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FC Bayern: Müller und Lewandowski kämpfen um Platz im Sturm


Zwei Knipser, eine Position
Duell im Bayern-Sturm: Müller vs. Lewandowski

t-online, Maximilian Miguletz

Aktualisiert am 21.07.2015Lesedauer: 4 Min.
Thomas Müller (li.) und Robert Lewandowski bewerben sich um den Platz im Bayern-Sturm.Vergrößern des BildesThomas Müller (li.) und Robert Lewandowski bewerben sich um den Platz im Bayern-Sturm. (Quelle: Imaginechina/imago-images-bilder)
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"Auf einem Berg können nicht gleichzeitig zwei Tiger existieren." Diese chinesische Weisheit haben womöglich auch die Stars des FC Bayern München auf ihrer Reise durch das Land der Mitte aufgeschnappt. Ohne Weiteres lässt sich dieses Sprichwort auf die Konkurrenzsituation im Kader des deutschen Rekordmeisters ummünzen: Auf einer Stürmerposition können nicht gleichzeitig zwei Knipser existieren.

Der FCB nimmt in der Saisonvorbereitung allmählich Fahrt auf. Im ersten ernst zu nehmenden Testspiel zeigten sich die Münchner Stars trotz Reisestrapazen in starker Frühform und schossen mit dem FC Valencia nicht gerade Fallobst aus dem Olympiastadion in Peking. Insbesondere die Offensivabteilung glänzte bei dem 4:1 auf der China-Tour.

Erst schnürte Thomas Müller als Mittelstürmer einen Doppelpack, ehe er durch Robert Lewandowski ersetzt wurde. Und auch der polnische Nationalspieler traf nach einer sehenswerten Solo-Aktion. Zwei absolute Top-Profis mit Torriecher - doch im System von Trainer Pep Guardiola kann nur einer von beiden als Stürmer auflaufen.

Stau auf der rechten Seite

In der Vergangenheit sind beide zwar oft genug gemeinsam aufgelaufen, wenn Müller seine Paradeposition auf dem rechten Flügel besetzte. Doch in dieser Hackordnung hat der 25-Jährige an Boden verloren. Kein Weg führt hier an Arjen Robben vorbei. Wenn der Niederländer fit ist, wird er immer spielen. Auch Neuzugang Douglas Costa, der bereits gut integriert zu sein scheint, kann auf der rechten Seite eingesetzt werden.

Obendrein hat Guardiola gegen Valencia seinen Kapitän auf dem Flügel eingesetzt. Dabei beeindruckte Philipp Lahm in bester Robben-Manier als Antreiber und empfahl sich für weitere Einsätze auf der Außenbahn. Da zudem das Münchner Zentrum mehr als überbelegt ist und mit der offenbar beschlossenen Verpflichtung von Arturo Vidal zusätzliche Qualität erhalten wird, dürfte Lahm wieder vermehrt nach außen ausweichen. So wird für Müller lediglich die Position in vorderster Front bleiben.

Klare Botschaft von Lewandowski

Etatmäßig ist hier jedoch Lewandowski beheimatet, eine andere Position kommt für den 26-Jährigen praktisch nicht infrage. "Als Mittelstürmer fühle ich mich am besten, das passt am ehesten zu meinen Laufwegen", stellte der Pole jüngst gegenüber der "Abendzeitung" klar. Längst stehen Müller und Lewandowski in direkter Konkurrenz zueinander.

Dabei wird über kurz oder lang auch die Ausführung der Strafstöße ein Thema werden. "Thomas macht das sehr gut, aber die Saison ist lange", kommentierte Bayerns Nummer neun die Festlegung auf Müller als Elfmeterschütze vielsagend. Als Torjäger ist natürlich auch er erpicht auf die Chancen vom Punkt. Schließlich möchte er seine Trefferausbeute erhöhen. "Ich will mehr Tore erzielen als letztes Jahr, so viele wie möglich. Vielleicht kann ich in dieser Saison Torschützenkönig werden - warum nicht?"

Müller, der unkonventionelle Raumdeuter

Grundlage für einen Bewerbung auf die Torjägerkrone sind allerdings regelmäßige Einsätze von Beginn an. Guardiola hat dabei keine einfache Entscheidung zu treffen. Nicht nur aufgrund ihrer guten Frühform machen ihm Müller und Lewandowski die Aufstellung denkbar schwer. "Das sind zwei grundverschiedene Spielertypen", erklärt Taktikexperte Christian Titz im Gespräch mit t-online.de.

