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Öl-Tanker vor Jemen mit 1,1 Millionen Barrel Rohöl droht zu explodieren


Öltanker droht zu explodieren
"Eine der größten Umweltkatastrophen aller Zeiten"

Von t-online, cc

Aktualisiert am 02.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Der Öltanker "Safer": So soll die Katastrophe jetzt verhindert werden. (Quelle: Reuters)
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Vor der Küste Jemens rostet ein mit mehr als einer Million Barrel Rohöl beladener Tanker vor sich hin. Er droht auseinanderzubrechen. Das wäre eine Katastrophe.

"Safer" lautet der Name des Öltankers, der seit acht Jahren vor der Küste des Jemen vor sich hin rostet. Der Name meint den Edelstein Saphir und sein tiefes Blau. Blau wie das Meer. Doch sollte das 360 Meter lange Schiff auseinanderbrechen, droht eine schwarze Pest ins Wasser zu strömen. Denn die "Safer" hat in ihren 34 Tanks immer noch 1,1 Millionen Barrel Rohöl.

"Es könnte sich um eine der größten Umweltkatastrophen aller Zeiten handeln", sagte Achim Steiner, der Chef der UN-Entwicklungsagentur UNDP in New York. Die Menge an Öl, die im Bauch der "Safer" schlummert, würde eine Ölpest verursachen, die noch folgenschwerer wäre als das Auseinanderbrechen der "Amoco Cadiz" in Frankreich 1978, der "Exxon Valdez" in Alaska 1989 oder der "Prestige" in Spanien im Jahr 2002. Prominente Namen, die es auf der Liste maritimer Katastrophen zu trauriger Berühmtheit gebracht haben.

Das Schiff sei eine "tickende Zeitbombe im Roten Meer" sagte Ghiwa Nakat dem amerikanischen Magazin "Foreign Policy". Nakat ist die Regionalleiterin Mittlerer Osten und Nordafrika der Umweltschutzorganisation Greenpeace: "Es dümpelt nun schon seit Jahren herum, ohne dass es gewartet worden wäre. Die Situation ist wirklich schlimm."

Ebenso gefährlich wie das Öl sind die Gase

Bricht der Tanker auseinander, stiegen die Kosten für die Reinigung des Meeres und die Bergungsarbeiten ins Unermessliche. Experten rechnen mit bis zu 20 Milliarden Dollar. Doch wer sollte das bezahlen? Der Jemen, unter dessen Flagge das Schiff seit 1986 fährt, befindet sich seit Jahren im Bürgerkrieg, in dem bereits Hunderttausende Menschen starben. Das nötige Geld stünde nicht zur Verfügung.

Auch deswegen verwahrlost der Tanker seit 2015. Laut der britischen "Times" brach im Mai 2020 ein Rohr, in der Folge wurde der Maschinenraum geflutet. Normalerweise hätte die Reparatur eines solchen Lecks ein paar Stunden gedauert. Im Fall der "Safer" dauerte es fünf Tage. Spezialtaucher mussten schließlich die Außenhaut des Tankers unter Wasser abdichten.

Aus diesem Grund nennt auch das Magazin "New Yorker" die "Safer" nur "Das Schiff, das zur Bombe wurde". Denn fast ebenso gefährlich wie das Öl sind die Gase, die sich im Laufe der Jahre in den Tanks gebildet haben. Werden diese entzündet, etwa bei einer Reparatur oder bei Bergungsarbeiten, droht eine enorme Explosion. Ein Funke genügt und das Schiff würde in einem Feuerball aufgehen. Mit dramatischen Folgen.

Spezialschiff ist unterwegs zur "Safer"

Biodiversität, Fischerei und Tourismus in der gesamten Region wären gefährdet, eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten der Welt könnte empfindlich gestört werden. Mittelbar würden bis zu 30.000 Fischer ihren Job verlieren, dazu mehr als 200.000 Arbeiter in der Fischindustrie. Bis zu sechs Millionen Menschen im Jemen und eine Million Menschen im Nachbarland Saudi-Arabien wären einer hohen Luftverschmutzung ausgesetzt. Häfen müssten monatelang geschlossen werden. Ein Horrorszenario.

Deswegen haben die Vereinten Nationen inzwischen mit einer Mission zur Bergung des Rohöls aus dem schrottreifen Tanker begonnen. "Die technischen Experten haben heute Morgen zum ersten Mal einen Fuß auf die 'Safer' gesetzt", sagte UNDP-Chef Steiner.

In den kommenden sieben bis zehn Tagen solle ein von den Vereinten Nationen gekauftes zweites Schiff, die "Nautica", zum Tanker fahren, damit das Öl umgepumpt werden könne. Eine erste Inspektion habe den desaströsen Zustand des über 45 Jahre alten rostigen Schiffes bestätigt, sagte Steiner. Im vergangenen Jahr sammelten die UN gemeinsam mit den Niederlanden auf einer Geberkonferenz Geld für die Operation. Die Gesamtkosten für das Vorhaben wurden auf etwa 144 Millionen Dollar taxiert.

Verwendete Quellen
  • time.com: "A Rusting Oil Tanker Off the Coast of Yemen Is an Environmental Catastrophe Waiting to Happen. Can Anyone Prevent It?" (englisch)
  • newyorker.com: "The Ship That Became a Bomb" (englisch, kostenpflichtig)
  • foreignpolicy.com: "Yemen Is Sitting on a Time Bomb Bigger Than the Exxon Valdez" (englisch, kostenpflichtig)
  • un.org: "UN Plan for the FSO Safer Tanker. Stop the Red Sea Catastrophe" (englisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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