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"Giftverkäufer" Kenneth L.: Er soll weltweit zum Todesengel geworden sein


"Suizid-Pakete" für 60 Euro
Er soll weltweit zum Todesengel geworden sein

Von t-online, aj

Aktualisiert am 06.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Kenneth L. Der Kanadier sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Ihm drohen bis zu 14 Jahre Haft.Vergrößern des BildesKenneth L.: Der Kanadier sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Ihm drohen bis zu 14 Jahre Haft. (Quelle: Peel Regional Police)
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Ein Kanadier wird weltweit mit Dutzenden von Todesfällen in Verbindung gebracht. Der Mann soll eine Substanz als Teil einer "Suizid-Ausrüstung" verkauft haben.

Polizeibehörden weltweit untersuchen Todesfälle, die mit einem kanadischen Mann in Verbindung stehen könnten. Dieser wird derzeit in seiner Heimat beschuldigt, eine giftige Substanz und Utensilien als Teil einer "Suizid-Ausrüstung" online vermarktet und verkauft zu haben. Wie in Deutschland und vielen anderen Ländern ist auch in Kanada die aktive Sterbehilfe strafbar.

Wie die Ermittler bei einer Pressekonferenz berichteten, könnte Kenneth L. mindestens 1.200 Pakete an Menschen in mehr als 40 Ländern verschickt haben, darunter Kanada, Großbritannien, USA, Australien, Neuseeland, Italien. Bislang werden weltweit 110 Todesfälle mit den Paketen des 57-Jährigen in Verbindung gebracht.

In der kanadischen Provinz Ontario ist L. mittlerweile mit 14 Anklagen konfrontiert, ihm drohen dort bis zu 14 Jahre Haft. Er plädiert auf nicht schuldig. Ein Überblick über das, was wir bis jetzt wissen.

Verhaftung in Kanada im Mai

Im vergangenen Mai wurde L. in Kanada verhaftet und wegen Beratung oder Beihilfe zum Suizid in zwei Fällen angeklagt. Die Polizei teilte mit, dass die erste Person Ende März in der Provinz Ontario verstarb, nachdem sie eine Substanz konsumiert hatte, die sie angeblich bei einem von L. betriebenen Online-Unternehmen erworben hatte. Später erfuhren die Ermittlungsbehörden dann von einem zweiten Todesfall in der gleichen Region.

Die Beamten riefen damals die Öffentlichkeit dazu auf, alle Pakete zu melden, die von fünf Unternehmen stammen, die mutmaßlich mit L. in Verbindung stehen: Academic, AmbuCA, ICemac, Escape Mode und Intime Cuisine.

Die Ermittlungen wurden inzwischen ausgeweitet. In Ontario haben sich elf Polizeidienststellen zu einer gemeinsamen Operation zusammengeschlossen. Am vergangenen Dienstag wurden in einer Pressekonferenz zwölf neue Anklagen gegen L. wegen Beihilfe zum Suizid und Beratung bei Todesfällen in der gesamten Provinz Ontario erhoben. Das Alter der Opfer reicht von 16 bis 36 Jahren, wie die Behörden mitteilten.

Wer ermittelt noch?

Die britische National Crime Agency (NCA) hatte wenige Tage vorher bekannt gegeben, dass wegen möglicher Verbrechen in Großbritannien gegen L. ermittelt werde. Die Behörde gab an, dass vermutlich 272 Personen Substanzen zur Unterstützung bei Suizid über die von L. betriebenen Webseiten in Kanada erworben hätten. Es habe 88 Todesfälle gegeben. Ein Sprecher der NCA gab zu bedenken, dass "in diesem frühen Stadium" nicht bestätigt werden könne, dass die Käufe auf der Webseite die Ursache für alle Todesfälle waren.

Auch der Tod des 22-jährigen Tom Parfett aus Surrey wird mit L. in Verbindung gebracht. Sein Vater berichtete dem TV-Sender SkyNews, dass sein Sohn die für seinen Tod verantwortliche Substanz von einer kanadischen Webseite für umgerechnet etwa 60 Euro gekauft habe.

Auch andere Behörden führen den kanadischen Behörden zufolge laufende Ermittlungen in dem Fall durch. Die neuseeländische Gerichtsmedizin soll Berichte über Todesfälle erhalten haben, bei denen ein Zusammenhang vermutet wird. Auch Behörden in den USA, Italien und Australien haben Ermittlungen eingeleitet.

Was war in den Paketen?

Die chemische Substanz, die L. in den Paketen versandt haben soll, ist legal verkäuflich und wird in der Lebensmittelindustrie genutzt. Der absichtliche Verzehr von übermäßigen Mengen des Stoffes kann jedoch zum Erstickungstod führen. Auf Fotos, die Ermittler aus der Peel-Region in Ontario veröffentlicht haben, sind außerdem Utensilien wie Schläuche und eine Atemmaske zu sehen, mit denen er mutmaßlich gehandelt haben soll.

L. hat Berichte dementiert, wonach er absichtlich Produkte verkaufte, um Menschen beim Suizid zu helfen. In einem Interview mit "The Globe and Mail" im April 2023 leugnete L. den Verkauf der Substanz nicht, gab aber an, dass er sie für andere Zwecke als Suizid verkauft habe.

L. soll laut den Ermittlungen seit Anfang 2020 fünf Webseiten betrieben haben. Sein Versandhandel wurde jedoch nach einer Investigativrecherche der britischen "Times" im Mai vom Netz genommen. "Times" berichtete auch, dass L. hohe Schulden gehabt haben soll.

Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.

Verwendete Quellen
  • gtheglobeandmail.com: "Peel Police investigate Ontario man shipping substance used in suicides" (englisch)
  • peelpolice.ca: Investigative Update on Kenneth L. (englisch)
  • guardian.com: "New charges for Canadian accused of selling drugs to people at risk of suicide"
  • bbc.com: "Canadian 'poison seller' Kenneth L. faces more charges" (englisch)
  • sky.com.au: "Father whose son killed himself after taking poison bought online says his life was 'valued at £40' by seller" (englisch)
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