"Müller benötigt Raum. Er bewegt sich sehr gerne in die Zwischenräume der gegnerischen Abwehrkette. Er hat eine unglaublich gute Vorstellung von den Bewegungen und der Positionierung der gegnerischen Spieler. Wenn man ihn mit einem Schlagwort zusammenfassen möchte: Er ist der Typ Raumdeuter", sagt Titz über Bayerns Eigengewächs. Außerdem bringe Müller eine typische Stürmer-Qualität mit: "Er denkt nicht lange nach. Im Strafraum kann er Situationen unmittelbar erahnen, um am richtigen Punkt zu stehen und dann auch mal etwas Unkonventionelles zu machen."

"Lewandowski ist ein kompletter Stürmer"

Im Gegensatz zum Raumdeuter kommen Lewandowskis Stärken eher auch auf dem sprichwörtlichen Bierdeckel zum Tragen. "Lewandowski ist ein kompletter Stürmer, der große Qualitäten hat, wenn der Ball auf engem Raum gegen ein, zwei Gegenspieler behauptet werden soll", analysiert der Taktikexperte den Ex-Dortmunder: "Findet er dabei keine Anspielstationen, hat er die Fähigkeit, sich in den Gegner hineinzudrehen, ihn wegzuschieben und mit einem explosiven Antritt Raum zu schaffen. Auch bei von hinten gespielten hohen Bällen kommt ihm sein körperbetontes Spiel zugute. Im Eins-gegen-eins ist er stärker als Müller, auch im Kombinationsspiel hat er leicht die Nase vorn."

Im Spiel gegen den Ball "zeigen beide eine hohe Laufbereitschaft, lenken die Gegner durch geschicktes Anlaufen gezielt und sorgen so für wichtige Balleroberungen", fasst Titz die gleichwertige Defensivarbeit der beiden zusammen. Bedeutende Unterschiede ergeben sich in der offensiven Spielanlage: "Wenn der Stürmer auf engem Raum den Ball klatschen lassen oder absichern soll, ist Lewandowski dank seiner besseren Feintechnik der deutlich stärkere Spieler. Bei einer Variante, in der mit Mittelfeld-Pressing und sofortigen Pässen in die Tiefe agiert werden soll, hat Müller seine Stärken, ebenso bei hohen Bällen in den Strafraum."

Ausgeglichene Statistiken

Betrachtet man zudem die statistischen Werte der vergangenen Bundesliga-Saison, zeigen sich kaum große Unterschiede zwischen beiden Stürmern.

In der folgenden Tabelle wurden lediglich Partien berücksichtigt, in denen beide als Mittelstürmer eingesetzt wurden. Bis auf die Angaben für Tore und Vorlagen wurde ein Durchschnittswert pro 90 Minuten errechnet, um eine bessere Vergleichbarkeit zu ermöglichen (Datenquelle: whoscored.com).

Robert Lewandowski Thomas Müller
Spielzeit (min.) 2190 1192
Tore 14 9
Minuten pro Tor 156 132
Vorlagen 5 6
Torschussvorlagen (pro 90 min.) 1,2 1,3
Pässe (pro 90 min.) 25,6 37,9
Passquote 76,1 % 71,5 %
Schüsse (pro 90 min.) 3,7 3,2
Dribblings (pro 90 min.) 2,9 1,8
Dribble-Quote 47,1 % 54,2 %
Kopfball-Quote 38,6 % 40 %

Dank Konkurrenz auf dem Weg zu neuen Höhen?

Durch die unterschiedlichen Spielertypen wird die Entscheidung für Müller oder Lewandowski von Guardiolas jeweiligem Matchplan abhängen. Dass Müller dabei auch ab und an auf seiner favorisierten Position rechtsaußen auflaufen darf, ist natürlich nicht ausgeschlossen, erscheint aber angesichts des momentanen Überangebots im Mittelfeld eher unwahrscheinlich.

So dürfen sich die Bayern-Fans auf einen spannenden Konkurrenzkampf im bayerischen Angriff freuen, der beide Spieler im besten Fall zu herausragenden Leistungen antreibt. Zwei hochklassige Stürmer, die sich um die Vorherrschaft im Offensivzentrum balgen, gab es zuletzt mit Mario Mandzukic und Mario Gomez - in der Triple-Saison 2012/2013. Doch auf lange Sicht stellt sich die Frage, wer dieses Duell für sich entscheiden wird, welcher Tiger den Berg für sich erobern wird.

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