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Baerbocks Flieger hat eine Panne: Die wichtigsten Fragen und Antworten


In Abu Dhabi gestrandet
Pannenflug von Baerbock: "Das ist ein alter Flieger"

Von Tobias Eßer

Aktualisiert am 14.08.2023Lesedauer: 5 Min.
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Zwischenfall in 2.500 Metern Höhe: Baerbock muss ihre Reise unterbrechen. (Quelle: dpa)

17 Flugzeuge nutzt die Luftwaffe, um Politikerinnen und Politiker an ihre Ziele in aller Welt zu bringen. Doch ohne Pannen geht es anscheinend nicht.

Eigentlich hätte die Dienstreise der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) deutlich weiter gehen sollen – nach Australien, Neuseeland und Fidschi. Doch daraus wurde erst mal nichts.

Wegen einer Panne des Regierungsflugzeugs strandete Baerbock mit einer Delegation in der Nacht von Sonntag auf Montag in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Zuvor hatte der Flieger anderthalb Stunden über den Emiraten kreisen und 80 Tonnen Kerosin abladen müssen, um überhaupt landen zu können. t-online-Reporter Patrick Diekmann war an Bord der Maschine und berichtet über den Zwischenfall.

Es ist nicht das erste Mal, dass bei den Regierungsjets etwas nicht stimmt. Bereits in den Jahren 2018 und 2019 kam es zu einigen Pannen an den Flugzeugen der Bundesregierung. Was für Probleme es gab, in welchem Flugzeug Baerbock saß und wer für die Wartung verantwortlich ist, erklärt t-online in diesem Text.

Mit was für einem Flugzeug war Annalena Baerbock unterwegs?

Die deutsche Außenministerin und ihre Delegation flogen mit einem Airbus A340-300 mit dem Kennzeichen 16+01. "Das ist ein alter Flieger, der vorher bei der Lufthansa schon eingesetzt wurde", sagte Luftfahrt-Experte Gerald Wissel der Deutschen Presse-Agentur. Damit sei es "viel anfälliger für Fehler im Vergleich zu jüngeren Flugzeugen".

Beide Regierungsmaschinen vom Typ A340 gelten als in die Jahre gekommen. Sie sollen ausgemustert werden, sobald die Nachfolgemodelle A350 voll ausgestattet sind. Das Pannenflugzeug, mit dem die Ministerin und ihre Begleiter nun in Abu Dhabi gestrandet sind, sollte nur noch bis Ende September eingesetzt werden. In Betrieb ist der Flugzeugtyp seit 2011.

"Generell ist der Airbus A340 aber ein recht zuverlässiges Flugzeug, das keine erhöhten Häufigkeiten bei Zwischenfällen aufweist", sagte der Geschäftsführer des Flugunfallbüros Jacdec in Hamburg, Jan-Arwed Richter, der dpa. Bisher habe es seit 1994 weltweit keine Todesopfer durch Unfälle mit diesem Typ gegeben.

Welche Pannen gab es bereits in der Regierungsflotte?

Baerbocks ungeplante Zwischenlandung in Abu Dhabi ist bei Weitem nicht die erste Panne der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums. Besonders während der Kanzlerschaft von Angela Merkel (CDU) gab es einige Zwischenfälle.

Der wohl schwerste Zwischenfall ereignete sich, als die damalige Kanzlerin zusammen mit Olaf Scholz (SPD), zu diesem Zeitpunkt noch Finanzminister, auf dem Weg zum G20-Gipfel nach Argentinien war. Kurz nach dem Start in Berlin fielen im Airbus A340 der Flugbereitschaft zwei Funksysteme an Bord aus, die sich im Notfall gegenseitig ersetzen sollten. Das Flugzeug musste in Köln/Bonn notlanden, Merkel und Scholz flogen mit einer normalen Linienmaschine weiter nach Südamerika.

Scholz wurde bereits früher, im Oktober 2018, Opfer einer Flugzeugpanne. Bei einem Besuch der Jahrestagung der Weltbank strandete der damalige Finanzminister auf der indonesischen Insel Bali.

Im Februar 2019 saß dann der ehemalige Außenminister Heiko Maas (SPD) wegen eines Hydraulikfehlers am Regierungs-Airbus A319 im westafrikanischen Mali fest. Ungefähr zur selben Zeit hatte es ebenfalls in Afrika den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier getroffen – am A340 der Flugbereitschaft gab es ein Druckluftproblem. Und auch der damalige Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hing in diesem Zeitraum bei einer Dienstreise in Malawi fest.

Im April 2019 kam es beinahe zur Katastrophe, als durch einen technischen Defekt an einem Regierungsflugzeug des Typs Bombardier die Lenkung des Flugzeugs seitenverkehrt reagierte. Kurz nach dem Start berührten die Tragflächen des Flugzeugs kurz den Boden, der Jet wäre fast abgestürzt. Passagiere waren zu diesem Zeitpunkt nicht an Bord.

