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"Prince Charming" Nicolas Puschmann: "Homophobe Werte passen nicht in die EU"


Nicolas Puschmann
"Homophobe Werte passen nicht in die Europäische Union"

InterviewVon Janna Halbroth

Aktualisiert am 24.08.2020Lesedauer: 7 Min.
Interview
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Nicolas Puschmann suchte als "Prince Charming" sein Liebesglück: Die TV-Show wurde mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.Vergrößern des Bildes
Nicolas Puschmann suchte als "Prince Charming" sein Liebesglück: Die TV-Show wurde mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. (Quelle: TVNOW / Arya Shirazi)

Nicolas Puschmann war der erste schwule "Bachelor". Warum es der Grimme-Preisträger so wichtig findet, Männerliebe publik zu machen und was er von Politikern erwartet, hat er im t-online.de-Interview verraten.

Als "Prince Charming" suchte Nicolas Puschmann im Fernsehen einen Partner. Das brachte ihm nicht nur den Grimme-Preis ein, sondern auch viel Aufmerksamkeit. Gut so, findet der 29-Jährige. Denn so konnte er zeigen, dass sich ein Kuss zwischen zwei Männern nicht von einem heterosexuellen unterscheidet. Die Liebe beschäftige sich immer mit den gleichen Sehnsüchten und Problemen, egal von wem sie ausgelebt wird.

Leider sei das seiner Meinung nach nicht jedem klar. Von deutschen Politikern fordert er deswegen jetzt mehr Haltung. Warum er von Jens Spahn dagegen wenig erwartet, was er sich für die deutsche Unterhaltungsbranche wünscht und wie eigentlich die Beziehung zwischen ihm und seinem im TV gefundenen Partner Lars Tönsfeuerborn funktioniert, erfahren Sie im nachstehenden Interview.

t-online.de: Herr Puschmann, Sie haben ihren jetzigen Partner in einer TV-Show gefunden, wie bewerten Sie das im Nachhinein?

Nicolas Puschmann: Ich hatte gar keine Vorstellung. Es war ja die erste Staffel und ich hatte keinen Vergleich. Es gab natürlich die "Bachelor"-Formate, an die die Show angelehnt ist. Dennoch war ich mir nicht sicher, was passieren würde. Ich wusste nicht, worauf ich mich einlasse. Ich wusste nur, ich will mich verlieben. Was das aber alles für ein Ausmaß genommen hat, von einem Streaming-Format bis zum Grimme Preis und einer Nominierung für den deutschen Fernsehpreis, das war der Wahnsinn. Ich habe mit dem Hype nicht gerechnet. Ich bin dankbar für die Zeit, für den Cast und für den "Gewinner".

Warum ist es aus ihrer Sicht wichtig, dass es dieses Format gibt?

Ich freue mich, dass wir zeigen konnten, dass sich ein Kuss zwischen zwei Männern nicht unterscheidet von einem heterosexuellen Kuss. Ich bin überglücklich, dass die Menschen gesehen haben, dass Männerliebe oder Männerdating sich nicht von der Hetero-Version unterscheidet. Die Gefühle, die Ängste, die Liebe – es ist doch alles dasselbe.

Das Format wurde anfangs zögerlich behandelt, man hat lange gebraucht, bis man sich mit "Prince Charming" ins Fernsehen getraut hat, wie finden Sie das?

Ich fand es nicht schlimm. Es war ein Pilotprojekt und ich habe mich gefreut, dass sich ein Streamingdienst wie TVNow überhaupt getraut hat, dieses Format herauszubringen. Wenigstens haben wir eine Plattform bekommen, auch wenn die erstmal "nur" online war. Für mich war es okay, dass es anfangs nicht das Free-TV war.

Ist es denn generell so, dass Sie in Bezug auf die LGBTQ-Gemeinde sagen: Ich freue mich über kleine Schritte? Oder erwarten sie übertragen auf politische Entwicklungen mehr?

