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Spion Heinz Felfe: "Für ihn lieferten die Sowjets kleinere Fische ans Messer"


BND-Historiker über Doppelagenten
"Der Verräter Felfe hat wirklich ganze Arbeit geleistet"

  • Jonas Mueller-Töwe
InterviewVon Jonas Mueller-Töwe und Marc von Lüpke

22.03.2020Lesedauer: 10 Min.
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Heinz Felfe (r., nachkoloriert) 1963 als Angeklagter auf den Weg zum Gericht: Über viele Jahre lang hatte der BND-Mitarbeiter Geheimnisse an den Osten verraten.Vergrößern des Bildes
Heinz Felfe (r., nachkoloriert) 1963 als Angeklagter auf den Weg zum Gericht: Über viele Jahre lang hatte der BND-Mitarbeiter Geheimnisse an den Osten verraten. (Quelle: Fritz Fischer/dpa-bilder)

Niemand erschütterte den Bundesnachrichtendienst mehr als Heinz Felfe. Der KGB-Agent unterwanderte den deutschen Geheimdienst. Historiker Bodo Hechelhammer erklärt, wie ein Mensch zum Verräter wird.

Der Kalte Krieg lief zwar ohne direkten Schlagabtausch der Supermächte USA und Sowjetunion ab. Die Geheimdienste beider Blöcke lieferten sich allerdings heftige Auseinandersetzungen. Heinz Felfe war einer der größten Erfolge des sowjetischen Geheimdienstes KGB gegen den Westen. Anfang der Sechzigerjahre flog der Doppelagent Felfe auf. Viele Jahre lang hatte er Geheimnisse des Bundesnachrichtendienstes und der CIA an Moskau verraten.

Bodo Hechelhammer hat kürzlich eine Biographie Heinz Felfes verfasst; zudem ist er Chefhistoriker des Bundesnachrichtendienstes. Als solcher hat er Zugang zu vielen Quellen im Haus. Im Interview erklärt Hechelhammer, aus welchen Gründen Felfe zum Verräter geworden ist, welchen Schaden der Doppelspion angerichtet hat und wie das Fiasko hätte verhindert werden können.

t-online.de: Herr Hechelhammer, wie wird jemand zum Verräter?

Bodo Hechelhammer: Geld, Frauen, Ideologie – verschiedenste Faktoren können eine Rolle spielen. Manchmal auch Nervenkitzel oder Erpressung. Oft ist es aber eine Mischung unterschiedlicher Gründe. Warum ein Mitarbeiter zum Maulwurf wird, ist eine der wichtigsten Fragen für einen Geheimdienst. Auch in meiner Behörde beschäftigen sich heute Kolleginnen und Kollegen damit. Auch deswegen habe ich mein Buch über Heinz Felfe geschrieben.

Es war ein riesiger Skandal: Der BND-Mitarbeiter Heinz Felfe wurde 1961 als sowjetischer Agent enttarnt. Da war er Chef der Spionageabwehr, die genau solche Fälle verhindern sollte.

Felfe ist der bekannteste Verratsfall in der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes. Über Jahre hinweg versuchte die Behörde, den von ihm angerichteten Schaden kleinstteilig aufzuarbeiten. Um allmählich zu erfassen, wie viel Unheil Felfe eigentlich überhaupt angerichtet hat. Zusätzlich ist Felfe auch aus anderer Sicht einzigartig: Vermutlich niemand hat auf deutschem Boden jemals für so viele verschiedene Geheimdienste gearbeitet.

Wie viele Geheimdienste waren es insgesamt?

Sieben. Als ausgebildeter Kriminalkommissar und überzeugter Nazi begann Felfe 1943 zunächst im Auslandsnachrichtendienst der SS. Genau aus diesem Grund wurden Geheimdienste der Alliierten nach Ende des Zweiten Weltkriegs auch schnell auf ihn aufmerksam. Die Briten etwa zogen gnadenlos alte SS-Leute als V-Männer heran, um den sowjetischen Einfluss in ihrer Besatzungszone abzuwehren. Denen erzählte er alles – und so arbeitete er dann für den MI-6.

