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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Regen, Wind, Wolken Wo bleibt der Hitzesommer 2025?

Meteorologen haben für 2025 einen Sommer der Hitzerekorde vorausgesagt. Wer aus dem Fenster schaut, zweifelt daran. Doch die Wetterdaten zeigen ein anderes Bild.
Bereits im Frühjahr deuteten zahlreiche Wettermodelle auf einen Sommer der Extreme hin. Der Kurs stand auf neue Hitzerekorde. Die Wahrscheinlichkeit für einen der heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurde von den Wetterdiensten mit 70 bis 100 Prozent angegeben. Es sei mit einer großen Hitzeblase über Südosteuropa zu rechnen, sagte damals der Diplommeteorologe Dominik Jung t-online. "Ab Mitte Juli erwartet uns eine Art Hitzeglocke, die sich bis nach Mitteleuropa ausbreiten wird", sagte er voraus.
Besonders das europäische Wettermodell ECMWF rechnete für die Monate Juni bis August mit deutlich überdurchschnittlichen Temperaturen. Auch die sogenannte Hundstage-Phase vom 23. Juli bis 23. August – traditionell als stabilste und heißeste Zeit des Jahres bekannt – galt lange als möglicher Höhepunkt des Sommers 2025.
Doch genau in dieser Zeitspanne scheint sich nun ein Wetterumschwung abzuzeichnen. Die aktuellen Modellläufe rechnen mit einem markanten Rückgang der Temperaturen in der letzten Juliwoche und einem ungewöhnlich kühlen Start in den August.
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Statt tropischer Nächte und Badewetter stehen Deutschland graue Tage und Unwetter bevor. Eine Entwicklung, die im klaren Kontrast zu den ursprünglichen Langfristprognosen steht und die Frage aufkommen lässt: Fällt der große Hitzesommer 2025 ins Wasser?

Die unterschiedlichen Wettermodelle
Das GFS-Modell (Global Forecast System) ist ein globales Wettervorhersagemodell des US-Wetterdienstes NOAA. Es wird viermal täglich neu berechnet und liefert Vorhersagen für bis zu 16 Tage im Voraus. Es gehört zu den wichtigsten Wettermodellen weltweit und wird auch in Europa intensiv genutzt.
Das ICON-Modell ist das Wettermodell des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Die Abkürzung steht für Icosahedral Nonhydrostatic Model. Es gehört zu den modernsten globalen Vorhersagemodellen und rechnet mit besonders hoher Auflösung.
Das ECMWF-Modell, oft auch als EZ-Modell bezeichnet, stammt vom European Centre for Medium-Range Weather Forecasts mit Sitz in Reading (Großbritannien). Es gilt als eines der weltweit genauesten Wettermodelle und ist besonders stark, wenn es um mittelfristige Vorhersagen bis etwa zehn Tage im Voraus geht.
Sommer 2025 schon jetzt in den Top 10
Auch wenn es sich subjektiv aktuell nicht nach einem Hitzesommer anfühlt, sprechen die Messdaten eine andere Sprache. Zur Halbzeit des meteorologischen Sommers am 15. Juli lag die durchschnittliche Temperatur in Deutschland bereits um +0,9 Grad über dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2020. Damit rangiert der Sommer 2025 schon jetzt unter den zehn wärmsten seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 – trotz Regenschauern, Gewittern und gefühlter Wetterfrustration.
Die Diskrepanz zwischen Wettergefühl und Statistik hat klare Gründe. Zwar war der Juni in vielen Regionen Deutschlands nicht nur ungewöhnlich warm, sondern auch der drittwärmste Juni überhaupt. Doch gleichzeitig sorgten kräftige Gewitter für ein Wechselspiel aus Schwüle und Starkregen.
Juni 2025 – ein Sommermonat der Rekorde
Das Temperaturmittel im Juni lag aber deutschlandweit bei 18,5 Grad Celsius und damit um 3,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (15,4 Grad). Selbst im Vergleich mit der aktuellen und wärmeren Klimanormalperiode 1991 bis 2020 (16,4 Grad) ergab sich noch ein deutliches Plus von 2,1 Grad.
