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Ernüchterung beim FC Bayern: Was FCB-Fans zum Start von Thomas Tuchel sagen


Ernüchterung beim FC Bayern
"Dann schauen auch Brazzo und Kahn schlecht aus"

Von Christof Paulus

Aktualisiert am 05.04.2023Lesedauer: 4 Min.
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Hasan "Brazzo" Salihamidzic (links) und Oliver Kahn auf der Tribüne beim DFB-Pokalspiel des FC Bayern gegen Freiburg. Nach der Niederlage stehen sie und der kürzlich von ihnen verpflichtete Thomas Tuchel unter Druck.Vergrößern des Bildes
Hasan "Brazzo" Salihamidzic (links) und Oliver Kahn auf der Tribüne beim DFB-Pokalspiel des FC Bayern gegen Freiburg. Nach der Niederlage stehen sie und der kürzlich von ihnen verpflichtete Thomas Tuchel unter Druck. (Quelle: IMAGO / ActionPictures)

Die Nagelsmann-Entlassung war eine gewagte Entscheidung der Bayern. Tuchel und die Bosse stehen nach dem Pokal-Aus schon jetzt unter Druck, finden die Fans.

Ernüchterung bereits im zweiten Spiel nach Julian Nagelsmann: Nach dem starken Ergebnis in der ersten Partie unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel gegen Dortmund folgte am Dienstag das Ende der Titelhoffnungen im DFB-Pokal zu Hause gegen Freiburg. Die Fallhöhe, die sich die Bayern mit der Entlassung von Nagelsmann geschaffen haben, kann ihnen nun zum Verhängnis werden.

Glücklicherweise habe er das Spiel gegen Freiburg gar nicht erst sehen können, sagt der Bayern-Fan Ferdinand Bohlig im Gespräch mit t-online. "Ob Nagelsmann die beste Idee war, weiß ich nicht mal. Aber bei Tuchel habe ich auch Bedenken", sagt der Münchner. Vielleicht brauche der Verein mal jemanden wie den neuen Trainer, der Sportchef Hasan Salihamidzic Kontra gebe. Denn vor allem von ihm, den alle Brazzo nennen, ist Bohlig nicht überzeugt.

Was Bayern-Fans zum Start von Thomas Tuchel sagen

"Er ist jetzt schon lange da, in die Rolle von Uli Hoeneß wird er nicht mehr hineinwachsen", sagt der 51-Jährige. Für den Rest der Saison ist er nicht einmal allzu pessimistisch, glaubt daran, dass die Mannschaft in der Champions League wieder überzeugen dürfte und gegen die Stars von Manchester City ebenbürtig sein werde. "Man wird zumindest erhobenen Hauptes ausscheiden, oder auch knapp weiterkommen", prognostiziert Bohlig.

Dennoch: So richtig rund sei es in den vergangenen Jahren nicht gelaufen, das Aus gegen Freiburg passe da ins Bild. Über einige Transfers wundere er sich, etwa Winter-Neuzugang Daley Blind, der nicht spielt, oder Superstar Sadio Mané, der im Sommer aus Liverpool kam und ebenfalls noch nicht überzeugt hat. Bohlig wünschte sich, dass der Verein mehr auf Talente aus den eigenen Reihen setzte und auch ein Umbruch hingenommen würde.

"Wenn man mal nicht Meister wird, ist das eben so", findet Bohlig. Langfristig zahle sich das aus, und der Bundesliga täte Abwechslung auch gut – und somit letztlich auch den Bayern. Die Chefetage des Vereins sieht das aber offenbar anders: Als Nagelsmann mit den Bayern auf Rang 2 in der Tabelle fiel, wurde er entlassen. Doch wenn auch Nachfolger Tuchel nicht überzeugen sollte, würde das den Verantwortlichen auf die Füße fallen: "Dann schauen auch Brazzo und Kahn schlecht aus", sagt Bohlig.

Dass auch viele andere noch über den Trainerwechsel nachdenken, zeigt ein Blick ins Netz. "Man hätte gewinnen können, wenn die im Vorstand keinen Müll gemacht hätten und einen Trainer vor so wichtigen Spielen ausgetauscht hätten", kommentiert eine Nutzerin einen Beitrag der Bayern bei Facebook. "Dann hättet ihr besser spielen müssen, oder ist der Trainer wieder schuld daran? Julian Nagelsmann lacht sich kaputt", lautet ein anderer Kommentar.