Da gibt es einen Unterschied. In den Medien waren wir ohnehin schon abgebildet und vertreten. Auf die Politik bezogen sind kleine Schritte natürlich ein Anfang und es zählt jeder Schritt, aber große Schritte wären wirksamer und wünschenswert.

Was würden Sie sich wünschen für die Politik in Deutschland?

Obwohl in Deutschland für die queere Community politisch schon einiges getan wurde, brauchen wir noch mehr Sichtbarkeit und Aufklärung.

Was genau stört Sie? Haben Sie Beispiele?

Unsere Community gibt es ja nicht nur in Deutschland, sondern auch europa- und weltweit. Man sollte zum Beispiel mal nach Polen gucken, wo die Politik LGBTQ-feindlich ist. Man möchte Menschen, die sich der LGBTQ-Gemeinde zugehörig fühlen, einfach aus dem Land haben. Da würde ich mir von unserem Land einfach wünschen, dass gehandelt wird. Ich erwarte, dass auch einfach mal was gesagt wird und nicht tatenlos zugeschaut wird. Ich meine, das wäre doch schon mal der erste Schritt, dass man diese Missstände aufzeigt. Ich fände es schön, wenn sich die Politik in Deutschland auch einfach damit beschäftigt und Stellung bezieht. Diese homophoben Werte passen nicht in die Europäische Union.

Wie bewerten Sie es, dass Homosexualität offenbar bei vielen Politikern selbst kein Tabuthema mehr ist?

Ist das so? Ich glaube hier müsste man genauer hinschauen und bin auch der Meinung, dass es personen- und parteiabhängig ist. Das kann man nicht pauschalisieren.

Würden Sie sich von jemandem wie Jens Spahn zum Beispiel wünschen, dass er sich für mehr Gleichberechtigung einsetzt?

Jeder hat seine persönlichen Themen, die er beruflich, wie auch privat angehen möchte bzw. angehen kann. Wir haben einige bekannte Aktivisten, die sich proaktiv für mehr Gleichberechtigung einsetzen. Es wäre wünschenswert, wenn man natürlich den Support aus der Politik erhält. Schulbildung und die damit verbundene frühe Aufklärung bzw. LGBT-Geschichte ist sehr wichtig für mich, hier wäre eher Anja Karliczek gefragt.

Im Fernsehen finden Schwule mittlerweile häufig im TV statt. Aber was ist zum Beispiel mit homosexuellen Frauen. Sind die nicht unterrepräsentiert?

Ja, genau das Gefühl habe ich auch. Ich finde die homosexuelle Frauenquote in Unterhaltungsformaten ist sehr niedrig, wie aber auch bei Transgendern. Das fehlt mir im Fernsehen auch. Die queere Community besteht ja noch aus so viel mehr als aus schwulen Männern. In der Hinsicht ist im Fernsehen noch nicht alles genug sichtbar.

Fühlen Sie sich in der Medienbranche angekommen?

Meinen normalen Beruf als Medizinprodukteberater mache ich noch immer in Teilzeit. Ich bin noch ganz neu in der Branche. Es macht mir aber schon Spaß, vor der Kamera zu stehen, das habe ich jetzt bei "Grill den Henssler" auch wieder gemerkt. Ich hatte super wenig Berührungsängste. Wenn sich die Gelegenheit bietet und mir ein angefragtes Format gefällt, bin ich dabei. Ich habe immer sehr viel Spaß und ich hoffe, die anderen mit mir auch.

Sie haben es schon angesprochen, wie war es für Sie bei "Grill den Henssler“ dabei zu sein?

Das war super spannend. Ich habe mich gefreut, dass ich angefragt wurde. Steffen Henssler ist ja auch ein Hamburger Jung. Das passte ganz gut: von Hamburger zu Hamburger. Bei mir zuhause bin ich auch der Koch, Lars macht dann die anderen Dinge im Haushalt. Es war schön, dann auch dort mal meine Kochkünste unter Beweis zu stellen und dann mit der Hilfe vom Koch-Coach vor Ort etwas Besonderes zu kreieren.