Bodo V. Hechelhammercoremedia:///cap/blob/content/87546282#data, geboren 1968, leitet das Historische Büro des Bundesnachrichtendienstes. Der promovierte Historiker war Experte für die Geschichte der Kreuzzüge und ist es jetzt für die der Geheimdienste. 2019 erschien sein neuestes Buch im Piper-Verlag "Spion ohne Grenzen" über den deutschen Doppelagenten Heinz Felfe.

Wie genau war seine Arbeit in dieser Zeit beschaffen?

Felfe lockte als klassischer Agent Provocateur marxistische Studenten an und berichtete über sie. Und selbst die KPD im Bundestag spionierte er aus.

Das wären dann zwei Dienste. Wie aber kam der für die Briten spionierende Felfe an den sowjetischen KGB?

Er war jedenfalls keineswegs überzeugter Kommunist, auch wenn die DDR-Propaganda das später so darstellen sollte. Im Gegenteil: Er war schon vom Elternhaus her überzeugter Anti-Kommunist. Als alter Nazi hatte er noch zu seiner Zeit beim MI-6 berechtigte Angst vor den Sowjets und blieb deswegen im Westen, anstatt in seine Heimat Dresden zurückzukehren.

Seine Informationen über die bespitzelten Kommunisten verkaufte er zudem an den sich im Aufbau befindlichen Verfassungsschutz in NRW – das war dann der dritte Dienst. In dieser Zeit spielte bei all diesen Dingen das Geld eine wichtige Rolle und er wurde zu einer Art Nachrichtenhändler.

Mit allerlei dubiosen Kontakten wahrscheinlich.

Absolut. Deswegen wollten schließlich weder die einen noch die anderen mehr mit ihm arbeiten. So stand er wieder ohne alles da, die Briten beendeten die Zusammenarbeit im Frühjahr 1950.

Was erklärt, warum er für eine Zusammenarbeit mit dem KGB offen war.

Zum KGB kam Felfe über persönliche Kontakte. Wahrscheinlich wollte er das nutzen, um am Ende bei einer bundesdeutschen Polizei- oder Sicherheitsbehörde unterzukommen. Er hat etwa bei der Organisation Gehlen …

… der Vorläuferorganisation des BND …

… gemeldet, wie die Sowjets vorgehen. Er hat es den Briten berichtet. Und er war mit den Informationen sogar beim Bundesinnenminister Gustav Heinemann persönlich, der sie an den Verfassungsschutz weitergereicht hat. Aber allesamt haben sie ihn nicht für vertrauenswürdig gehalten.

Also eine verpasste Gelegenheit?

Mehr als das. Damals hätte sich Felfe hervorragend beim KGB einschleusen lassen – doch man verpasste den entscheidenden Moment. Felfe war frustriert und enttäuscht. Möglicherweise hielt er den KGB nach dieser Erfahrung für professioneller als die westlichen Geheimdienste. Und eines war klar: Der alte Nazi Felfe wollte nicht noch einmal auf der Seite der Verlierer stehen. Also ließ er sich von den Sowjets anwerben. Der vierte Geheimdienst seiner Laufbahn.

Welchen Auftrag bekam er vom KGB?

Felfe sollte in die besagte Organisation Gehlen eindringen, die für die amerikanische CIA arbeitete. Jetzt kommt Ironie ins Spiel: Ein paar Wochen nach Felfes Rekrutierung durch den KGB wäre die Organisation Gehlen 1951 von sich aus an ihn herangetreten – und hätte ihn in den Dienst geholt. Wenn er also noch etwas gewartet hätte, wäre er womöglich nie zum Verräter geworden.

Aber dann war der sprichwörtliche Zug abgefahren. Er fing bei der Organisation Gehlen an – seinem fünften Geheimdienst – doch er war ein Maulwurf des KGB. Auch als die Organisation im Bundesnachrichtendienst aufging, seiner sechsten Station. Dort stieg er dann zum Chef der Spionageabwehr gegen die Sowjetunion auf.

Gegenüber den Sowjets sollte sich der Verräter als erstaunlich loyal erweisen.

Bis zu seinem Tod blieb Felfe dem KGB treu ergeben. Selbst nach seiner Enttarnung als sowjetischer Agent, seiner Verhaftung und späteren Auslieferung in die DDR. Dort wurde er dann noch hauptamtlicher Informeller Mitarbeiter der Staatssicherheit, das war dann der siebte Geheimdienst, für den er gearbeitet hat. Felfes Loyalität galt aber immer Moskau.