Besonders im Südwesten konnte sich immer wieder warme Luft aus dem Mittelmeerraum durchsetzen. Das Temperaturplus lag dort teils bei über 4 Grad. Am Oberrhein wurden mehr als zehn Tage mit Temperaturen über 30 Grad registriert.
Auch die Sonnenscheindauer lag im Juni deutlich über dem Schnitt. Mit rund 277 Sonnenstunden wurde das Soll der Referenzperiode 1961 bis 1990 (203 Stunden) um mehr als ein Drittel überschritten. Im Vergleich zur aktuellen Referenzperiode 1991 bis 2020 (216 Stunden) ergab sich eine positive Abweichung von 28 Prozent.
"Der Juni 2025 war in Deutschland außergewöhnlich warm, viel zu trocken und üppig sonnig", lautet das Fazit des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Die Hundstage im Wandel – Sommerpause statt Hitzehoch
Dem heißen Juni folgte ein durchwachsener Juli. Vom 23. Juli bis 23. August dominiert in vielen Jahren stabiles Hochdruckwetter mit Höchstwerten jenseits der 30-Grad-Marke die Wetterlage in Deutschland. Auch 2025 versprach zunächst dieses klassische Muster. Statt stabiler Hitze deuten mehrere Wettermodelle nun aber auf eine ungewöhnlich labile Wetterlage genau zu Beginn der Hundstage.
Laut ECMWF ist in der letzten Juliwoche mit einem kräftigen Trog zu rechnen, der von einem Islandtief ausgeht. Seine Ausläufer erreichen Mitteleuropa über Großbritannien und die Alpen. Das Hochdrucksystem über dem Atlantik und Osteuropa zieht sich daraufhin zurück. Eine Wetterlücke entsteht. In diese schiebt sich der Trog und sorgt für anhaltend kühle und regnerische Witterung. Die Temperaturen bleiben dabei teils deutlich unter dem, was man zur Hochsommerzeit erwarten würde: unter 20 Grad bei Dauerregen, maximal 25 Grad in kurzen, sonnigen Phasen. Das ist ein für die Jahreszeit ungewöhnliches Szenario.
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Wie geht es im August weiter?
Trotz der kurzfristigen Abkühlung zum Monatswechsel ist der übergeordnete Wettertrend eindeutig: Der August 2025 dürfte in weiten Teilen Europas zu warm ausfallen. Sowohl das europäische Wettermodell ECMWF als auch die US-Raumfahrtbehörde Nasa prognostizieren für Deutschland eine Temperaturabweichung von +1,5 bis +2,5 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittel. Selbst im Vergleich zur aktuelleren Periode 1991 bis 2020 wird noch ein deutlicher Wärmeüberschuss erwartet.
Das ECMWF simuliert darüber hinaus europaweit eine flächendeckend zu trockene Witterung – mit Ausnahme der norwegischen Küste, wo signifikant mehr Niederschlag als üblich erwartet wird. Für den Süden Frankreichs, den Osten Spaniens und große Teile Italiens bedeutet das: anhaltende Trockenheit bei überdurchschnittlich hohen Temperaturen. Auch Deutschland ist davon betroffen, vor allem im Süden, Osten und in der Mitte. Lediglich im äußersten Norden und Nordwesten deuten die Modelle auf Niederschlagsmengen im Bereich des langjährigen Sollwerts hin.
In der Summe ergibt sich für Mitteleuropa ein klares Muster: Die Chance auf den Aufbau eines stabilen Sommerhochs im August ist aktuell gestiegen – trotz zwischenzeitlicher Rückschläge durch Trogwetterlagen und Tiefdruckeinflüsse.
Trog
In der Meteorologie wird die Bezeichnung Trog für ein Gebilde tiefen Luftdrucks am Boden verwendet. Ein Trog existiert zumeist auf der Rückseite einer Kaltfront, wenn polare Kaltluft in einem alternden Tiefdruckgebiet weit nach Süden vorstößt. Im Bereich eines Troges treten gehäufte Schauer, stürmischer Wind und einzelne Gewitter auf.
