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Affenpocken: Erster Fall von Virus in Deutschland bestätigt


"War nur eine Frage der Zeit"
Erster Fall von Affenpocken in Deutschland bestätigt

Von afp, dpa, lw

Aktualisiert am 20.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Dieses Foto zeigt den Ausbruch von Affenpocken. (Archivbild)Vergrößern des BildesDieses Foto zeigt den Ausbruch von Affenpocken. (Archivbild) (Quelle: CDC/Brian W.J. Mahy/reuters)
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Die Affenpocken breiten sich in Europa aus: Nun wurde die Krankheit auch bei einem Patienten in Deutschland diagnostiziert. Gesundheitsminister Lauterbach ruft zu schnellem Handeln auf. Zugleich warnt die Aidshilfe vor Panikmache.

In Deutschland ist der erste Fall von Affenpocken bestätigt worden. Wie das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr am Freitag in München mitteilte, wurde das Virus am Donnerstag bei einem Patienten zweifelsfrei nachgewiesen. Der Patient habe die charakteristischen Hautveränderungen gezeigt. Weitere Details nannte das Institut zunächst nicht.

Wegen mehrerer Fälle von Affenpocken in anderen europäischen Ländern hatte das Robert Koch-Institut (RKI) erst am Donnerstag zu Wachsamkeit aufgerufen. Besonders Reiserückkehrer aus Westafrika sowie Männer, die Sex mit Männern haben, sollen demnach bei ungewöhnlichen Hautveränderungen unverzüglich einen Arzt aufsuchen.

Das sind die Symptome bei Affenpocken

Seit Anfang Mai wurden in mehreren europäischen und nordamerikanischen Ländern Dutzende Verdachtsfälle und bestätigte Infektionen mit Affenpocken gemeldet. Nach ersten Fällen in Großbritannien meldeten auch Spanien, Portugal, Italien, Schweden und Frankreich sowie die USA und Kanada bestätigte Fälle und Verdachtsfälle.

Zu den Symptomen der Affenpocken beim Menschen gehören Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und ein Ausschlag, der oft im Gesicht beginnt und dann auf andere Körperteile übergreift. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb mehrerer Wochen von der Krankheit, ein tödlicher Verlauf ist selten.

Lauterbach: schnelles Handeln nötig

"Es war nur eine Frage der Zeit, bis Affenpocken auch in Deutschland nachgewiesen werden", teilte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu dem Fall mit. Durch die Meldungen aus anderen Ländern seien Ärzte und Patienten in Deutschland sensibilisiert. "Aufgrund der bisher vorliegenden Erkenntnisse gehen wir davon aus, dass das Virus nicht so leicht übertragbar ist und dass dieser Ausbruch eingegrenzt werden kann." Dafür sei aber schnelles Handeln nötig. "Wir werden jetzt das Virus genauer analysieren und prüfen, ob es sich um eine ansteckendere Variante handelt."

Der Mediziner Norbert Brockmeyer geht bei der Vielzahl von Fällen in westlichen Ländern davon aus, dass das Virus schon seit einer Weile unbemerkt im Umlauf war. Durch die gestiegene Aufmerksamkeit sei mit vermehrten Nachweisen zu rechnen, sagte der Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft der Deutschen Presse-Agentur. STI steht für sexuell übertragbare Infektionen.

Am stärksten gefährdet für eine Ansteckung sind Brockmeyer zufolge Menschen, die sexuelle Kontakte zu vielen verschiedenen Menschen haben. Das Virus könne aber grundsätzlich auch bereits bei engem Körperkontakt übertragen werden, insofern hält der Mediziner auch in der Allgemeinbevölkerung Vorsicht für ratsam. Anlass zu großer Sorge gebe es aber nicht. "Die Affenpocken werden gut kontrollierbar sein."

Die Deutsche Aidshilfe warnt vor Stigmatisierung

Von wissenschaftlicher Seite gelte es zu prüfen, wie ansteckend das kursierende Virus sei und ob es sich um eine mutierte, ansteckendere Variante handle, sagte Brockmeyer. "Es ist ja leider so, dass wir in Deutschland eine Riesenpopulation haben, die nicht gegen Pocken geimpft worden ist – insbesondere im sexuell aktiven Alter." Das Potenzial an Infektionen durch den Erreger sei damit deutlich größer als etwa noch vor 20 Jahren. Je nach weiterer Entwicklung müsse man Pockenimpfungen in Erwägung ziehen. Die Pocken gelten seit 1980 als weltweit ausgerottet, seither wird nicht mehr dagegen geimpft. Prinzipiell wäre ein wohl gut wirkender Impfstoff aber verfügbar.

Die Deutsche Aidshilfe warnte angesichts der Affenpocken-Fälle bei schwulen Männern vor falschen Schlussfolgerungen und Stigmatisierung. "Natürlich gibt es bei den Affenpocken oberflächliche Ähnlichkeiten zu HIV damals – es ist wieder eine Erkrankung aus Afrika, die auch schwule Männer betrifft. Aber in vielen anderen Punkten passt der Vergleich nicht", sagte Aidshilfe-Sprecher Holger Wicht.

"Ernste und in Einzelfällen tödliche Erkrankung"

Das Virus, das die Affenpocken auslöst, sei im Unterschied zu HIV in den 80er Jahren länger bekannt, zudem heile die Erkrankung von selbst aus. "Uns ist sehr wichtig, dass hier nicht Panik und unangemessene Ängste entstehen." Es gebe bei der Einschätzung der Krankheitsschwere noch Ungewissheiten; etwa darüber, wie gut Immungeschwächte die Erkrankung verkraften – dazu können zum Beispiel auch langjährig unbehandelte HIV-Infizierte zählen.

Der Charité-Infektiologe Leif Sander beschrieb die Affenpocken bei Twitter als weniger krankmachend als die Pocken, es sei aber "dennoch eine ernste und in Einzelfällen tödliche Erkrankung". Die Krankheit trägt den Namen Affenpocken, nachdem der Erreger 1958 erstmals bei Affen in einem dänischen Labor nachgewiesen wurde. Fachleute vermuten, dass das Virus eigentlich in Hörnchen und Nagetieren zirkuliert, Affen und Menschen gelten als sogenannte Fehlwirte.

In Nigeria vermehrt Infektionen seit 2017

Üblicherweise wird die vor allem in Zentral- und Westafrika verbreitete Krankheit durch engen Kontakt mit infizierten Nagetieren übertragen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten und nur bei engem Kontakt möglich, kann aber durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf der Infizierten auftreten.

In Nigeria werden seit 2017 vermehrt Infektionen mit Affenpocken bei Menschen diagnostiziert. Laut RKI sind Affen in den afrikanischen Endemiegebieten jedoch nicht die Überträger.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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