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Trump vs. Harris: Das TV-Duell entscheidet über die Präsidentschaft | US-Wahlen


Tagesanbruch
Dieses Duell kann alles verändern

MeinungVon Mauritius Kloft

Aktualisiert am 10.09.2024Lesedauer: 7 Min.
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Wahlkampf in den USA - HarrisVergrößern des Bildes
Kamala Harris: Für die Vizepräsidentin ist das TV-Duell gegen Donald Trump die erste große Bewährungsprobe. (Quelle: Jacquelyn Martin/AP/dpa/dpa-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

es gibt Tage, an denen wissen Sie schon beim Aufstehen, dass Sie noch lange an sie denken werden. Sei es, weil ein Bewerbungsgespräch ansteht, ein Gerichtstermin oder der Besuch eines Facharztes. Oftmals geht der Termin nur ein bis zwei Stunden. Trotzdem kann er Ihr Leben verändern.

Und da gibt es Tage, an denen Sie vor einem Millionenpublikum gegen einen selbstverliebten Milliardär bestehen müssen, der vor nichts zurückscheut.

Zugegeben: Wirklich oft passiert das wohl niemandem. Aber für Kamala Harris ist heute ein solcher Tag. Die US-Vizepräsidentin und Kandidatin der Demokratischen Partei wird sich zum ersten Mal vor TV-Kameras und live mit Donald Trump duellieren.

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Vielleicht sogar das erste und letzte Mal. Denn weitere TV-Duelle zwischen Trump und Harris sind bislang nicht geplant. Heute Abend um 21 Uhr Ortszeit – bei uns in Deutschland ist es dann bereits 3 Uhr nachts – startet die Fernsehdebatte. Übrigens: Mehrere deutsche Sender übertragen sie live; wir bei t-online verfolgen das Duell für Sie und werden die Debatte im Anschluss einordnen.

Die beiden erbitterten Konkurrenten wissen: Jetzt geht es um alles – der Kampf um das mächtigste Amt der Welt könnte heute Nacht mitentschieden werden. Das TV-Duell wird nicht weniger als ein Meilenstein in dem womöglich wendungsreichsten Wahlkampf der US-amerikanischen Geschichte, der jetzt in die heiße Phase geht.

Zwar hatte Harris Trump in nationalen Umfragen kurzzeitig überholt. Doch aus dem Vorsprung wird derzeit wieder ein leichter Rückstand. Was klar ist: Das Rennen ist unfassbar knapp. Nur auf die möglichen Stimmen zu schauen, bringt aber wenig, weil es in den USA auf die Wahlleute ankommt, die ein Kandidat hinter sich versammeln kann.

Die Kampagnenteams der Kandidaten blicken hier besonders auf die umkämpften Staaten. In den sogenannten Swing States zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Harris und Trump ab. Die unentschlossenen Wähler könnten sich bei einem solchen Duell für eines der beiden Lager entscheiden, so die Hoffnung der jeweiligen Unterstützer.

Für Donald Trump – berüchtigt für Unwahrheiten und Beleidigungen – ist ein solches Duell fast schon Routine. Und das, obwohl er genau weiß, dass es auch für ihn jetzt darauf ankommt: Schließlich kann sich entscheiden, ob Trump seine voraussichtlich letzte Chance verpasst, erneut ins Weiße Haus einzuziehen.

Für Kamala Harris ist es hingegen die große Bewährungsprobe. Sie hat sich noch nie auf einer so großen Bühne im Wahlkampf messen müssen.

Trump kann indes getrost als Veteran des TV-Duells gesehen werden: Für den 78-jährigen Ex-Präsidenten ist es bereits der dritte Wahlkampf und die siebte TV-Debatte. Der frühere Moderator der Reality-Show "The Apprentice" kennt das TV-Business wie seine Westentasche und bedient sich "on air" auch gerne übler Tricks.

Erst Ende Juni hatte Trump eine solche Debatte bestritten. Damals war der Gegner noch keine 59 Jahre junge Frau. Sondern ein 81 Jahre alter Greis.

Das TV-Duell hat Joe Biden seine Präsidentschaftskandidatur gekostet. Und verantwortlich dafür war nicht Trumps Performance im Duell, sondern die des 81-jährigen amtierenden Präsidenten. Dieser sprach wirr, verhaspelte sich, offenbarte vor einem Millionenpublikum, dass er zu alt für vier weitere Jahre im Weißen Haus ist. Rund drei Wochen später trat Biden von der Kandidatur zurück – und machte Platz für Harris.

In den Wochen vor Bidens Rückzug sahen politische Beobachter bereits Trump als nächsten US-Präsidenten. Im Gegensatz zu damals steht er jetzt aber geschwächt da. Nicht zuletzt, weil sich Trumps Kampagne voll auf Biden eingeschossen hatte, sich mit Kandidatin Harris sichtlich schwertut.

Harris entfachte eine neue Euphorie in ihrer Partei und legte eine bemerkenswerte Aufholjagd hin. Sie hat es geschafft, die bräsigen Demokraten wieder aufzuwecken, sie aus ihrer Lethargie herauszuholen, die sie mit einem Kandidaten Biden befallen hatte.

