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Richard Sukuta-Pasu über Coronavirus: "Panik bringt überhaupt nichts"


Deutscher Fußballer in Südkorea
Coronavirus? "Panik zu schieben, bringt aktuell überhaupt nichts"

  • Dominik Sliskovic
InterviewVon Dominik Sliskovic

Aktualisiert am 07.03.2020Lesedauer: 5 Min.
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Richard Sukuta-Pasu: Der frühere Duisburger steht aktuell im südkoreanischen Seoul unter Vertrag.Vergrößern des Bildes
Richard Sukuta-Pasu: Der frühere Duisburger steht aktuell im südkoreanischen Seoul unter Vertrag. (Quelle: Kirchner-Media/imago-images-bilder)

Der U19-Europameister von 2008 und langjährige Bundesliga-Stürmer Richard Sukuta-Pasu spielt seit Januar in der vom Coronavirus besonders betroffenen südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Im Interview mit t-online.de berichtet er von seinem Alltag – und amüsiert sich über Hamsterkäufe.

Das Coronavirus breitet sich immer weiter aus, immer mehr Großveranstaltungen fallen der Epidemie zum Opfer. So auch in Südkorea, wo der Saisonstart der K-League, der höchsten Spielklasse, verschoben wurde. Als besonders betroffen gilt die Hauptstadt Seoul, in der unter anderem die Shorttrack-WM abgesagt und der geplante Veranstaltungsort, die Mokdong-Eishalle, aus Sicherheitsgründen abgeriegelt wurde.

Seit Anfang des Jahres ist Seoul auch Wohn- und Arbeitsort von Richard Sukuta-Pasu, wo der deutsche U19-Europameister von 2008 und langjährige Bundesliga-Stürmer (148 Pflichtspieleinsätze und 19 Treffer für Leverkusen, St. Pauli, Kaiserslautern, Bochum, Sandhausen und Duisburg) beim Zweitligisten Seoul E-Land unter Vertrag steht. Im Interview mit t-online.de berichtet der 29-Jährige, wie das Coronavirus sich auf seinen Beruf und seinen Alltag auswirkt und ruft zu Besonnenheit auf.

t-online.de: Herr Sukuta-Pasu, Sie sind erst seit Ende Januar Spieler bei Seoul E-Land FC. Zu dieser Zeit verbreitete sich das Coronavirus bereits. Inwiefern haben Sie das in Ihre Überlegungen einfließen lassen?

Richard Sukuta-Pasu (29): Das Coronavirus hat insofern Einfluss auf meinen Wechsel nach Südkorea gehabt, als dass ich auch einige Angebote chinesischer Vereine gehabt habe. Ich hatte eine gute Zeit in China, wollte das Land jedoch auch aufgrund der Verbreitung des Virus verlassen und habe mich deshalb für den Transfer nach Seoul entschieden.

Es gab also keine Befürchtungen, dass sich das Virus auch in Südkorea ausbreiten könnte?

Anfang des Jahres war das Coronavirus ein chinesisches Phänomen – und auch nur in einer bestimmten Region des Landes. Es war für mich nicht absehbar, dass es sich so weit verbreiten würde.

Zuvor spielten Sie beim chinesischen Zweitligisten Guangdong Southern Tigers. Haben Sie noch Kontakt zu Ex-Teamkollegen in China?

Ich habe noch sporadischen Kontakt zu einigen meiner alten Mitspieler, ja.

Was berichten sie – wie ist die Lage, wie sieht ihr Alltag aus?

Die Lage bei ihnen in China ist deutlich angespannter als bei mir in Seoul. Aber sie versuchen alle, das Beste aus der Situation zu machen. Denn: Panik zu schieben bringt ihnen aktuell überhaupt nichts.

Die erstklassige K-League hat ihren Saisonstart ausgesetzt. Wie ist die aktuelle Situation in Ihrer Liga?

Identisch zu der der K-League. Alle Massensportveranstaltungen in Südkorea wurden auf unbestimmte Zeit aufgrund der aktuellen Gefährdungslage abgesagt.

Bereiten Ihnen diese Entwicklungen Angst?

Ich versuche, die Lage nicht so panisch zu sehen. Ich bin der Meinung, dass solange man sich gesund ernährt und hygienisch lebt, sich um schwerwiegende Erkrankungen keine Sorgen machen sollte. Auch jetzt im Falle des Coronavirus nicht.

Findet Ihr übliches tägliches Training aktuell statt?

Wir trainieren ganz normal und spulen unser übliches Programm ab. Das Leben in Seoul läuft derzeit in ganz normalen Bahnen ab. Das einzige Bemerkenswerte ist, dass die Sportveranstaltungen aus Sicherheitsgründen abgesagt worden sind, weil man nicht bei jedem Zuschauer exakt nachverfolgen kann, von wo er kommt und wie sein Gesundheitszustand ist.

Gibt es auf eurem Vereinsgelände besondere Hygienevorkehrungen – etwa eine Desinfektionsstraße?

(lacht) Nein, überhaupt nicht. Ich finde es gut, dass wir im Verein nicht überreagieren. Denn man muss ehrlich sagen: Die Medien stellen die aktuelle Gefährdungslage viel schlimmer dar als sie ist. Ich telefoniere gerade mit dir in einem Einkaufszentrum, in dem alle Läden geöffnet sind, die Besucher sich frei bewegen, die Menschen zusammen beim Essen sitzen. Das Leben in Seoul hält nicht still wegen des Coronavirus.

