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Bundeswehr in Litauen: In "Suwalki-Lücke" wächst das Unbehagen


Agressionen Russlands seit Kriegsbeginn
Deswegen wächst in der "Suwalki-Lücke" das Unbehagen

Von dpa
Aktualisiert am 22.05.2025 - 14:37 UhrLesedauer: 3 Min.
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Militärexperte im Video: Darum könnte sich in einer Grenzregion bald Putins weiteres Vorgehen entscheiden. (Quelle: t-online)
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Litauen blockiert den Transport sanktionierter Waren nach Kaliningrad. Russland droht mit Vergeltung – und trifft damit in der Grenzregion einen empfindlichen Nerv.

Mit der Stationierung von etwa 5.000 deutschen Soldaten in Litauen betritt die Bundeswehr Neuland: Nicht nur, weil es die erste dauerhafte Stationierung eines Truppenverbandes im Ausland ist. Die Präsenz der Panzerbrigaden ist auch die deutlichste Reaktion Deutschlands auf den russischen Angriffskrieg – und könnte den neuen Bundeskanzler Friedrich Merz unter Zugzwang setzen. Ziel des Bundeswehreinsatzes ist es dabei, die strategisch wichtige Suwalki-Lücke zu schützen.

Litauen grenzt sowohl an das mit Russland eng verbündete Belarus als auch an die russische Exklave Kaliningrad an der Ostsee. Die Suwalki-Lücke bezeichnet einen zwischen diesen beiden Ländern verlaufenden, schmalen Nato-Korridor. Russland, so die Befürchtung, könnte das Baltikum durch deren Einnahme vom restlichen Nato-Gebiet abschneiden. Benannt wurde der Korridor nach dem polnischen Ort Suwalki.

Russland droht Litauen unverholen

Weil es hier zu einem direkten Aufeinandertreffen von Nato-Truppen und dem russischen Militär kommen könnte, hatte das Magazin "Politico" die Suwalki-Lücke schon 2022 als "gefährlichsten Ort auf der Welt" bezeichnet. Seit Beginn des Ukraine-Krieges wird die Region immer stärker politisiert: Russland warf Litauen eine Blockade des Transits vor. Betroffen waren davon allerdings zunächst nur bestimmte Güter, wie Zement, Baumaterialien und Metalle.

"Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist der Güterverkehr etwa um die Hälfte zurückgegangen", sagte Bahnhofschef Saulius Baikstys damals der Nachrichtenagentur dpa. Der Kreml droht mit "praktischen" Gegenmaßnahmen und stellt Litauens Staatsgrenze infrage. In russischen Talkshows wird die Eroberung eines "Korridors" nach Kaliningrad gefordert.

Der Konflikt hatte auch Konsequenzen für den Personenverkehr – und dem Bahnhof Kybartai in Litauen weltweite Aufmerksamkeit gebracht. Hier verläuft die wichtigste Bahnlinie, die Kaliningrad mit Kern-Russland verbindet. Trotz Halt durften die russischen Passagiere dort nicht aussteigen. Litauen erlaubt den Transit ohne Schengen-Visum nur unter einer Auflage: nämlich, dass niemand den Zug verlässt.

"Im Fall einer russischen Aggression wären wir die ersten"

Seit dem russischen Angriffskrieg wächst das Unbehagen in der Region. "Wir haben das historisch geprägte Bewusstsein: Im Fall einer russischen Aggression wären wir die ersten", sagte Daniel Domoradzki, Chef der Bürgerinitiative "Aktive Masuren". Animiert von Anfragen verängstigter Bürger startete die Initiative eine Umfrage bei einem Dutzend Gemeinden in der Region, wie es mit Bunkern und Zivilschutz aussieht.

Überall war die Antwort ähnlich wie im Fall der Stadt Gizycko (Lötzen): "Auf dem Gebiet der Gemeinde gibt es keine Schutzräume." Dabei seien in Gizycko aus dem Zweiten Weltkrieg noch elf unterirdische Bunker erhalten, sagt Stadtrat Pawel Andruszkiewicz. "Doch die sind entweder zugeschüttet oder es wurde darauf gebaut."

Nato stockt Einheiten an der Ostflanke deutlich auf

Schon 2022 wurde Deutschland als Führungsnation für den Nato-Einsatz in Litauen festgelegt. Bereits im vergangenen Jahr fanden Verteidigungsübungen der Nato-Staaten in der Nähe der Suwalki-Lücke statt – damals vom US-Militär geleitet. Wenn auch nur zögernd, hat sich Trump zur US-Präsenz in der Region bekannt. Die Stationierung von einer US-Panzerbrigade ist so bis mindestens 2026 vorgesehen.

Bereits 2022 betonte der damalige Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant Bernd Schütt, die Wichtigkeit der Region. "Im Bereich der Suwalki-Lücke ist es nur ein kurzer Sprung, und dort ist die Gefahr einer Testung des Verteidigungswillens und der -fähigkeit der Nato relativ groß. In diesem Raum kann man relativ schnell Truppen verlegen und dann zum Beispiel unter Einsatz von Luftlandetruppen einen ersten Stoß durchführen", sagte Schütt. "In Putins Rational: Vielleicht denkt er, die Nato kommt nicht."

Verwendete Quellen

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