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Bundesregierung und Türkei beschließen Imam-Vereinbarung


Historischer Schritt
Bundesregierung beschließt Imam-Vereinbarung mit der Türkei

Von dpa, mam

14.12.2023Lesedauer: 3 Min.
Muslime beten in der Ditib-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld (Archivbild): Künftig soll die Türkei keine Imame mehr nach Deutschland entsenden.Vergrößern des BildesMuslime beten in der Ditib-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld (Archivbild): Künftig soll die Türkei keine Imame mehr nach Deutschland entsenden. (Quelle: Christoph Hardt/imago-images-bilder)
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Die Bundesregierung hat mit der Türkei eine Vereinbarung geschlossen: Imame sollen künftig nicht mehr entsandt, sondern in Deutschland ausgebildet werden.

Die Bundesregierung hat mit der Türkei einen Fahrplan für eine Beendigung der Entsendung von Imamen nach Deutschland vereinbart. Diese ist seit Jahren umstritten, weil die in der Regel für vier Jahre entsandten Prediger als türkische Staatsbeamte Weisungen aus Ankara folgen und meist nur lückenhaftes Wissen über die Lebensrealität in der deutschen Gesellschaft mitbringen.

Wie das Bundesinnenministerium am Donnerstag mitteilte, sollen die derzeit rund 1.000 in Deutschland tätigen Prediger der türkischen Religionsbehörde Diyanet über die nächsten Jahre schrittweise durch in Deutschland ausgebildete Imame ersetzt werden.

Ampel will Ausbildung von Imamen in Deutschland fördern

Die Diyanet-Imame sind hauptsächlich in den rund 900 Moscheen der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) tätig. Einige Dutzend von ihnen predigen nach Informationen der Bundesregierung in den Gemeinden der Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) und von Milli Görüs, zwei Verbänden, die im aktuellen Jahresbericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz erwähnt werden.

Um den ausländischen Einfluss auf das, was in deutschen Moscheen gepredigt wird, noch vor dem endgültigen Ende der Entsendung von Imamen zurückzudrängen, soll die fachliche Verantwortung für diese Prediger im Laufe des Jahres 2024 nicht mehr bei den türkischen Generalkonsulaten liegen, sondern auf Ditib übergehen. Auch dieser steht immer wieder in der Kritik – zuletzt weil ein Taliban-Funktionär in einer Moschee in Köln auftrat. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die Bundesregierung will nun im Gegenzug ihrerseits die Ausbildung zusätzlicher Imame im Inland fördern. Diese Ausbildung, die Absolventen von Studiengängen für islamische Theologie offensteht, soll aus drei Säulen bestehen: Deutsch-Unterricht, islamische Religionslehre sowie deutsche Geschichte, gesellschaftspolitische Fragen und Werte.

SPD-Sprecherin schießt gegen die Union

Die Gespräche zwischen der Türkei und Deutschland über Arbeitsvisa für religiöses Personal laufen schon seit 2016. Die nun geschlossene Vereinbarung war auch Thema beim Treffen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in Berlin im November.

"Ich freue mich, dass wir nach langen Verhandlungen erstmalig eine Vereinbarung mit der Türkei schließen konnten, mit der die Entsendung von staatlich bediensteten Imamen aus der Türkei beendet wird", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Sie betonte: "Wir wollen, dass Imame sich in den Dialog zwischen den Religionen einbringen und Glaubensfragen in unserer Gesellschaft diskutieren."

"Hier wird deutlich, dass wir auch im Gespräch mit schwierigen Partnern zu wichtigen und guten Ergebnissen kommen, die unionsgeführte Regierungen in 16 Jahren nicht erzielen konnten", sagte auch die religionspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Sandra Bubendorfer-Licht.

Imam-Entsendung ist historisch bedingt

Ditib ist der größte Islam-Verband in Deutschland. Dass die Religionsbehörde in Ankara über Jahrzehnte aus der Türkei Prediger nach Deutschland entsandt und auch bezahlt hat, ist der Geschichte der sogenannten Gastarbeiter geschuldet. Diese waren in den Jahren 1961 bis 1973 über ein Anwerbeabkommen nach Deutschland gekommen. Da sie ursprünglich nicht dauerhaft bleiben sollten, erschien die Praxis der aus der Türkei geschickten Prediger vielen anfangs unproblematisch.

Die Ausbildung deutscher Imame steckt noch in den Kinderschuhen. Seit 2020 werden an der Ditib-Akademie in dem Eifel-Ort Dahlem sunnitische islamische Religionsbeauftragte ausgebildet. Die ersten 25 Teilnehmer schlossen nach Angaben der Akademieleitung 2022 ihre zweijährige Ausbildung ab. An dem zweiten Lehrgang nehmen demnach aktuell 35 islamische Theologen teil, elf Männer und 24 Frauen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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