Fassen wir zusammen: SS-Auslandsgeheimdienst, MI-6, Verfassungsschutz, KGB, Organisation Gehlen, BND und Stasi. Felfe war in der Tat recht flexibel. Wie ist ein solcher Doppelagent mental gestrickt?

Er besaß zweifelsohne eine gewisse professionelle Abgezocktheit. Kollegen von damals sagten, dass Felfe blitzschnell von einer Gemütslage in die andere umschalten konnte. Und er fühlte sich im Laufe der Zeit immer sicherer.

Felfe war aber keineswegs so abgezockt, wie man sich das vielleicht vorstellt. Sein Doppelleben hat sehr an ihm gezehrt, er hatte mit psychosomatischen Folgen zu kämpfen. Immer in den Zeiträumen, während derer er sich mit seinem sowjetischen Agentenführer traf.

Stellt sich erneut die Frage, warum er dieses riskante Spiel betrieb.

In einem kurzen Satz lassen sich Felfes Leben und die Gründe für seine Handlungen nicht zusammenfassen. Die Motivlagen änderten sich, gerade in Extremsituationen. Geld spielte eine Rolle, klar. Felfe lebte nach dem Krieg in sehr ärmlichen Verhältnissen. Aber nicht zuletzt leitete er aus seiner Tätigkeit für den KGB auch eine gewisse Bedeutung der eigenen Person ab.

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Anders gesagt, Felfe war stolz auf seine Rolle als sowjetischer Doppelspion?

Ja, er war stolz darauf, für Moskau zu spionieren. In gewisser Weise kann man ihn auch nicht als Verräter bezeichnen.

Wie das? Juristisch gesehen ist der Fall Felfe doch wasserdicht.

Natürlich. Aber Felfe war vor seiner Verpflichtung beim BND bereits Mitarbeiter des KGB geworden, mit der Spionage beim westdeutschen Geheimdienst hat er nur seinen Auftrag erfüllt. Anders gesagt: Er hat nicht erst einen Eid geleistet und ist dann umgedreht worden. Jeder Nachrichtendienst wünscht sich eine Quelle wie Felfe. Leider hat er eben für Moskau gearbeitet.

Hat er die Arbeit für den KGB bisweilen bereut?

Eigentlich ist Felfes Geschichte tragisch: Er hatte eigentlich immer nur ein treuer Staatsdiener sein wollen, war bestrebt, stets alles richtig zu machen. Aber als sich seine berufliche Situation nicht besserte, entschied er sich für die falsche Seite. Sonst wäre er wahrscheinlich ein Vorzeigebeamter geworden. Seinen Job beherrschte er ja.

Mehr als ein Jahrzehnt hat Felfe für die Sowjets spioniert. Hätte er früher enttarnt werden können?

Im Prinzip schon. Es kamen schon sehr früh Verdachtsmomente gegen Felfe auf. Er verschwieg etwa brisantere Tätigkeiten in seinem Lebenslauf, die östliche Seite nutzte das aber nicht aus. Dann verliefen seine Operationen auch etwas zu glatt. Vermutungen sind aber eine Sache, handfeste Beweise eine ganz andere.

Er wurde eben nie auf frischer Tat ertappt. Zudem haben die Sowjets immer wieder aktiv versucht, Verdachtsmomente gegen Felfe zu zerschlagen. Für ihn lieferte der KGB kleinere Fische ans Messer.

Felfe selbst konnte sich also nicht selbst gegen eine Enttarnung schützen?

Das hätte er gern so gehabt. Felfe sah sich selbst als gleichwertig mit seinen Freunden aus Moskau an. Das war aber natürlich Blödsinn. Er war in keinster Weise gleichrangig, das funktioniert so nicht. Das Kunststück ist: Ein Agentenführer muss seiner Quelle so viel Wertschätzung entgegenbringen, dass sie glaubt, sie sei ganz außerordentlich. Die sowjetischen Kollegen haben das psychologisch hervorragend gemacht. Felfe wurde so eng geführt, dass er seinen Auftrag immer bestmöglich ausführte.

