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EM 2024: Ein Topfavorit zerbricht – und ein DFB-Star verliert seinen Platz


Steile Thesen zum EM-Start
Ein Top-Favorit zerbricht – und ein DFB-Star verliert seinen Platz

Meinung
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İlkay Gündoğan (l.) neben Toni Kroos: Der DFB-Kapitän konnte bisher noch nicht die erhofften Leistungen abrufen.Vergrößern des Bildes
İlkay Gündoğan (l.) neben Toni Kroos: Der DFB-Kapitän konnte bisher noch nicht die erhofften Leistungen abrufen. (Quelle: IMAGO/Norbert SCHMIDT)

Los geht's. Endlich rollt der Ball in Deutschland, der Start der Heim-EM. Es sind viele Fragen offen – und einiges ist möglich.

Am heutigen Freitag ist es so weit: Die Heim-EM in Deutschland startet. "Natürlich will man, dass es losgeht. Das ganze Land fiebert. Ich glaube, dass wir sehr gut vorbereitet sein werden", sagte Rückkehrer Toni Kroos zuletzt.

Deutschland spielt zum Auftakt gegen Schottland (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online). Es geht also endlich los. Die DFB-Elf will unbedingt ein erneut vorzeitiges Ausscheiden verhindern. Für manche zählt die Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann zum Favoritenkreis um England, Spanien und Frankreich.

Was in den kommenden Wochen aber wirklich passieren wird? Acht gewagte Thesen zum Start der EM.

England wird unter dem Erfolgsdruck zerbrechen

Von Niclas Staritz

Seit Jahren stellt England die wohl spannendste Mannschaft bei internationalen Turnieren. Mit einer Mischung aus Topstars und jungen Talenten ist man seit der WM 2018 immer im Kreise der Favoriten zu finden. Im Heimatland des Fußballs ist die Erwartungshaltung daher entsprechend groß (letzter Titel: Weltmeister 1966).

Doch Trainer Gareth Southgate (seit 2016 im Amt) konnte trotz Weltstars wie Harry Kane oder Kyle Walker nie mit einem Titel heimkehren. Bei der EM 2021 gelang den "Three Lions" zwar beinahe der große Wurf. Im Finale scheiterte man aber an einer alternden Truppe aus Italien – natürlich im Elfmeterschießen. Nun muss der EM-Titel her: Eine Mission, die nur scheitern kann. Spätestens im Achtelfinale ist Schluss.

Österreich wird Europameister – und Rangnick zum neuen Rehhagel

Von Pascal Biedenweg

Die österreichische Nationalmannschaft holt als krasser Außenseiter in Deutschland den EM-Titel. Trotz einer Vorrunden-Todesgruppe mit Frankreich, Polen und den Niederlanden. Und ohne ihren wohl besten Spieler David Alaba. Klingt verrückt.

Doch der Ausfall des Kapitäns hat das Team noch enger zusammengeschweißt. Jeder rennt für jeden. Jeder Spieler kennt unter Trainer Ralf Rangnick seine Aufgabe. Der deutsche Fußballprofessor hat es verstanden, in der Vorbereitung zur EM ein eingeschworenes Team zu kreieren. Das Herz der Mannschaft stellt das Mittelfeld aus fünf Bundesliga-Spielern dar, die unter anderem beim FC Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig auf höchstem Niveau spielen.

Im November wurde das DFB-Team souverän geschlagen. Im März die Türkei 6:1 vom Platz gefegt. Österreich ist also nicht nur eingespielt – es geht auch mit breiter Brust ins Turnier. Die Vorrunde wird daher hinter Frankreich auf Rang zwei gemeistert. Anschließend warten im Achtelfinale die Ukraine und im Viertelfinale Portugal. Spätestens ab dem Halbfinale kommt dann Taktikfuchs Rangnick ins Spiel, der erst Spanien und im Finale dann England mit einer sattelfesten Defensive und situativem Pressing klassisch auscoacht. So wird Rangnick 20 Jahre später zum neuen Otto Rehhagel, der bei der EM 2004 mit Griechenland den Titel holte – und macht sich in Österreich unsterblich.