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Nicolas Puschmann ist am 23. August bei "Grill den Henssler" ab 20.15 Uhr auf Vox zu sehen.

Auf welche Sünde könnten Sie nie verzichten?

Eiscreme. Ich muss wirklich sagen, Eis ist für mich immer lecker und geht zu jeder Jahreszeit. Das ist natürlich für die Sommerfigur nicht so gut. Aber das muss manchmal einfach sein. Da könnte ich mich reinlegen.

Stichwort Sommerfigur. Ist Ihnen die Figur wichtig?

Generell finde ich es schon wichtig, dass man so ein bisschen auf den gesunden Rahmen achtet. Aber ich passe das immer ein bisschen an. Nachdem ich zum Beispiel Lars kennengelernt habe, haben sich die Prioritäten verschoben. Da war ich wirklich eher Genießer, als jetzt jeden Tag auf die Ernährung zu achten und Sport zu machen. In der Anfangszeit lag natürlich mein alleiniger Fokus erst mal auf der Person Lars und auf unserer Beziehung. Aber das hat sich jetzt auch wieder geändert. Jetzt sind mir Sport und Ernährung auch wieder wichtig. Vor allem in der Hinsicht, dass ich mich in meinem eigenen Körper wohlfühle und dass ich das für mich selber mache und nicht für andere.

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Hat sich Ihre Figur also durch die Beziehung verändert?

Minimal (lacht). Die Liebe ging bei mir durch den Magen und sie blieb auch im Magen. Ich bin jetzt dabei, wieder zu meiner alten Form zu finden. Aber ich definiere mich nicht nur über meinen Körper, deswegen ist es für mich nicht wichtig, wieder genauso hundert Prozent durchtrainiert auszusehen wie vorher. Sollte es dennoch passieren, sollte es mich natürlich auch nicht stören (lacht). Aber ja, was soll ich sagen: Wir haben es uns gut gehen lassen.

Was kochen Sie am liebsten für Lars?

Im Alltag unter der Woche sind wir beide ziemlich unter Strom, da koche ich gerne etwas Schnelles, wie Gemüse mit Fleisch. Am Wochenende mache ich schon viel selbst, wie zum Beispiel den Teig bei bestimmten Rezepten. Da macht es mir auch Spaß, nach etwas Aufwendigerem zu suchen.

Wie war es, bei "Grill den Henssler" unter Druck zu kochen?

Es war schon wirklich eine echte Herausforderung. Ich habe mir das ein wenig einfacher vorgestellt. Man muss viel gleichzeitig machen, man diskutiert mit dem Koch-Coach, muss die Schritte abarbeiten und dann stellt Laura Wontorra auch noch Fragen, auf die man halbwegs sinnvoll antworten möchte. Ich weiß gar nicht mehr, was ich da gesagt habe. Ich bin auf die Ausstrahlung gespannt.

Sie meinten gerade, sie kochen, ihr Partner übernimmt andere Aufgaben im Haushalt. Ist diese gerechte Rollenverteilung auch auf ihre Beziehung übertragbar?

Wir sind absolut auf Augenhöhe. Da hat keiner mehr zu sagen als der andere. Ich glaube, sonst würde auch die beste Beziehung gar nicht funktionieren. Lars hat direkt am Anfang gesagt, dass er die Küche nicht mag. Dann haben wir gemeinsam geschaut und geguckt, was er stattdessen übernehmen kann. Ich muss sagen, ich bin ja der Glückliche bei dieser Aufteilung. Wenn der Partner putzt und die Wäsche macht und ich nur koche, dann ist das für mich natürlich super. Sollte er jetzt sagen, er hat keine Lust mehr drauf und will auch mal kochen, dann habe ich auch kein Problem damit, wieder die Wäsche zu machen, das habe ich ja als Single auch selbst gemacht.

Verwendete Quellen
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