandidaten wären daher für Brossardt: "Ostermontag, Pfingstmontag, 2. Weihnachtsfeiertag, da sind meine Kollegen aus Frankreich und Italien regelmäßig verblüfft, dass wir da freihaben." Hier einen zu streichen, würde – so ist Brossardt überzeugt – den Arbeitnehmern nicht wehtun, aber der deutschen Wirtschaft viel bringen.
Man habe im Vergleich zu den Nachbarländern sowieso die meisten Feiertage, so Brossardt weiter. Doch das ist nicht ganz korrekt: Österreich zum Beispiel hat insgesamt 13 gesetzliche Feiertage, wohingegen in den meisten deutschen Bundesländer nur zehn bis zwölf Feiertage im Kalender stehen. Die einzige Ausnahme bildet Bayern – dort gibt es je nach Region bis zu 14 Feiertage.
Keine Erhöhung des Mindestlohns
Auf eine Nachfrage der "Bild", ob man nicht Sorge vor der Reaktion der Kirchen und Gewerkschaften habe, erklärte der vbw-Geschäftsführer: "Nein, wir sind zu wenig produktiv, wenn wir wettbewerbsfähig sein wollen, müssen wir wieder mehr arbeiten!" Mit dieser Einschätzung ist der vbw nicht alleine. Auch der neu gewählte Bundeskanzler Merz äußerte sich beim CDU-Wirtschaftstag ähnlich. Lesen Sie hier mehr dazu.
Doch die Forderungen des vbw gehen noch weiter. Denn die wirtschaftliche Situation ist laut dem Verband sehr schlecht, oder wie sich sein Präsident, Wolfram Hatz, ausdrückt: "Unser Weißbierglas ist zu wenig gefüllt". Daher fordert der Verband auch eine Senkung der Unternehmensabgaben, des Strompreises und der Netzentgelte. Ferner müsse Bürokratie abgebaut werden, was einen Einstellungsstopp für Beamte bedeute, und der Mindestlohn dürfe nicht auf die geforderten 15 Euro erhöht werden.
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- bild.de: "Wirtschaftsbosse wollen diese kirchlichen Feiertage abschaffen" (kostenpflichtig)
- wien.gv.at: "Feiertage in Wien"
- stmi.bayern.de: "Feiertage in Bayern"