Das zeigt sich auch an den Rekordspenden für Harris. Ihre Kampagne hat allein im August 361 Millionen Dollar (knapp 325 Millionen Euro) an Spendengeldern eingenommen – fast dreimal so viel wie ihr republikanischer Gegenkandidat. Dieser kam im gleichen Zeitraum nur auf 130 Millionen Dollar (117 Millionen Euro).

Doch gewonnen hat sie eben noch lange nicht. Eine jüngst von der "New York Times" und dem Siena College veröffentlichte Erhebung ergab, dass immerhin 28 Prozent der Wähler noch genauer wissen wollen, wofür Kamala Harris steht.

In einem TV-Duell kann sie ihre politischen Pläne erklären – und die Amerikaner von diesen überzeugen. Wie will die Demokratin etwa die illegale Migration eindämmen? Etwas, das sie als Vizepräsidentin bisher nicht geschafft hat? Und wie will Harris die Inflation in den Griff bekommen – oder das marode Gesundheitssystem?

All das sind Themen, die die 244 Millionen Wahlberechtigten umtreiben. Mein Kollege Bastian Brauns, unser US-Korrespondent in Washington D.C., sieht jedoch ausgerechnet den aktuellen Präsidenten, der ihr den Weg ebnete, als Problem für Harris in der Debatte. "Kamala Harris muss den Spagat schaffen zwischen ihrer Loyalität zur Biden-Regierung, deren Teil sie seit dreieinhalb Jahren ist", schreibt er, "und der Notwendigkeit, sich als eigenständige Kandidatin für den Wechsel und die Zukunft zu profilieren."

Gleichzeitig muss Harris zeigen, dass sie Trump gewachsen ist und seine Attacken, die oftmals unter die Gürtellinie gehen, souverän abwehren kann. Sie darf sich nicht aus dem Konzept bringen lassen.

Für Trump wird das TV-Duell derweil zum Balanceakt: Es wird für ihn zum einen darum gehen, einen besonnenen Auftritt hinzulegen. Er muss sich im Griff haben, um moderate, unentschlossene Wähler nicht abzuschrecken. Zum anderen muss Trump deutlich machen, dass er nicht plötzlich "Sleepy Don" ist. Also der alte Mann im Rennen ums Weiße Haus, der einer Harris geistig nicht mehr gewachsen sein könnte.

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Doch unabhängig davon, wer in den 90 Minuten des Duells die bessere Figur macht: Ein Wahlsieg ist dadurch trotzdem nicht garantiert. Der rückt nach einer gewonnenen Fernsehdebatte zwar näher, ein Automatismus ist er aber nicht. Das zeigt ein Blick in die nicht allzu ferne Vergangenheit. Im Jahr 2016 gab es drei TV-Duelle zwischen den damaligen Kandidaten Donald Trump und Hillary Clinton. Unter dem Strich konnte Clinton mehr überzeugen. Die Wahl gewann jedoch Trump.

Fest steht also vor dem heutigen Abend nur eines: Kamala Harris und Donald Trump werden noch lange daran zurückdenken. Egal, wie es am Ende ausgeht.


Wir schaffen das doch nicht

Gerade einmal neun Jahre ist es her, da stellte sich die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hin und sprach in Bezug auf die Flüchtlingskrise einen Satz aus, der ihr später vielfach vorgehalten wurde. "Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das", sagte sie. "Wir schaffen das, und dort, wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden, muss daran gearbeitet werden." Mittlerweile hat sich Merkel in den Ruhestand verabschiedet. Und das Prinzip "Wir schaffen das" scheint auch ausgedient zu haben.

Denn Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat am Montag vorübergehende Kontrollen an allen deutschen Landgrenzen angeordnet, um die Zahl unerlaubter Einreisen stärker einzudämmen. Die zusätzlichen Kontrollen sollen am 16. September beginnen und zunächst sechs Monate andauern.

Als Gründe dafür nannte sie neben der Begrenzung der irregulären Migration auch den Schutz vor aktuellen Bedrohungen durch islamistischen Terrorismus. "Wir tun alles, um die Menschen in unserem Land dagegen zu schützen", sagte die SPD-Politikerin.

Welche Geflüchtete in Zukunft an der Grenze abgewiesen werden sollen, ließ Faeser offen. Sie verwies auf ein "vertrauliches" Treffen mit den Vertretern der Bundesländer und der Union, das am Dienstag stattfinden solle. Eine weitere Frage, die zu klären sein wird, ist die rechtliche: Wieso soll jetzt plötzlich etwas möglich sein, was bislang als unmöglich galt?


Termine des Tages

Der Bundestag hat nach der Sommerpause seine Arbeit mit der traditionellen Haushaltswoche wieder aufgenommen. Am Dienstag wird Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) das nur mühsam und mit viel Streit zustande gekommene Haushaltsgesetz 2025 im Parlament einbringen. Der Etatentwurf sieht Ausgaben von mehr als 480 Milliarden Euro vor, etwa ein Zehntel soll über neue Schulden finanziert werden.


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Zum Schluss

Ich wünsche Ihnen einen schönen, wenn auch etwas regnerischen Dienstag. Morgen schreibt Florian Harms für Sie.

Ihr Mauritius Kloft
Leitender Redakteur Nachrichten & Planung
X: @Inselkloft

Was denken Sie über die wichtigsten Themen des Tages? Schreiben Sie es uns per E-Mail an t-online-newsletter@stroeer.de.

Mit Material von dpa.

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