Was hat Felfe mit dem ganzen Geld des KGB gemacht?

Er hatte eine Wohnung in München-Bogenhausen, da war es auch in den Fünfziger- und Sechzigerjahren schon recht teuer. Dazu baute er sich ein Ferienhaus an der österreichischen Grenze. Andererseits hat Felfe es auch nicht übertrieben. Er war ansonsten sehr sparsam, hat darauf geachtet, nicht zu viel Geld auszugeben. Für den Zelturlaub in Italien hat er sich etwa ein Zelt geliehen.

Also ein Beamter auf dem Weg nach oben. Schließlich wurde er zum Leiter der Gegenspionage gegen die Sowjetunion des BND befördert. Wo er noch viel mehr Schaden anrichten konnte. Sind nachweislich Menschen, die für westliche Geheimdienste gearbeitet haben, durch den Verräter zu Schaden gekommen?

Ich kann das klar nachweisen, das war Grundbestandteil seiner Tätigkeit für den KGB: Wegen Felfes Verrat verschwanden im Osten Menschen. Sie können sich vorstellen, was zu Zeiten des Kalten Krieges mit denen passiert ist.

Wenn Sie Bilanz ziehen: Wie groß war der angerichtete Schaden?

Der Verräter Felfe hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Der nachrichtendienstliche Schaden war enorm. Die ganze Gegenspionage Sowjetunion ist im BND über Jahre hinweg zusammengebrochen. Weil Felfe mehr oder weniger alles verraten hatte.

Alles musste heruntergefahren und neu aufgebaut werden. Nicht nur beim BND, sondern er war ja auch am Ende innerhalb seines Bereichs verantwortlich etwa für die Zusammenarbeit mit dem Verfassungsschutz und der CIA. Auf US-Seite gab es Schadensberichte, dass er Hunderte von Mitarbeitern enttarnt habe.

Zur Freude der KGB-Spitze in Moskau.

Richtig. Wenn die gegnerischen Dienste alle eigenen Aktivitäten und Agenten herunterfahren und neu aufbauen müssen, dann sind sie vor allem mit sich selbst beschäftigt. Und haben wenig Ressourcen, sich der Abwehr des KGB zu widmen.

Wie groß war der Schock beim Bundesnachrichtendienst nach Felfes Enttarnung?

Gewaltig. Einer aus den eigenen Reihen war ein sowjetischer Doppelagent! Und unter besonderer Berücksichtigung der Zeit und der Verhältnisse: Ausgerechnet ein ehemaliger SS-Mann und scheinbar strammer Antikommunist. "Jetzt konnte man nicht mal mehr den alten Nazis trauen!", war die Überlegung. So seltsam das für uns heute auch klingt.

Der BND war ein sehr junger Geheimdienst, wie wirkte sich die Affäre auf sein Ansehen aus?

Es war eine Katastrophe. Die Mitarbeiter des BND waren verunsichert, die Bundesbehörden waren verunsichert, die Bundesregierung ebenso: Wie weit konnte man dem BND überhaupt noch trauen? Ganz zu schweigen von den internationalen Partnern. Allen voran die CIA, die sich zu Recht fragte, welche Informationen man überhaupt noch vertrauensvoll an den bundesdeutschen Geheimdienst weitergeben konnte.

Wenn Felfe so wichtig war, warum hat der KGB ihn nicht vor einer Enttarnung geschützt? Oder hat man den Doppelagenten mit Absicht hochgehen lassen.

Ich halte das für sehr wahrscheinlich. Auch Felfes KGB-Führungsoffizier Vitali Korotkow hat das später bestätigt, auch wenn es aus diesem Munde nicht unbedingt wahr sein muss.

Was war der Sinn? Den Bundesnachrichtendienst maximal zu blamieren?

Ja. Rein theoretisch hätte man Felfe auch abziehen können. Heimlich, still und leise. Der BND hätte die Sache intern unter Verschluss gehalten. Die Öffentlichkeit hätte nichts erfahren. Für den KGB wäre das ärgerlich gewesen. Deshalb hat man den eigenen Spion ganz bewusst ans Messer geliefert. Und der Skandal war ja dann auch groß.

