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Tagesanbruch: Kampf gegen Coronavirus – Unsere Regierung hat einen Plan


Kampf gegen Coronavirus: Die haben einen Plan

Von Florian Harms

Aktualisiert am 03.04.2020Lesedauer: 7 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in einer Produktionshalle des Automobilzulieferers Zettl. Das Unternehmen hat angesichts der Corona-Krise seinen Betrieb auf die Produktion von Schutzmasken umgestellt.Vergrößern des Bildes
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in einer Produktionshalle des Automobilzulieferers Zettl. Das Unternehmen hat angesichts der Corona-Krise seinen Betrieb auf die Produktion von Schutzmasken umgestellt. (Quelle: Armin Weigel/dpa)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

na, schon wach? Falls nicht, klicken Sie mal kurz hier rein, scrollen Sie runter und schalten Sie unten rechts den Ton ein. Danach sind Sie hellwach, versprochen. Und bereit für den kommentierten Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

In der Krise rücken die Bürger zusammen. Sie haken sich unter und bilden eine Phalanx gegen den unsichtbaren Feind, das vermaledeite Virus. Viele entdecken ihre soziale Ader, bieten Nachbarn Gefälligkeiten an, grüßen plötzlich freundlich im Hausflur, mancher spendiert gar den Kassiererinnen im Supermarkt eine Flasche Wein. Sogar knappes Hab und Gut reichen anständige Charaktere generös weiter: Wie, Sie haben keinen Mundschutz ergattert? Ich habe da einen für Sie, und ein Röllchen Klopapier lege ich noch drauf! Man erfreut sich ja nun schon an kleinen Dingen.

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Und natürlich an den großen. Politikern zum Beispiel. Was haben wir uns noch vor wenigen Wochen über die eingeschlafenen Füße in Berlin mokiert, über ihr ewiges Herumlavieren. Die Herrschaften kriegten den Klimaschutz nicht gewuppt und die Rentenreform auch nicht, in Sachen Digitalisierung war eh der Ofen aus. Was wir halt so für Sorgen hatten in der Prä-Corona-Zeit. CDU und CSU dümpelten in den Umfragen bei mickrigen 24 Prozent herum, die SPD schlurfte mit 17 Prozent hinterher. Von den Dächern pfiffen die Spatzen schon den nächsten Bundeskanzler Habeck, und aus der Gosse keiften die Blockwarte der AfD.

Tempi passati. Quasi über Nacht hat der Corona-Wirbel die politischen Kräfteverhältnisse vom Kopf auf die Füße gestellt. „Die Union erlebt gerade in Umfragen einen bemerkenswerten Höhenflug. Werte von 40 Prozent und mehr scheinen plötzlich wieder greifbar“, analysiert der geschätzte Kollege Benjamin Konietzny von "ntv". "Die Opposition ist nicht gefragt, AfD und Grüne schmieren ab. Bei Linken und FDP gibt es wenig Bewegung. Und auch die Beliebtheit der Regierungspolitiker steigt: Kanzlerin Angela Merkel oder Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bekommen immer mehr Zustimmung. In dieser Krise profitiert die Regierung." Allein die SPD, in der Herr Scholz das eine sagt, Frau Esken das andere und Herr Walter-Borjans irgendetwas dazwischen, geistert im Umfragekeller herum.

Das beantwortet auch gleich die Frage nach dem Warum: In Krisenzeiten sehnen sich die Menschen nach seriösen Politikern, die einen klaren Kurs verfolgen. "Brechen eine Krankheit, eine Naturkatastrophe oder ein Krieg über ein Land herein, werden politische Vorlieben für die eine oder die andere Partei unwichtig. Das Land versammelt sich hinter der Person, die gerade regiert. Schließlich möchte man nicht riskieren, dass zu der Herausforderung noch innenpolitische Handlungsunfähigkeit tritt", erklärt unsere Kolumnistin Ursula Weidenfeld. "Der Amtsbonus zählt in Krisenzeiten doppelt."

Das kann man wohl sagen: Die Krisenmanager der Bundesregierung erfreuen sich großer Beliebtheit, entnehme ich auch einer repräsentativen Umfrage des Insa-Instituts für den "Focus". Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erreicht in der Bevölkerung einen Zustimmungswert von 161 Punkten (plus 5 zur Vorwoche) und thront damit auf Platz eins. Auf dem Fuß folgen ihm Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit 152 Punkten (plus 14) und Gesundheitsminister Jens Spahn (auch CDU) mit 139 Punkten (plus 8). Auf Platz vier rangiert Finanzminister Olaf Scholz (SPD) mit 135 Punkten (plus 14).