Cristiano Ronaldo wird Torschützenkönig

Von Judith Stark

Mit seinen 39 Jahren sei er zu alt, könne durch seine Zeit in der saudischen Liga nicht mehr in einem hochklassigen Turnier mithalten oder sich gegen seine jungen Stürmerkollegen durchsetzen, sagen Kritiker. Die Zweifel an Cristiano Ronaldos EM-Teilnahme scheinen ähnlich laut wie hierzulande diejenigen an Manuel Neuer. Während dieser jedoch vor allem durch Patzer und lange Krankheitsphasen brillierte, konnte Ronaldo alle Kritiker Lügen strafen: 44 Tore in Saudi-Arabien in nur einer Saison, eine Glanzleistung im Testspiel gegen Irland inklusive Traumtor.

Der fünffache EM-Teilnehmer und Torschützenkönig von 2021 wird es sich auch in diesem Turnier nicht nehmen lassen, die Vorlagen von Bruno Fernandes, Bernardo Silva oder Rafael Leão zu verwandeln. Er hat den skeptischen Beobachtern einiges zu beweisen – und das wird sich der EM-Rekordtorjäger nicht zweimal sagen lassen.

DFB-Kapitän Gündoğan wird seinen Stammplatz verlieren

Von Amir Addin

Auch unter Nagelsmann blieb İlkay Gündoğan Kapitän des DFB-Teams. Gemessen an seiner Spielintelligenz und seinem Charakter eine nachvollziehbare Entscheidung. Doch wirkt der Barça-Star nach wie vor im DFB-Trikot oft wie ein Fremdkörper auf dem Platz. Sein Können am Ball ist unumstritten; er war 2023 das Gesicht des Triple-Erfolgs von Manchester City unter Pep Guardiola. Trotzdem kann er auf der Position des Zehners unter Nagelsmann das Spiel nicht wie gewohnt an sich reißen. Und die Konkurrenz ist groß.

Mit Leroy Sané hat kurz vor dem EM-Start ein vermeintlicher Stammspieler nach langer Rotsperre gegen Griechenland sein DFB-Debüt 2024 gefeiert. Seine Leistung mit einer Vorlage hatte großen Anteil am knappen 2:1-Sieg. Sané unterstrich seine Ambitionen, ein fester Bestandteil der Startelf zu sein, und sehnt sich nach der Roten Karte sicherlich nach Wiedergutmachung. Voraussichtlich erst mal von der Bank aus, bis auch Nagelsmann seinen Kapitän im Laufe des Turniers für den pfeilschnellen Bayern-Star ersetzen wird. Dann kann auch Florian Wirtz in die bevorzugte Mitte rücken und sich ein neues magisches Dreieck mit Jamal Musiala bilden.

Für Frankreich ist vielleicht schon in der Gruppenphase Schluss

Von David Schafbuch

Starke Charaktere, hässlicher Fußball: Damit hat es das Team von Didier Deschamps in den vergangenen Jahren immer wieder ins Finale geschafft (EM 2016, WM 2022) oder den Titel geholt (WM 2018). Doch die "Équipe Tricolore" kann auch eine Diva sein: Sicher ist der Kader auch bei diesem Turnier einer der besten, doch immer mal wieder neigt das Team auch zur Implosion. Unvergessen ist das Vorrundenaus bei der WM 2002 als amtierender Welt- und Europameister oder die Leistungen 2010 in Südafrika, als die zerstrittene Truppe eine Trainingseinheit boykottierte.

So schlimm wird es wohl diesmal nicht, aber für besonderen Glanz wird die Mannschaft eher nicht sorgen: Antoine Griezmann, Olivier Giroud und N'golo Kanté sind über ihrem Zenit, Dayot Upamecano, Randal Kolo Muani oder Ousmane Dembélé von ihrer Bestform weit entfernt. Das wird auch Kylian Mbappé nicht allein kompensieren können. In einer Gruppe mit den Niederlanden, Österreich und Polen könnte auch schon ganz früh Schluss sein.

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Belgien holt den EM-Titel

Von Steven Sowa

14. Juli, kurz vor 23 Uhr, Olympiastadion Berlin: Da steht sie nun, die Mannschaft mit den schönsten Trikots des EM-Turniers, und reckt triumphal den Pokal in die Nachtluft. Der ewige Geheimfavorit hat es geschafft, Belgien ist Europameister – und Romelu Lukaku mit sensationellen sieben Turniertreffern strahlender Torschützenkönig. Derweil lächelt Domenico Tedesco selig.

