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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Großvater war Einwanderer Das dunkle Familiengeheimnis von Papst Leo XIV.

Es ist eine Geschichte, in der alles drinsteckt: Ehebruch, Flucht vor den Behörden und ein seltsamer Namenswechsel. Das Schicksal von John Prevost, dem Großvater von Papst Leo XIV.
Wie französische und italienische Ahnenforscher in Online-Fachmagazinen berichten, hätte Papst Leo XIV. eigentlich nicht mit dem Namen Robert Francis Prevost auf die Welt kommen dürfen. Sondern als Robert Francis Riggitano – mit sizilianischen Wurzeln. t-online hat sich auf Spurensuche begeben und in Datenbanken und Online-Archiven recherchiert. Wo liegen wirklich die Wurzeln des jetzigen Papstes?
Kurz nach seiner Wahl wurde bekannt, dass der Pontifex Vorfahren in Frankreich und Italien hat. Und tatsächlich ist der Nachname Prevost oder Prevosto in den norditalienischen Regionen Lombardei und Piemont durchaus geläufig.
Sicher ist: Der Vater des Papstes kam am 18. Juli 1920 in Chicago auf die Welt. Mit dem Namen Louis Marius Prevost. Seine Eltern hießen laut Geburtsurkunde John Prevost und Suzanne Fabre (in einigen Dokumenten auch Fontaine). Aus der Geburtsurkunde von Louis' drei Jahre älterem Bruder John (geboren 1917 in New York) geht hervor, dass die beiden Eltern jeweils in Frankreich geboren worden wären. John Prevost wäre demnach als Jean Prevost geboren worden.
Doch wenn man in der Zeit weiter zurückgeht, verliert sich von diesem John oder Jean Prevost jede Spur. Es existieren keine Urkunden, die die Existenz dieses Mannes vor der Geburt seiner Söhne belegen würden. Allerdings tauchen später Zeitungsanzeigen für Sprachunterricht auf. Papst Leos Großvater war ein sprachbegabter Mann, gab Unterricht in romanischen Sprachen wie Französisch, Spanisch und Italienisch. In diesen Annoncen nennt er sich aber John Prevost Riggitano. Doch woher kommt dieser italienische Nachname plötzlich?
Papst hat sizilianische Wurzeln
Des Rätsels Lösung findet sich in einem Dokument von 1940. Während des 2. Weltkriegs mussten sich in den USA alle Ausländer, die zum Zeitpunkt ihrer Einreise über 14 Jahre alt waren, registrieren lassen. Und zwar auch rückwirkend. In diesem Alien Registration Act gab John Prevost an, als Salvatore Giovanni Riggitano Alioto in die USA eingereist zu sein. Demnach sei er am 24. Juni 1876 in der sizilianischen Stadt Milazzo in der Provinz Messina geboren worden.
In Online-Datenbanken lässt sich tatsächlich seine Geburtsurkunde finden. Sein Vater hieß Sante Riggitano, seine Mutter Maria Alioto. Dass der Großvater des Papstes seinen Vornamen nach der Auswanderung in die USA an die englischsprachige Version anpasste, war damals bei italienischen Einwanderern üblich. Aus Giovanni wurde John. Aber weshalb wurde aus Riggitano Prevost?
Sein Großvater war in Skandal verwickelt
Die einfache Antwort: Um den Behörden zu entgehen. Im März 1917 berichtet die Zeitung "The Quincy Daily Herald" in Chicago von einem Skandal. Der angesehene Sprachlehrer John Riggitano wird von seiner Frau Daisy Hughes wegen Ehebruchs mit einer Suzana Fountan angezeigt. Die beiden werden sogar kurzzeitig verhaftet. Suzana Fountan heißt eigentlich Suzanna Louise Marie Fontaine und wurde am 5. Februar 1894 in Le Havre, Frankreich, geboren.
Und was macht John Riggitano? Er brennt mit seiner neuen Liebe durch, verlässt Chicago und den Bundesstaat Illinois und lässt seine Ehefrau Daisy, die er am 14. April 1914 geheiratet hatte, sitzen. Nur kurze Zeit später wird John (Jean) Centi Prevost im Bundesstaat New York geboren, der Onkel des jetzigen Papstes. 1920 folgt die Geburt von Louis Marius Prevost in Chicago, dem Vater von Leo XIV. Und beide Male steht im Geburtsregister als Vater der Name Jean Prevost, geboren in Frankreich.
John Riggitano wollte durch den Namenswechsel und der falschen Angabe seines Geburtslandes vermutlich den Strafverfolgungsbehörden entgehen, die möglicherweise noch wegen des Ehebruchs gegen ihn ermittelten. Tatsächlich war Ehebruch 1917 in mehreren US-Bundesstaaten noch eine Straftat, auch in Illinois. Er wollte demnach einfach seine Spuren verwischen. Und so nahm der den Nachnamen Prevost an, der der Geburtsname von Suzannes Mutter war: Jeanne Eugénie Prévost, geboren 15. November 1864 in Paris.
Wie steht die Kirche zu Geschiedenen?
Und es gibt vermutlich noch einen Grund für die falschen Angaben: Eine Scheidungsurkunde von Daisy Hughes kann nicht aufgefunden werden, auch eine Heiratsurkunde mit Suzanne Fontaine nicht. Der Vater und Onkel des Papstes wurden wahrscheinlich unehelich geboren. Damals ein Skandal
Leos Großvater, der gebildete Sprachlehrer, Ehebrecher und Namensfälscher Salvatore Giovanni Riggitano alias John Prevost starb am 22. Mai 1960, als sein Enkel Robert Francis Prevost gerade einmal 5 Jahre alt war.
Trotz der Toleranz von Leos Vorgänger Papst Franziskus gegenüber Geschiedenen bleibt übrigens bis heute die Haltung der römisch-katholischen Kirche bestehen: Eine gültig geschlossene Ehe kann nicht geschieden werden.
- Eigene Recherche
- familysearch.org: "FamilySearch"
- antenati.cultura.gov.it: "Antenati – Portale dei nomi"
- geneanet.org: "Léon XIV : un nouveau pape qui n’est pas français… mais presque" (Französisch)