So ganz aufgegeben haben ihn die Genossen in Moskau aber doch nicht.

Felfe wurde nicht fallen gelassen. Auch weil er nach seiner Verhaftung und Verurteilung 1963 weiter loyal gegenüber Moskau blieb. Sein Mitverräter Hans Clemens brach damals sofort mit dem KGB und arbeitete mit den Bundesbehörden zusammen. Felfe hingegen kam nach einem Agentenaustausch in die DDR.

Und dort wurde er zum Vorzeigeobjekt für einen "Kundschafter des Friedens" aufgebaut. Auch als Beispiel für andere sowjetische Doppelagenten, die sich Sorgen machten, ob sich der KGB nach ihrer möglichen Enttarnung um sie kümmern würde.

Wie erging es Felfe in der DDR?

Er ist nie zum überzeugten Kommunisten geworden, kannte weder die Ideologie noch den Sprachgebrauch. Felfe war Kapitalist durch und durch. Mit zahlreichen Privilegien stellte die DDR ihn dann ruhig. Die Stasi war eine Art Serviceagentur für ihn. Um seine eigene Bedeutung zu steigern, hat er dann für das Ministerium für Staatssicherheit gespitzelt. Als Spion galt seine ganz Loyalität aber Moskau.

Neben Felfe waren auch viele andere Nazis beim BND untergekommen. Wie ging die Behörde nach dem Skandal mit ihnen um?

Durch Felfe ist dieser Umstand zum ersten Mal richtig publik geworden. So sind Medien und die Öffentlichkeit auch recht schnell auf die Tatsache aufmerksam geworden, dass die Hauptverdächtigen in dem Skandal alles hochrangige SS-Leute gewesen sind: neben Felfe auch Hans Clemens und Erwin Tiebel. Da stellte sich die berechtigte Frage, wer denn da noch alles in Pullach sein Unwesen trieb. Über 70 derartige Leute sind dann gewissermaßen "herausgebeten" worden.

Wahrscheinlich weniger aus moralischen Überlegungen heraus.

Richtig, es waren Sicherheitsüberlegungen. Man wusste, dass der KGB durchaus Leute mit einer derartigen Vorgeschichte nutzt.

Bei jedem Skandal stellt sich die Frage nach der Verantwortung. Welche Rolle spielte Reinhard Gehlen als Chef der Organisation Gehlen und erster Präsident des BND bei der Affäre Felfe?

Man muss Gehlen eine gewisse Mitschuld geben. Weil er auf bestimmte Verdachtsmomente nicht gehört hat. Gehlen wollte es nicht hören, muss man sagen. Denn Felfes vom KGB geförderte Operationen waren wichtige Argumente, als über die Übernahme der Organisation Gehlen in die Bundeshoheit verhandelt worden ist.

Kommen wir noch kurz auf ein anderes Thema zu sprechen. Als Nachrichtendienst ist der BND zur Geheimhaltung verpflichtet. Wie frei sind Sie in Ihrer Arbeit als Chefhistoriker der Behörde?

Ich habe natürlich auftragsgemäß freien Zugang zu den Dokumenten. Mit meinen Mitarbeitern sichte ich die Akten, dann durchläuft es eine formale Sicherheitsprüfung, ob etwas gegen eine Veröffentlichung spricht. So gilt es etwa, Quellen oder Methoden zu schützen. Wir im Historischen Büro sind grob gesagt auch nur für die Vorgänge zuständig, die mehr als 30 Jahre zurückliegen.

Ist der BND zugänglicher geworden für die Öffentlichkeit?

Die Wagenburg-Mentalität früherer Jahre gibt es heute eher nicht mehr. Heute ist Transparenz ganz stark im Interesse der Leitung des BND. Vor ein paar Jahren hat man zudem verstehen müssen, dass das Bundesarchivgesetz auch für den Bundesnachrichtendienst gilt.

Eine letzte Frage: Welcher Dienst war erfolgreicher im Kalten Krieg? BND oder Stasi?

Ich will es einmal vom Ergebnis her sehen: Die Stasi und die DDR gibt es nicht mehr und die Sowjetunion ist zusammengebrochen.

Herr Hechelhammer, vielen Dank für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Bodo Hechelhammer
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