Aus welchen Flugzeugen besteht die Regierungsflotte?

Die sogenannte "weiße Flotte" der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums, die für die Beförderung der deutschen Politikerinnen und Politiker verantwortlich ist, besteht aus insgesamt 20 Luftfahrzeugen, also Flugzeugen und Hubschraubern.

Teil der Flotte sind drei Maschinen vom Typ Airbus 350, die auf die Namen "Konrad Adenauer", "Theodor Heuss" und "Kurt Schumacher" getauft sind. Außerdem gehören zur "weißen Flotte" zwei Maschinen vom Typ Airbus A340, drei Airbus A319 und drei Maschinen vom Typ Airbus A321, die für Flüge innerhalb Europas eingesetzt werden.

Für kleinere Delegationen nutzt die Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums außerdem mehrere Geschäftsreiseflugzeuge der Typen Global 5.000 und Global 6.000, die vom kanadischen Hersteller Bombardier produziert werden. Laut Website der Bundeswehr verwendet die Flugbereitschaft diese Flugzeuge zwar überwiegend für Flüge innerhalb Europas, allerdings könnten mit ihnen auch Flughäfen wie der von Washington, D.C., in den Vereinigten Staaten oder die indische Hauptstadt Neu-Delhi erreicht werden.

Außerdem gibt es noch drei Hubschrauber vom Typ AS352 "Cougar", die vor allem für Flüge über kurze Distanzen und in Gegenden ohne Flughafen eingesetzt werden.

Wer ist für die Wartung der Flotte zuständig?

Zuständig für die Wartung der Regierungsflieger ist die Lufthansa-Tochter Lufthansa Technik mit Sitz in Hamburg. Die kleineren Bombardier-Flugzeuge aus der "weißen Flotte" werden bei Lufthansa Bombardier Aviation Services gewartet.

Warum musste Baerbocks Flieger Kerosin ablassen, um zu landen?

Kurz nachdem Baerbocks Flugzeug in Abu Dhabi aufgetankt worden war, verlor es in der Luft an Schub. Wäre das Problem nicht untersucht worden, hätte es möglicherweise zu einem schweren Unfall kommen können. Der Regierungsflieger musste also zurück zum Airport in Abu Dhabi, damit das Problem am Airbus untersucht werden konnte.

Um landen zu können, musste der Flieger allerdings zunächst anderthalb Stunden über Abu Dhabi kreisen, um Kerosin abzulassen, berichtet t-online Reporter Patrick Diekmann. Der Grund: Für eine Landung wäre das Flugzeug sonst zu schwer gewesen.

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Für jeden Flugzeugtypen gibt es ein zulässiges Maximalgewicht bei der Landung, erklärt das Fachportal "aerotelegraph.com". Würde ein Flugzeug dieses Gewicht überschreiten, etwa weil es mit zu viel Kerosin betankt ist, könne es zu strukturellen Schäden am Fahrwerk, dem Flugzeugrumpf und den Tragflächen kommen.

Um eine Landung mit Übergewicht zu verhindern, gibt es den sogenannten Treibstoffschnellablass. Dabei wird das überschüssige Kerosin über einen Ablasser an den Tragflächen abgestoßen und verteilt sich als feiner Nebel in der Atmosphäre. Mehr dazu lesen Sie hier.

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Das wird so lange gemacht, bis das Flugzeug das zulässige Maximalgewicht für die Landung unterschreitet. Auch wenn das Ablassen von Treibstoff in die Atmosphäre umweltschädigend klingt – das Umweltbundesamt kommt in einer Studie aus dem Jahr 2017 zu dem Schluss, dass die Auswirkungen von Treibstoffschnellablässen auf Mensch und Natur "unkritisch" seien.

Wie geht es mit der Reise nun weiter?

Kurz nach der Landung in Abu Dhabi war zunächst unklar, ob wie und wann Baerbock ihre Reise fortsetzen kann. Inzwischen erfuhr t-online aus Kreisen des Außenministeriums:

Die Reise soll weitergehen, vermutlich aber erst am "späteren Abend". Noch werde geprüft, ob dabei ein Flugzeug der Flugbereitschaft zum Einsatz kommen wird, oder ob die Möglichkeit eines Linienflugs besteht.

Verwendete Quellen
  • bundeswehr.de: "Die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung"
  • wiwo.de: "Die Pannenserie der Flugbereitschaft"
  • flugrevue.de: "Jetzt hat Deutschland seine "'Air Force One'"
  • sueddeutsche.de: "'Wie sieht's aus?'"
  • spiegel.de: "Fehler von Lufthansa-Technikern lösten Unfallflug aus"
  • klimaschutz-portal.aero: "Wieso lassen Flugzeuge manchmal Kerosin ab?"
  • Nachrichtenagentur dpa
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