Politisch und menschlich mögen sie unterschiedliche Typen sein, eines aber eint sie: Sie verzichten auf hanebüchene Behauptungen oder einen Zickzackkurs, wie ihn die Windeier Trump, Bolsonaro und Johnson eingeschlagen haben. Sie haben einen Plan. Sie handeln endlich schnell, abgestimmt und großzügig. Eine strauchelnde Branche nach der anderen wird mit Hilfsmilliarden überhäuft: die Auto- und die Maschinenbauer, die Einzelhändler und Restaurantbetreiber, die Künstler und Kreativen. Nun kümmern sie sich auch noch um die Erntehelfer, damit wir selbst in Weltkrisenzeiten nicht auf unseren Spargel verzichten müssen. Wo in der Welt, bitteschön, gibt es ein anderes Land, in dem die Bevölkerung derart fürsorglich bemuttert wird wie hierzulande? Und trotzdem finden manche Griesgrame immer noch etwas zu meckern: zu wenig Infos! Zu wenig Masken! Zu wenig irgendwas!

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir geht diese Schwarzmalerei auf den Wecker. Ich halte es so: Kritik, wem Kritik gebührt, und Anerkennung, wem Anerkennung gebührt. Wenn Politiker Fehler machen, sollte man sie ihnen ankreiden. Wenn sie gute Arbeit leisten, sollte man das würdigen. Auch wir Journalisten dürfen das ruhig mal beherzigen.


Auch er war nur ein Mensch. Aber was für einer! Als ich ein kleiner Junge war, wollte ich sein wie er. Für die Rechte der Indianer kämpfen und für das Gute in der Welt. Ohne Auto, Koffer, Luxus durch die Welt reisen, über Ozeane paddeln und auf Gipfel klettern. Barfuß durch den Dschungel pirschen, zum Frühstück ein paar Blätter, zum Abendessen Maden. Also nahm ich ihn mir zum Vorbild und einen Schulfreund an die Seite, erstand ein schönes Messer, packte mein "Survival Kit" und marschierte los: in die Wälder, in die Wiesen, in die Welt. Schlief in griechischen Schützengräben und italienischen Tiefgaragen, manchmal auch unter einem Zelt aus einem Duschvorhang. Morgens gab es trockene Kekse, abends Ravioli am Lagerfeuer (Maden gab es nie). Wir fühlten uns wie Helden. Es war die Freiheit, es war das Leben, es war herrlich. Und wir hatten es auch ihm zu verdanken: Rüdiger Nehberg, dem Weltenbummler aus Bielefeld mit der zähen Konstitution, dem pfiffigen Humor und dem großen Herzen. Dem Vorbild aller Abenteurer. Gestern ist er mit 84 Jahren in die ewigen Jagdgründe gegangen. Ich wette: Nur, um dort noch viel größere Abenteuer zu erleben. Gute Reise, Sir Vival, und danke für die Freiheit!


WAS STEHT AN?

Das Krisenmanagement der Regierenden mag uns Respekt abnötigen – trotzdem müssen wir Bürger selbstverständlich genau darauf achten, was mit unseren Grundrechten geschieht. Nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik sind sie derart eingeschränkt worden wie jetzt. "Es geht damit an die Substanz der Demokratie und des Rechtsstaats", sagt der renommierte Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel vom Wissenschaftszentrum Berlin in unserem heutigen Podcast "Tonspur Wissen". Zwar könnten die Menschen auf die deutsche Demokratie vertrauen, doch die Corona-Krise sei "ein enormer Stresstest": "Jedem kritischen Bürger muss es mulmig werden." Das Gespräch mit unserer Kolumnistin Ursula Weidenfeld trägt das Prädikat ausgesprochen hörenswert.

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Auch Hunderte deutsche Oberbürgermeister kämpfen gegen die Verbreitung des Virus: Sie müssen in ihren Städten die oft abstrakten gesetzlichen Regelungen, die von der Bundesregierung und den Bundesländern beschlossen werden, in konkrete Politik gießen. Einer dieser Bürgermeister ist Florian Kling, er regiert in Calw bei Stuttgart. Im Interview mit unserem Reporter Tim Kummert gibt der 32-Jährige schonungslose Einblicke in das Krisenmanagement: "Es gab nichts: keine Vorbereitung, keinen Notfallplan, keine Strategie für eine solche Situation. Wir sind dort reingestoßen worden wie von einem Zehnmeterbrett ins Becken. " Nun bestellt er sich bei Amazon Gesetzestexte, um nachzulesen, wie er vorgehen soll.