In vielen deutschen Supermärkten sind aktuell essentielle Dinge, wie Klopapier, Milch und Mehl, vergriffen. Wie sieht die Verpflegungssituation bei dir in Seoul aktuell aus?

Also, bei uns in Seoul kriegst du alles, was du brauchst (lacht). Hier gibt es keine Hamstereinkäufe, keine panischen Ketten vor Supermärkten. Es scheint mir, als würden die deutschen Medien die Lage überdramatisieren. Da ist es nur verständlich, dass viele Menschen sich davon beeinflussen lassen.

Du spürst also auch bei deinen Mitmenschen keine Angst vor einer Infektion?

Überhaupt nicht. Die Leute zahlen ganz normal ihr Essen an der Kasse, grüßen sich auf der Straße, bleiben stehen und quatschen miteinander. Natürlich fällt es mir auf, dass aktuell mehr Menschen Mundschutz tragen als sonst. Aber das ist auch legitim, wenn sie sich dadurch sicherer fühlen.

Wie reagierst du auf besorgte Nachrichten aus Deutschland?

Wer mich kennt, weiß, dass ich auch ansonsten auf meine Hygiene achte und mir regelmäßig die Hände wasche. Das ist doch etwas, was für uns alle selbstverständlich sein sollte. Es gibt da draußen unzählige Viren und Bakterien, die uns krank machen können – und der Coronavirus ist einer davon. Deshalb sollten wir nicht erst mit der Hygiene anfangen, wenn wir schon im Krankenhaus sind.

Verfolgst du die Verbreitung des Coronavirus in Deutschland? Es gab etwa Überlegungen, das Bundesligaspiel zwischen Gladbach und Dortmund abzusagen.

Ich kann es absolut verstehen, dass man in der aktuellen Situation vorsichtig ist. Niemand möchte sich später mit Gedanken wie „Hätte ich mal lieber…“ herumschlagen. Daher respektiere ich alle Reaktionen und Überlegungen, die es zur Eindämmung des Virus aktuell gibt. Nur sollte man auch tolerieren, wenn man besonnen die Lage reflektiert und nicht in Panik ausbricht. Und so lebe ich momentan mit der Situation.

Es klingt so, als würdest du keinen Gedanken daran verschwenden, das Kapitel Korea vorzeitig zu beenden.

Aufgrund des Coronavirus? (lacht) Nee, ganz sicher nicht.

Hast du dennoch Kontakt zum Auswärtigen Amt aufgenommen, um dich beraten zu lassen, wie du mit der aktuellen Situation und einer weiteren Ausbreitung des Virus umgehen sollst?

Auch das nicht.

Hast du Kontakt zu Vereinen in Deutschland aufgenommen, bei denen du dich fit halten beziehungsweise aktiv spielen könntest, sollte die komplette Saison in Südkorea abgesagt werden?

Nein, denn wir trainieren ja ganz normal hier in Seoul. Das einzige, was uns fehlt, sind die Meisterschaftsspiele am Wochenende. Aber auch die fehlende Wettkampfsituation ersetzen wir Woche für Woche durch Freundschaftsspiele. Wir sind also alle fit und einsatzbereit.

Gibt es denn eine Ansage, für wie lange der Saisonstart ausgesetzt ist?

Der Saisonstart wurde zunächst um einen Monat verschoben. Dann soll die Lage noch einmal beurteilt werden. Die meisten Experten gehen aber bereits davon aus, dass wir mit der Liga in einem Monat beginnen können.

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Inwiefern kann der Fußball den Menschen helfen, die Gefahr vielleicht doch für zwei Stunden auszublenden und sich einfach zu amüsieren?

Ich kann nur für Seoul sprechen, aber: Hier herrscht absolut kein Ausnahmezustand. Das alltägliche Leben läuft ganz normal weiter. Die Menschen gehen zur Arbeit, zum Einkaufen, gehen ihren Hobbys nach. Fußball, um den Kopf freizubekommen? Wofür? Die haben sowieso alle den Kopf frei hier (lacht)!

Sollte die Saison in einem Monat – warum auch immer – nicht beginnen können: Würde dir das zu denken geben, ob es nicht doch sinnvoll wäre, nach Deutschland zurückzukehren?

Ich bin generell ein sehr entspannter Typ und schwer aus der Ruhe zu bekommen. Das kommt mir in der aktuellen Lage entgegen. Und wenn ich mir die Situation hier in Seoul anschaue, gibt es absolut keinen Grund, in Panik zu geraten und voreilige Entscheidungen zu treffen.

Gehen die südkoreanischen Behörden denn auch so besonnen mit der Lage um, wie du es tust?

Absolut. Niemand möchte ich hier unnötig Panik verbreiten. Die Behörden arbeiten sehr lösungsorientiert. Da kommt Südkorea natürlich zugute, dass es flächendeckende Videoüberwachung des öffentlichen Raumes gibt und so ganz genau nachverfolgt werden kann, wo Infizierte sich bewegt haben. Auch dadurch fühle ich mich in Südkorea sehr sicher.

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