Zölle treffen führendes Unternehmen "Der Rabauke auf dem Schulhof setzt sich durch"

Ein Drittel aller Autoexporte über Bremerhaven geht in die USA. Der größte Autoreeder Deutschlands warnt vor Einbußen und Jobverlusten – und kritisiert Donald Trumps Zölle klar.
Wenn es nach der Einschätzung von Matthias Magnor geht, ist der neue Zollkompromiss zwischen der EU und den USA kein Grund zur Erleichterung, sondern ein politischer Rückschritt. Der Vorstandsvorsitzende von BLG Logistics, Deutschlands größtem Autoverlader, meint mit Blick auf US-Präsident Donald Trump: "Der Rabauke auf dem Schulhof hat sich durchgesetzt." Unter Trumps Regierung wurden die neuen Einfuhrzölle auf europäische Produkte verhängt. Diese trüben bereits jetzt das deutsche Exportplus.
"Hatte er erst gedroht, uns das ganze Pausenbrot wegzunehmen, so gibt er sich nun mit der Hälfte zufrieden – dafür müssen wir ihm jetzt die Hausaufgaben machen", sagt Magnor t-online.
Mit Trumps Zöllen liegt das Worst-Case-Szenario auf dem Tisch
Die wirtschaftlichen Folgen von Trumps Zöllen setzen deutsche Unternehmen unter Druck. Auch den Standort Bremerhaven könnte es direkt treffen. Rund 30 Prozent aller Autoexporte am dortigen BLG-Terminals gehen in die Vereinigten Staaten – das sind etwa 290.000 Fahrzeuge pro Jahr, 95 Prozent davon sind von deutschen Herstellern.
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Zwar sei der Betrieb aktuell stabil, heißt es vom Unternehmen. Doch man analysiere bereits Szenarien, bei denen der US-Anteil auf 15 Prozent sinken könnte. "Wir müssen uns auf geringere Umsätze und damit auch sinkende Gewinne und geringere Beschäftigung einstellen", sagt eine Unternehmenssprecherin.
Continental verweist auf Freihandel – VW prüft Folgen
Auch in Niedersachsen ist die USA-Präsenz vieler Unternehmen groß. Der Automobilzulieferer Continental, mit Sitz in Hannover, teilt auf Anfrage mit: "Freihandel sichert grundsätzlich bei all seinen Herausforderungen Arbeitsplätze und schafft Wohlstand. Daher setzt Continental sich für einen freien, fairen und regelbasierten Handel ein."
In den vergangenen zehn Jahren habe man mehr als drei Milliarden Euro in den USA investiert. Rund 20 Prozent des Konzernumsatzes würden dort erzielt. Über 50 Standorte betreibt Continental nach eigenen Angaben in den Vereinigten Staaten – dazu drei in Kanada und mehr als 20 in Mexiko. Konkrete Aussagen zu möglichen Auswirkungen auf niedersächsische Werke gibt es allerdings nicht.
Aus dem Volkswagen-Konzern heißt es, man begrüße die Zolleinigung grundsätzlich. Sie schaffe "Planungssicherheit für die europäische Automobilindustrie". Eine Bewertung möglicher Folgen für Werke in Niedersachsen – etwa in Wolfsburg oder Emden – sei aber erst möglich, "wenn die vollständigen Inhalte der Einigung vorliegen". Eine konkrete Positionierung gibt es bislang nicht.
Hapag-Lloyd: Noch keine spürbaren Auswirkungen
Die Reederei Hapag-Lloyd in Hamburg, einer der größten Containerlogistiker Europas, beobachtet die Lage bislang ohne akuten Handlungsbedarf. "Aktuell sehen wir keine nennenswerten Ausschläge im Buchungsverhalten", teilt ein Unternehmenssprecher mit.
Handelsvereinbarungen, die Verladern mehr Planungssicherheit geben, seien grundsätzlich zu begrüßen. Wie stark sich das auf die Nachfrage auswirke, bleibe aber abzuwarten.
Export läuft – aber mit angezogener Handbremse
Noch rollen die Autotransporter in Bremerhaven, noch buchen Unternehmen ihre Containerfrachten nach Übersee. Doch die Ungewissheit wächst – und damit auch der politische Druck auf die Industrie.
Für Magnor ist der Deal ein Symptom größerer Schwächen – weniger auf amerikanischer als auf europäischer Seite. "Der eigentliche Verlierer ist der regelbasierte, multilaterale Welthandel. Und langfristig: beide Seiten des Atlantiks."
- Schriftliche Anfrage an BLG Logistics (per E-Mail)
- Schriftliche Anfrage an die Continental AG (per E-Mail)
- Schriftliche Anfrage an die Volkswagen AG (per E-Mail)
- Schriftliche Anfrage an die Hapag-Lloyd AG (per E-Mail)
- t-online.de: "Welche Länder Trumps Zollhammer am härtesten bestraft"
- zdfheute.de: "US-Zölle auf deutsche Waren: Welche Bundesländer die Zölle besonders treffen"