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Queen Elizabeth II.: Die Jubilarin verdient heute besonderen Respekt


Tagesanbruch
Respekt, Majestät!

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 21.04.2021Lesedauer: 4 Min.
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Queen Elizabeth II. trauert um ihren verstorbenen Gatten.Vergrößern des Bildes
Queen Elizabeth II. trauert um ihren verstorbenen Gatten. (Quelle: Chris Jackson/getty-images-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

hoffentlich sind Sie wohlbehalten aus dem Bett gestiegen und können Ihren ersten Tee oder Kaffee ohne Zipperlein genießen. Wenn ich in diesen Tagen die Augen aufschlage und ins Morgenlicht blinzle, weiß ich jedenfalls, wo das Rückgrat ist, und meistens meldet sich auch gleich das zwickende Knie, dieses Biest. Dabei habe ich die Fünfzig noch gar nicht voll, wie soll es erst jemandem ergehen, der schon 95 Jahre auf dem Leib hat? Ich kann es nur ahnen, und während ich es mir ausmale, wächst mein Respekt.

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Wer heute in Europa 95 Jahre alt ist, hat nicht nur mehrere Weltkrisen und einen Weltkrieg überlebt, hat nicht nur Politiker kommen und gehen sehen, Triumphe und Niederlagen erfahren, sondern hat sich vor allem fast ein Jahrhundert lang mit denselben Knochen durchs Leben geschlagen und kennt nun vermutlich jeden Einzelnen allzu gut. "Das Alter ist ein Massaker", hat der amerikanische Schriftsteller Philip Roth geschrieben. Was er damit meinte, beginne ich erst jetzt langsam zu begreifen, wo ich morgens erwache und mein Knie gründlicher kennenlerne, als es mir lieb ist.

Ob Knochen oder Organe, Gefäße oder Nerven: Wer trotz bröckelnder körperlicher Materie auch im hohen Alter ein freundlicher, umgänglicher Mensch bleibt, vollbringt eine große Leistung (und dabei ist über den Charakter noch gar nichts gesagt). Noch größer ist die Leistung, wenn man in einem öffentlichen Amt jahrzehntelang seinem Land gedient und dabei keine Mühen gescheut hat. Wenn man in all den Jahren nicht nur diverse politische Konflikte und zahlreiche familiäre Krisen durchgestanden, sondern kurz vor dem Jubiläumsgeburtstag auch noch den liebsten Menschen verloren hat und trotzdem die Fassung bewahrt. Das verdient Respekt.

Und Rücksicht. Dann ist es verständlich, dass man keine Salutschüsse hören und keine Gäste empfangen, den üblichen Fototermin schwänzen und am liebsten auch das restliche Brimborium einfach ausblenden möchte: die Glückwünsche von mehr als 60 Millionen Bürgern, die Fähnchenschwinger vor dem Palast und die Jubelarien im Fernsehen. Vielleicht will man dann einfach nur für sich sein, einen Spaziergang mit den Hunden machen, besseren Tagen nachsinnen, den Tag in Würde herumbringen.

Ich kann das verstehen, wer könnte es nicht? Trotzdem reihe ich mich heute in die Schar der Abermillionen Gratulanten ein und erbiete der Jubilarin aus der Ferne einen Gruß: Herzlichen Glückwunsch, Majestät, und Respekt vor Ihrer Lebensleistung! Vor Ihrer Integrität, Ihrer Selbstbeherrschung, Ihrer Inspiration so vieler Menschen. Einen ruhigen Tag wünsche ich Ihnen heute. Möge die Sonne über Windsor Castle scheinen und die elende Materie Sie nicht allzu sehr plagen.


Das Bundesnotbremslein

Eine gelockerte Ausgangssperre, dafür strengere Regeln für Schulen und Betriebe: Bis zuletzt haben die Fraktionen von Union und SPD am Regierungsentwurf für das schärfere Infektionsschutzgesetz herumgeschraubt. Insbesondere die Ausgangsbeschränkungen wurden nicht nur von der Opposition als unverhältnismäßig kritisiert, sondern waren auch innerhalb der Regierungsparteien umstritten – zumal sie sicher bald einer "Überprüfung der Gerichte" standhalten müssen, wie SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich einräumt. Wie auch immer: Heute stimmt der Bundestag über das Gesetz ab, morgen ist der Bundesrat an der Reihe. Nach der anschließenden Unterzeichnung durch den Bundespräsidenten soll die Bundesnotbremse dann möglichst schnell gelten – einen konkreten Termin gibt es allerdings noch nicht. Bedenkt man, dass der Begriff erstmals Anfang März in einem Bund-Länder-Beschluss auftauchte und eigentlich schon damals bundesweit verbindlich gemeint war, muss man feststellen, dass diese Notbremse einen ziemlich langen Bremsweg hat.


Meister der Ablenkmanöver

Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze, diplomatische Konfrontation mit Tschechien, dazu die zynische Behandlung des inhaftierten Oppositionellen Alexej Nawalny: Die Aggressionen der russischen Führung nehmen selbst für Putins Verhältnisse bedrohliche Ausmaße an. Und was tut der Kreml? Beklagte gestern in Person seines Sprechers Dmitri Peskow "eine massenhafte antirussische Psychose in zahlreichen Staaten". Soll man das noch dreist nennen oder schon infam?

Da Herr Peskow ein Buddy des russischen Präsidenten ist, dürfen wir die Einlassung als Vorgeschmack auf dessen heutigen Auftritt werten: Wladimir Putin wird in seiner jährlichen Rede an die Nation zur angespannten sozialen und wirtschaftlichen Lage in der Corona-Krise Stellung nehmen müssen. Groß ist die Unzufriedenheit vieler Russen wegen massiv gestiegener Lebensmittelpreise; Nawalnys Enthüllung der Putinschen Millionenvilla hat den Ärger zusätzlich angefacht. Außenpolitisches Säbelrasseln, garniert mit Schuldzuweisungen, mag dem Kremlchef deshalb wieder einmal als probate Ablenkung erscheinen. Darin hat er Erfahrung, siehe Kaukasus, Krim, Ostukraine, Syrien, Libyen etc. pp. Aber natürlich lässt er für alle Fälle vorsorgen: Weil Nawalnys Unterstützer für den Abend landesweit zu Protesten aufgerufen haben, hat die Polizei vorsorglich mehrere Menschen eingesperrt. Angst verbreiten, Säbel rasseln, lügen: Auf Destruktion versteht sich dieses Regime ziemlich gut.



Woran erfreuen?

Gibt es etwas Schöneres als blühende Magnolienbäume? Auch in Norddeutschland ist die Pracht gestern endlich erblüht. Ich habe Ihnen einen Schnappschuss mitgebracht:


Was lesen?

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Was amüsiert mich?

Nun ist in der CDU also alles wieder in Butter.

Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Tag. Morgen schreibt meine Kollegin Annika Leister den Tagesanbruch, von mir lesen Sie am Freitag wieder.

Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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