In seinem Kopf läuft die Partyplanung: Er kennt nach seinem Pokalsieg mit Leipzig 2022 die besten Clubs der Stadt, um nun mit Jérémy Doku, Leandro Trossard, Kevin de Bruyne und Co. die Sau rauszulassen. Nur die Brause im Pokal, die spart er sich diesmal.

Robert Andrich, Fußballgott

Von Philipp Michaelis

Deutschlands Sehnsucht nach einem Sommermärchen 2.0 bekommt in diesen Tagen etwas Pathologisches. Ein Riesenfehler: Alle Wünsche und Träume einer Nation im Krisenmodus einer Fußballmannschaft überzustülpen – damit sind wir bei den letzten Turnieren krachend gescheitert. Ist es eine gute Idee, mit der Lethargie eines ganzen Landes stattdessen einen einzelnen Spieler zu belasten? Null. Haben wir einen, der das aber stemmen kann? Absolut!

Robert Andrich wird zum Sinnbild eines deutschen Neubeginns. Zum Prinzen einer aktualisierten Mär über unser Land. Zur kickenden Ruckrede. Leverkusens Haudegen mit dem Charme einer Käsereibe wird bei diesem Turnier nicht nur Toni Kroos' Trikot faltenfrei halten. Er wird zum Max Mustermann unseres Re-Starts. Gesunde Härte, auch gegen uns selbst. Zum Teufel mit der Larmoyanz. Klare Kante statt glattgebügelter Phrasen.

 
 
 
 
 
 
 

Anpacken, sich schmutzig machen, wo andere nur wortreich Bedenken tragen. Widerstand nötigenfalls weggrätschen. Sich mit aller Kraft einsetzen für das große Ganze, nicht nur in die eigene Bubble schielen. Ein Spätstarter aus Brandenburg, der im Rheinland zum Fußballgott wurde. Der ohne mit der Wimper zu zucken sagt, was er denkt, und dabei auf Verwarnungen pfeift. Ich sehe ihn vor mir, wie er Cristiano Ronaldo an der Außenlinie ummäht. Manuel Neuer den albernen Chipball verbietet. Sich mit Romelu Lukaku schubsend ein Wortgefecht liefert. Toni Rüdiger "von Bart zu Bart" diese Fingergeste ausredet. Jude Bellingham im Mittelkreis den Ball klaut und ihn per Knuckleball ins Kreuzeck der Briten zimmert (den Ball, nicht Jude Bellingham). Weil er's kann. Weil wir's können.

Modrić wird der Messi von Europa

Von Florian Wichert

Lionel Messi hatte alles gewonnen – bis auf diesen verdammten Weltmeistertitel mit der Nationalelf, der ihn in den Geschichtsbüchern noch von Diego Maradona, Pélé oder Franz Beckenbauer unterschied. Bis 2022. In Katar holte sich Messi endlich den goldenen Pokal. Im hohen Fußballeralter von 35 Jahren. Unter dem maximalen Druck eines ganzen Landes.

Auch Luka Modrić hat alles gewonnen – bis auf einen verdammten großen Titel mit der Nationalmannschaft. Mit mittlerweile 38 Jahren und in etwas veränderter Rolle wird der Weltfußballer von 2018 sein Land nun zum ersten EM-Titel führen. Kroatien war fast immer ein unangenehmer Gegner bei großen Turnieren – jetzt wird diese Mannschaft unschlagbar sein. Mit erfahrenen (Modrić, Kovačić, Perišić, Vida) und jungen Stars (Gvardiol, Stanišić, Baturina) werden sie sich in der Hammergruppe B gegen Italien und Spanien durchsetzen und damit ein nie dagewesenes Favoritensterben in Gang bringen.

Mit Mentalität, Robustheit und Flexibilität werden sie sich durch die K.-o.-Spiele pflügen. Herz, Gehirn und Lunge des Spiels wird Modrić sein, um seine Karriere im Berliner Olympiastadion mit dem EM-Pokal zu krönen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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