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FC Bayern: Warum Vincent Kompany auch ein Risiko für Max Eberl ist


FC Bayern präsentiert neuen Trainer
Sie gehen ins Risiko


Aktualisiert am 30.05.2024Lesedauer: 5 Min.
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Vincent Kompany (l.) und Max Eberl: Sie sollen den FC Bayern zurück in die Erfolgsspur führen. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON/imago)

Nach langer Suche steht der neue Trainer des FC Bayern endlich fest. Mit ihm geht Eberl eine Wette auf die Zukunft ein – und damit ins Risiko.

Nein, dieses Mal kam nichts Unvorhergesehenes mehr dazwischen. Am späten Mittwochnachmittag machte der FC Bayern das offiziell, was sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet hatte: Der neue Chefcoach des Rekordmeisters heißt ab sofort Vincent Kompany. Der 38 Jahre alte Belgier landete planmäßig um 13.50 Uhr in Oberpfaffenhofen. In München angekommen, unterschrieb er einen bis 2027 gültigen Dreijahresvertrag. Am Donnerstagvormittag wurde er dann offiziell in der Allianz Arena vorgestellt.

Video | FC Bayern stellt neuen Trainer Vincent Kompany vor
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Quelle: reuters

Die seit Ende Februar und der Bekanntgabe der Trennung von Thomas Tuchel andauernde Trainersuche des FC Bayern, mit der Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund betraut waren, ist damit beendet. Die hatte Eberl selbst schon bei seinem Amtsantritt in München am 1. März zu seiner ersten großen Aufgabe mit oberster Priorität erklärt. Jetzt ist sie endlich gelöst.

"Ein Freund von mir sagt immer, das Beste kommt zum Schluss. Wir werden eine sehr gute Lösung finden", hatte Eberl noch beim Saisonfinale in Hoffenheim vor knapp zwei Wochen bei Sky gesagt. Kompany war für Eberl nun offenbar zumindest die bestmögliche verbliebene Option.

"Gemeinsam mit ihm wollen wir viel bewegen"

Was für ihn spricht, fasste Eberl so zusammen: "Vincent Kompany ist hungrig und bringt alles mit: Schon als Spieler war er eine Führungsfigur im internationalen Spitzenfußball und geht auch als Trainer voran." Gemeinsam mit ihm wolle der FC Bayern viel bewegen. Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen betonte: "Wir alle im Klub sind uns einig, dass Vincent Kompany der richtige Trainer für den FC Bayern ist." Kompany sei "der Eine für alle", so Dreesen. Eberl und Freund hätten "nie lockergelassen und akribisch gearbeitet, um einen Trainer zu finden, der den FC Bayern zu Erfolgen führt und mit neuen Ideen weiterentwickelt".

Außer Frage steht dennoch: Kompany ist mehr oder weniger eine Verlegenheitslösung nach den Absagen von Wunschkandidat Xabi Alonso (Leverkusen), Bundestrainer Julian Nagelsmann, Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick, Oliver Glasner (Crystal Palace) und Tuchel, der seine Freistellung nicht mehr rückgängig machen wollte. "The Athletic" schrieb in Bezug auf Kompany nicht ohne Grund vom "Plan J" der Münchner.

Mit dieser Wette gehen Eberl und Freund ins Risiko

Ob Kompany, der vom englischen Absteiger FC Burnley für eine Ablösesumme von 10,5 Millionen Euro kommt, trotzdem mehr als nur eine Notlösung und womöglich tatsächlich sogar ein Glücksgriff sein kann, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten sehr schnell zeigen. Der Belgier gilt als Mann der Zukunft, als eine spannende und fantasievolle Lösung. Natürlich habe sich der FC Bayern das "ein oder andere blaue Auge geholt", sagte Eberl im Rückblick auf die Trainersuche, "aber wie ich gesagt habe: Das Beste kommt zum Schluss."

Eberl und Freund gehen mit der Wette auf Kompany jedenfalls ins Risiko. Nicht zuletzt, weil sie ihn dem Vernehmen nach gegen andere Bestrebungen unter den Klubbossen durchgesetzt haben. Wie die "Sport Bild" berichtet, sollen die beiden Aufsichtsräte Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge konkrete Gespräche mit Sextuple-Trainer Hansi Flick über eine mögliche Rückkehr geführt haben.

Der ehemalige Bundestrainer, der stattdessen nun doch als neuer Cheftrainer beim FC Barcelona vorgestellt wurde, sei demzufolge sogar bereit gewesen, zunächst nur einen Ein-Jahres-Vertrag bei seinem Herzensklub zu unterschreiben. Eberl verfolgte stattdessen aber zunächst lieber sein Vorhaben, mit Tuchel weitermachen zu wollen. Und nachdem das scheiterte, seinen Plan mit Kompany.