Fazit: Der Hitzesommer 2025 ist real
Der Sommer 2025 entwickelt sich zum Paradebeispiel dafür, wie unterschiedlich Wetter und Klima wahrgenommen werden können. Während viele Menschen den Eindruck haben, der Sommer falle ins Wasser, sprechen die Messdaten eine andere Sprache: Deutschland erlebt einen überdurchschnittlich warmen Sommer, der bereits zur Halbzeit zu den zehn wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen zählt. In Westeuropa wurden sogar neue Rekordwerte erreicht.
Die kurzfristige Abkühlung zum Monatswechsel sorgt zwar für Ernüchterung, ist aber im Kontext langfristiger Klimamuster eher als Episode zu werten. Der sogenannte Schaukelsommer mit wechselnden Phasen aus Hitze, Gewitter und Regen bleibt bestehen.
Die Vorstellung eines ausgefallenen Sommers hält einer datenbasierten Überprüfung nicht stand. Vielmehr zeigt sich: Der Hitzesommer 2025 ist real. Er verläuft nur weniger geradlinig und regional unterschiedlich.
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Hitzeglocke über Südeuropa
Zudem muss man die Wetterlage im gesamten Europa betrachten. Während sich Mitteleuropa nämlich mit wechselhaftem Wetter und einem Schaukelsommer auseinandersetzt, herrscht im Süden des Kontinents Extremhitze. Und die Lage spitzt sich weiter zu. Besonders auf Sizilien droht in diesen Tagen eine neue Rekordmarke. Durch den Zustrom heißer Luft aus der Sahara in Kombination mit einem wolkenlosem Himmel werden bis zu 48 Grad Celsius erwartet.
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Auch in Griechenland bleibt es extrem heiß: Dort liegen die Tageshöchstwerte verbreitet zwischen 40 und 47 Grad. Laut Meteorologe Clemens Grohs sind örtlich sogar 48 Grad möglich. Damit wäre der aktuelle Europarekord von 48,8 Grad, gemessen am 11. August 2021 im sizilianischen Syrakus, erneut in Reichweite.
Heißeste Kapitel des Sommers 2025 könnten noch bevorstehen
Ein Ende der Hitzewelle ist nicht in Sicht. Laut der italienischen Wetterplattform "ilmeteo.it" bleibt das afrikanische Hochdruckgebiet über dem Land stabil. Meteorologe Stefano Rossi warnt: "In den nächsten Tagen wird es sogar seine höchste Stärke erreichen." Der Höhepunkt der Hitze wird demnach zwischen Donnerstag und Freitag erwartet.
Auch in Südosteuropa bleibt es extrem. Am Dienstag sind Temperaturen von 40 Grad und mehr auch in Bulgarien, Serbien, Albanien, Nordmazedonien und der Türkei zu erwarten.
Die heißesten Kapitel dieses Sommers könnten also noch bevorstehen. Wer glaubt, der Sommer 2025 sei bereits gelaufen, könnte bald eines Besseren belehrt werden.
- dwd.de: "Deutschlandwetter im Juni 2025"
- statista.com: "Durchschnittliche monatliche Sonnenscheindauer in Deutschland bis Juni 2025"
- wetter.de: "Hitzewelle und Extremwetter in Europa: Südeuropa glüht, Unwetter in Großbritannien, Rekorde in Norwegen"
- weather.com: "Heat Dome über Griechenland: Hitzewelle bis 46 Grad"
- ilmeteo.it: "Meteo: Caldo Africano, sarà peggio del previsto. Quanto dura e cosa accadrà dopo" (Italienisch)
- wetterprognose-wettervorhersage.de: "Wetter Sommer 2025"
- wetterprognose-wettervorhersage.de: "Wie wird das Wetter in den Sommerferien? Zwischen Hitzewelle und Sommermonsun"
- meteo.plus: "Wetterstatistik Deutschland Juli"
- wetterzentrale.de: "Topkarten – ECMWF-Modell (Lufttemperatur)"
- meteociel.fr: "Modèles GFS – Cartes météo" (Französisch)
- meteociel.fr: "Modèles GFS – Températures à 850 hPa" (Französisch)