Die EU-Außenminister beraten heute darüber, wie sie die letzten Urlauber aus dem Ausland heimholen können. Darunter sind auch immer noch 13.000 Deutsche, die meisten in Neuseeland.


Wenn keine politischen Termine stattfinden können, haben auch Nachrichtenagenturen weniger zu berichten. Irgendetwas müssen sie ja aber senden. Die Kollegen der dpa kündigen heute einen Artikel zu einem besonderen Thema an: „Geht es dem Osterhasen gut? Zur Lage des Feldhasen in Deutschland.“ Ich mag die Kollegen.


ZITAT DES TAGES

"Je mehr der Mensch die Natur zerstört, desto größer ist das Risiko, dass ein Virus [von Tier zu Mensch] überspringt. Und desto größer ist das Risiko eines Krankheitsausbruchs bis hin zu einer Pandemie."

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) erklärt, warum der Klima- und Umweltschutz unmittelbar mit dem Kampf gegen gefährliche Viren zusammenhängt.


WAS LESEN?

Meine Kollegen und ich versuchen, Sie jeden Tag mit differenzierten Informationen zum Coronavirus zu versorgen. Auch viele andere seriöse Medien tun das. Leider tummeln sich im Internet, auf Facebook, WhatsApp und Co. auch viele Quacksalber, Scharlatane und Selbstüberschätzer, die Verschwörungstheorien und wilde Behauptungen in die Welt hinausblasen und damit Hunderttausende Menschen in die Irre führen: Alles nicht so schlimm mit dem Virus! Alles nur Panikmache! Die Regierung übertreibt maßlos! Faktenprüfer haben sich die Mühe gemacht, die Thesen von Wolfgang Wodarg, Claus Köhnlein, Rolf Kron und anderen Irrlichtern zu entlarven. Wer nicht für dumm verkauft werden will, sollte diesen Artikel von "Correctiv" und diesen Text der ARD lesen.


Apropos Fachwissen: Virologen stehen in der Corona-Krise hoch im Kurs – werden nun allerdings von manchen Leuten in die Mangel genommen und lächerlich gemacht. Unsere Kolumnistin Lamya Kaddor nimmt die Schelte der Virologen aufs Korn.


Eltern erleben in diesen Wochen eine neue Herausforderung: Sie (beziehungsweise ihre Kinder) werden mit Schulaufgaben geradezu überschwemmt. Aufgabenblätterstapel per E-Mail, Flötenstunde per Skype, Nachfragen per Telefon, Extra-Listen per Messenger-App, und dann noch ein Aufgabenblatt und noch eines und noch eines: Viele Lehrer scheinen eine ähnlich große Angst vor dem Autoritätsverlust zu haben wie vor dem Coronavirus. Oder fühlen sie sich nur von argwöhnischen Helikoptereltern unter Druck gesetzt, dass sie in derartigen Aktionismus verfallen? Denn die täglichen 20 bis 30 E-Mails und WhatsApp-Blitze dauerbesorgter Mütter und Väter kommen zum Kommunikationsgewitter ja noch hinzu. Eine israelische Mutter hat ihrem Ärger über das Bombardement Luft gemacht. Ich habe herzhaft (und zustimmend) gelacht. Anschließend habe ich weiter im Web herumgeklickt und das Video von Lehrern einer Hannoveraner Gesamtschule gefunden. Plötzlich war ich wieder versöhnt.


WAS AMÜSIERT MICH?

Erfinderisch muss man jetzt sein.


Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Freitag. Wenn Sie den Tagesanbruch als E-Mail abonniert haben, bekommen Sie morgen die Wochenendausgabe geschickt. Zu guter Letzt verdienen Sie alle ein herzliches Dankeschön im Namen der gesamten Redaktion. Im März hat t-online.de im Internet mehr als eine Milliarde Seitenaufrufe von mehr als 32 Millionen Nutzern verbucht. Ihre Wertschätzung ist uns eine stete Verpflichtung.

Herzliche Grüße,

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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