Andere nehmen auch die Mannschaft in die Pflicht. "Die Einstellung der Spieler auf dem Platz sollte mal hinterfragt werden", heißt es etwa. Auf Twitter kursieren derweil Memes und Bilder mit einem lachenden und jubelnden Julian Nagelsmann, andere zeigen die bedröppelt dreinschauenden Kahn und Salihamdzic. "Eyyy Tuchel, fahr jetzt besser nicht in den Skiurlaub" kommentiert ein Nutzer – und spielt damit darauf an, dass Nagelsmanns Entlassung geplant wurde, während er Skifahren war.

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Weniger pessimistisch ist etwa Isaak Cissé, Münchens berühmtester Taxifahrer, Senegalese mit bayerischem Dialekt und Bayern-Fan. "Es war nicht so gut wie die erste Halbzeit gegen Dortmund", sagt er. Aber es komme nun mal vor, dass man verliere, auch wenn es erst das zweite Spiel von Thomas Tuchel war. Der neue Trainer "hat überall einen guten Eindruck hinterlassen", findet Cissé und denkt, dass er das auch in München tut.

Münchens berühmtester Taxifahrer ist Bayern-Fan

Die Trainer-Entscheidung sei dennoch gewagt gewesen und komme sicher von Oliver Kahn, denn das ist "ein harter Mann", wie Cissé findet. Er hoffe darauf, dass nun auch sein berühmter Landsmann Mané nach seiner Verletzung in Fahrt komme – bislang sei er in München noch nicht ganz angekommen. Doch schon viele Weltklassespieler zuvor hätten bei Bayern Zeit gebraucht, um sich an den Verein zu gewöhnen. Und mit Jamal Musiala, der den entscheidenden Elfmeter in der Nachspielzeit verursacht hat, solle man nicht zu hart ins Gericht gehen.

Top-Talent Musiala werde sich zwar ärgern, aber auch darüber hinwegkommen, findet Wolfgang Bauer, Vorsitzender des Fanclubs "Farmer & Friends Bayern Power". Dass Musiala zudem dafür attackiert wird, Freiburgs Trainer Christian Streich nach dem Spiel nicht die Hand geschüttelt zu haben, findet Bauer unfair. "Das war halt ehrlich", sagt er. Insgesamt sei in den vergangenen Monaten stets Sand im Getriebe der Bayern gewesen – und Tuchel deshalb nun der Richtige, trotz Niederlage.

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Die Spielweise gegen Dortmund und Freiburg habe ihm sehr gut gefallen, sagt Bauer. Bis auf den Abschluss fand er den Auftritt der Bayern sogar "überragend", nur ein Torjäger fehle seit dem Abgang von Robert Lewandowski. Und er habe unter Nagelsmann stets vermisst, dass die Mannschaft brenne. Das werde Tuchel nun wieder hinbekommen, ist sich Bauer sicher – auch wenn er lange ein großer Kritiker des ehemaligen Dortmund-Trainers gewesen sei.

Auch Lothar Matthäus und Oliver Kahn bleiben ein Thema

Tuchel ist schließlich als schwieriger Charakter bekannt, seine bisherigen öffentlichen Auftritte für Bayern seien allerdings vielversprechend gewesen. Und selbst wenn er scheitern sollte, könne man die Entwicklung dann nicht nur an den Vereinschefs festmachen. Die hätten im Übrigen auch die Anschuldigungen von Lothar Matthäus gut pariert.

Bohlig sieht das nicht so. "Das ist nicht der Umgang, den ich von Bayern erwarte", sagt er. Matthäus hat Kahn und Salihamidzic etwa vorgeworfen, dass Nagelsmann aus der Presse von seiner Entlassung erfahren hatte. Kahn beklagte, dass Informationen an die Öffentlichkeit durchgestochen worden waren und ein schnelles Treffen mit Nagelsmann nicht möglich gewesen sei. "Ich weiß, dass er lügt", sagte Matthäus daraufhin auf Nachfrage von t-online.

"Das wird er nicht einfach erfunden haben", zeigt sich Bohlig überzeugt. Und macht klar, dass er an Bayern immer den guten menschlichen Umgang miteinander geschätzt habe, erinnert an ehemalige Spieler, die aus Notlagen gerettet oder vor der Öffentlichkeit geschützt wurden. Unehrlichkeit, wie Bohlig sie im Umgang mit Nagelsmann wahrgenommen hat, passe dazu nicht.

Verwendete Quellen
  • Facebook: Post des FC Bayern vom 5. April
  • Gespräche mit Isaak Cissé, Wolfgang Bauer und Ferdinand Bohlig.
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