"Unser Sportvorstand hat sich für Kompany entschieden"

Das vergaß Rummenigge nicht zu betonen, als er am Dienstag vorpreschte und bei einem Termin auf Sardinien zu Sky Italia sagte: "Unser Sportvorstand hat sich für entschieden, es ist noch nicht offiziell, es sind nur noch die letzten Details zu klären."

Was und vor allem wer Eberl half, die Bosse – die heimlichen sowie die offiziellen um Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen und Präsident Herbert Hainer – zu überzeugen, verriet Rummenigge ebenfalls. "Es war Guardiola, der die Wahl empfohlen hat: Er hat uns einen großen Gefallen getan", sagte Rummenigge. "Er hat Vincent als talentierten Trainer sehr gelobt. Pep kennt Vincent gut und seine Meinung ist bei uns sehr hoch angesehen."

Guardiola hatte Kompany in der Vergangenheit bereits als seinen potenziellen Nachfolger bei Manchester City genannt. Er habe "die allerhöchste Meinung von seiner Arbeit, seiner Persönlichkeit, seinem Wissen über das Spiel, wie er mit den Medien umgeht – ganz viele Dinge", betonte der Spanier nun, der den FC Bayern von 2013 bis 2016 trainierte.

Viele seiner Ideen teilt Kompany mit seinem langjährigen Trainer und Lehrmeister Guardiola. Er steht für einen ähnlich dominant und offensiv ausgerichteten Spielstil. In der Saison 2022/23 wurde Kompany mit 101 Punkten, 87 Toren und durchschnittlich 64,6 Prozent Ballbesitz mit Burnley Meister in der zweiten englischen Liga ("Championship"). Und seine Mannschaft in England deshalb schon "Mini-Man-City" genannt.

"Wenn sie glauben, Vinny ist die richtige Person", fügte Guardiola eindringlich in Richtung der Bayern-Bosse an, "dann haben sie einen Kerl, den sie bedingungslos unterstützen können."

Eberl steht jetzt unter genauer Beobachtung

Im Fall von Eberl und Freund dürfte Kompany diese Unterstützung jedenfalls sicher sein. Ihr weiteres Wirken in München ist jetzt schließlich auch eng mit dem Erfolg des neuen Chefcoaches verknüpft. Die lange Trainersuche und die zahlreichen Rückschläge und Absagen, die Bayern dabei verkraften musste, wurde nach t-online-Informationen intern sehr kritisch verfolgt. Auch Eberl steht deshalb nun bereits unter genauer Beobachtung.

"Der, der am meisten unzufrieden ist, wie es ist, bin ich selber", sagte Eberl noch beim Saisonfinale, als immer noch kein neuer Trainer gefunden war. "Da muss ich mir an die eigene Nase fassen." Nach den offenbar äußerst überzeugenden Gesprächen "mit Vincent ärgern Christoph und ich uns darüber, dass wir diese Gespräche nicht schon vor sechs Wochen geführt haben", sagte Eberl. "Dann hättet ihr nichts mehr zu schreiben gehabt." Auch Eberl hat seinen Teil zu der aus Bayern-Sicht äußerst unglücklich verlaufenen Trainersuche beigetragen.

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Beispielsweise hielt er viel zu lange und trotz großer Zweifel und Widerstände aus dem Aufsichtsrat an seiner Idee fest, Nagelsmann von einer Rückkehr nach München überzeugen zu wollen. Im Rückblick verlor er damit nur wertvolle Zeit und machte die Bayern so zum Verhandlungs-Spielball bei der Vertragsverlängerung des Bundestrainers. Ähnlich lief es anschließend auch bei der eigentlich von vornherein zum Scheitern verurteilten und letztlich auch geplatzten Kehrtwende bei Tuchel.

Dass Eberl sich bei Bayern auch mit starken und kritischen Stimmen anderer Bosse auseinandersetzen muss, ist für den früheren Manager von Borussia Mönchengladbach und RB Leipzig eine zumindest in dieser Form neue Erfahrung, die er machen musste. In knapp drei Monaten in München hat er bereits einen intensiven und lehrreichen Crashkurs beim FC Bayern hinter sich gebracht.

Dass der nicht spurlos an ihm vorübergegangen ist, gab der 50-Jährige offen zu. "Ich bin erst zehn Wochen da", sagte er. "Es fühlt sich wie zehn Jahre an." Ob es tatsächlich einmal zehn Jahre für ihn beim FC Bayern werden, darüber wird nun auch die Wette auf seine Zukunft entscheiden, die er mit Kompany eingegangen ist.

Verwendete Quellen
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