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USA und Israel gegen Iran: "Die alles entscheidende Frage"


US-Militärschlag gegen Iran
"Eine weltweite Rezession könnte die Folge sein"

InterviewVon Marc von Lüpke

22.06.2025Lesedauer: 3 Min.
Bomber vom Typ B-2 (Archivbild): Die USA haben den Iran angegriffen.Vergrößern des Bildes
Bomber vom Typ B-2 (Archivbild): Die USA haben den Iran angegriffen. (Quelle: STR New/reuters)
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Die USA haben den Iran mit Bombern angegriffen. Was könnte nun passieren? Oberst Markus Reisner analysiert die Lage.

Israel flog bereits massive Luftangriffe auf Ziele im Iran, jetzt haben die USA unter Präsident Donald Trump Nuklearanlagen des Mullah-Regimes attackiert. Damit sind die Vereinigten Staaten zur Kriegspartei geworden, sagt Oberst Markus Reisner. Im Interview erklärt der Militäranalyst und Oberst des österreichischen Bundesheeres, welche Konsequenzen jetzt denkbar sind.

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t-online: Herr Reisner, die US-Streitkräfte haben iranische Nuklearanlagen mit Bombern angegriffen. Wie groß ist die Gefahr einer weiteren Eskalation des Konflikts?

Markus Reisner: In den frühen Morgenstunden des 22. Juni 2025 griffen weitreichende amerikanische B2-Bomber die drei zentralen Nuklearfertigungsstätten des Iran, Fordo, Natans und Isfahan an. Damit sind die USA an der Seite Israels in den Krieg eingetreten. Der weitere Konfliktverlauf hängt nun ganz von der Reaktion des iranischen Regimes ab.

Video | Aufnahme zeigt Atomanlage nach US-Angriff
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Quelle: t-online

Die USA haben zahlreiche Truppen im Nahen Osten stationiert, das Mullah-Regime sprach bereits Drohungen gegen diese US-Stützpunkte aus.

Es befindet sich eine große Anzahl von US-Basen im Irak, in Bahrain, Kuwait, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Diese befinden sich in Reichweite iranischer Raketen und Drohnen – oder können unmittelbar von den vom Iran unterstützten Proxys attackiert werden. Zu diesen zählen etwa die Huthis im Jemen, aber auch andere Gruppierungen. Solche sogenannten Proxys haben bereits wiederholt amerikanische Stützpunkte in den Jahren 2023 und 2024 angegriffen. Sie sind in der Lage, mit relativ einfachen Drohnen und Raketen amerikanische Ziele effektiv anzugreifen.

Es ist extrem gefährlich ", sagt Markus Reisner.
Es ist extrem gefährlich ", sagt Markus Reisner. (Quelle: Österreichisches Bundesheer)

Zur Person

Oberst Markus Reisner, Jahrgang 1978, ist Militärhistoriker und Leiter des Instituts für Offiziersausbildung des österreichischen Bundesheeres an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 analysiert Reisner den Kriegsverlauf auf dem YouTube-Kanal "Österreichs Bundesheer".

Alles hängt also davon ab, wie stabil das Regime in Teheran bleibt?

Ja. Kann sich das iranische Regime halten und holt zum Schlag gegen US-Basen in der Region aus, dann würden die USA an der Seite Israels immer weiter in den Krieg hineingezogen. Damit würde auch die US-Unterstützung für die Ukraine weiter schwinden. Dies begünstigt wiederum die Fortführung des russischen Angriffskriegs.

Was hat der Iran militärisch noch in der Hinterhand?

Die Gefahr der Eskalation besteht in der Umsetzung indirekter Maßnahmen: Neben direkten Angriffen gegen Israel und US-Basen kann der Iran als Reaktion auf den amerikanischen Angriff die Straße von Hormus militärisch sperren. Das hätte weitreichende Auswirkungen auf die globale Rohstoffversorgung. Die US-Energieinformationsbehörde bezeichnet die Meerenge als die weltweit wichtigste Meerenge für den Öltransport, da etwa ein Viertel des gesamten weltweiten Verbrauchs an flüssigen Erdölen durch diesen Raum fließt.

Der Ölpreis würde also weiter in die Höhe schießen?

So ist es. Der Ölpreis, welcher sich vor dem US-Angriff bei knapp über 70 Dollar pro Barrel befand, steigt. Bei einer Sperre der Straße von Hormus könnte der Preis sogar auf bis zu 120 bis 130 Dollar pro Barrel oder noch höher steigen. Analysten warnen, dass dies weltweit wirtschaftliches Chaos auslösen könnte. Die Unterbrechung eines hohen Anteils der weltweiten Ölversorgung würde zu massiven Preisanstiegen führen und die Inflation in die Höhe treiben. Eine weltweite Rezession könnte die Folge sein.

Besteht die Möglichkeit, dass die Beteiligung der USA am Krieg gegen den Iran das Regime an den Verhandlungstisch bringt? Oder ist gar ein Ende des Mullah-Regimes denkbar?

Kann das Regime die Bevölkerung weiter unter Kontrolle halten? Das ist die alles entscheidende Frage. Im Moment gibt es keine Anzeichen für eine von den USA und Israel beabsichtigte Kapitulation des iranischen Regimes. Dies kann sich mit zunehmenden Angriffen ändern. Bislang findet ein alleiniges Bombardieren von Zielen im Iran statt. Für einen Regimewechsel wird das kaum ausreichen. Historisch betrachtet benötigt es Bodentruppen, um ein Land zur Kapitulation zu zwingen. Alles hängt daher vom Verhalten der iranischen Bevölkerung, der Armee und des Regimes ab. Eine Option wäre, dass sich die Armee mit der Bevölkerung solidarisiert und gegen das Regime vorgeht. Dies ist im Moment aber reine Spekulation.

Herr Reisner, vielen Dank für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Schriftliches Interview mit Markus Reisner
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