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Trumps Galadinner: Krypto-Käufer treffen Präsident – Kritiker entsetzt


Wer genug von ihnen hat, darf rein
Trumps Präsidenten-Gala schockt die USA

Von t-online, llb

24.04.2025Lesedauer: 3 Min.
imago images 0805830241Vergrößern des Bildes
$Trump Meme Coin (Symbolbild): Ein Dinner-Deal wirft ethische Fragen zu Macht und Profit auf. (Quelle: IMAGO/Jonathan Raa/imago)
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Krypto kaufen, Präsident treffen: Donald Trump lädt zum Galadinner für Coin-Investoren – und entfacht eine Debatte über Macht, Moral und Millionengeschäfte.

Ein privates Dinner mit Donald Trump als Belohnung für die größten Investoren seiner Kryptowährung $Trump? Die Einladung ließ den Kurs des Memecoins um über 60 Prozent steigen – und wirft eine ethische Grundsatzfrage auf, die nicht nur ganz Amerika beschäftigt: Dürfen Politiker mit spekulativen Finanzprodukten direkt Profit machen?

Einladung zur teuersten Mahlzeit der Welt

Es klingt zunächst wie aus einem Satirefilm: Wer genug digitale Münzen besitzt, darf Donald Trump persönlich treffen. Doch in der Realität funktioniert es genau so: Die 220 größten Investoren seiner hauseigenen Kryptowährung $Trump sind am 22. Mai zu einem privaten Galadinner im Trump National Golf Club in Washington, D.C., eingeladen. Die Top 25 sollen darüber hinaus eine exklusive VIP-Rezeption und eine Spezialführung erhalten – vom Präsidenten höchstpersönlich.

Beworben wird das Event als "die exklusivste Einladung der Welt". Und es zeigt Wirkung: Innerhalb eines Tages sprang der Kurs des Memecoins um knapp 60 Prozent – von rund 8,50 US-Dollar auf über 14 US-Dollar. Dabei galt der Token noch vor Kurzem als fast tot. Seit seinem Höchststand zur Amtseinführung am 19. Januar hat $Trump bis zu 88 Prozent an Wert verloren.

Ein Coin, viele Millionen – für Trump

Für Trump ist der Memecoin nur Teil einer größeren Krypto-Offensive: Die Trump-Familie betreibt nicht nur den Token, sondern auch die Börsenplattform World Liberty Financial und die Medienholding Trump Media & Technology Group, an der der Präsident einen Anteil im Wert von rund drei Milliarden US-Dollar hält. Bereits jetzt sollen die Projekte Hunderte Millionen Dollar an Gebühren eingebracht haben.

Die Dinner-Einladung ist also nicht bloß PR – sie ist ein handfestes Geschäftsmodell. Je mehr Coins jemand besitzt und je länger er sie hält, desto höher steigt er auf dem digitalen "Leaderboard", einer Rangliste, die auf der $Trump-Website im Minutentakt aktualisiert wird. "Own $Trump – or watch from the sidelines", heißt es dort provokant: Kaufe $Trump – oder schau von der Seitenlinie aus zu.

"Präsidiale Bestechung": Die Kritik wird lauter

Genau dieses Konzept ruft nun Ethikbeobachter und Politiker auf den Plan. Tony Carrk, Geschäftsführer der unabhängigen Organisation Accountable.US, findet deutliche Worte:
"Es gab noch nie einen klareren Fall, in dem ein Präsident sein Amt dazu benutzt hat, sich Geld in die Tasche zu stecken."

Er spricht von einem "Wettlauf zum Tiefpunkt der präsidialen Bestechung" und warnt vor einem gefährlichen Signal: Zugang zum höchsten Amt der USA – käuflich für digitale Fantasiemünzen. Auch der demokratische Senator Chris Murphy äußerte sich scharf: Das sei "das Korrupteste, was je ein Präsident gemacht hat".

Weißes Haus sieht "keinen Interessenkonflikt"

Die offizielle Antwort auf die Vorwürfe fällt knapp aus. Anna Kelly, stellvertretende Pressesprecherin des Weißen Hauses, erklärt: "Präsident Trumps Vermögen befindet sich in einem Trust, der von seinen Kindern verwaltet wird. Es gibt keine Interessenkonflikte."

Doch Kritiker sehen das anders. Denn obwohl Trump sein Vermögen formal ausgelagert hat, wird das Dinner auf Plattformen beworben, an denen er über Firmenbeteiligungen unmittelbar verdient. Die Grenze zwischen Präsidentenamt und Privatgeschäft wird dadurch gefährlich unscharf.

Der Krypto-Kurs tanzt nach Trumps Pfeife

Dass der Coin nicht nur PR-Instrument, sondern auch Kurshebel ist, zeigt eine weitere Entwicklung: Eigentlich sollten 40 Millionen neue Tokens freigeschaltet werden – was den Kurs weiter hätte einbrechen lassen. Doch auch diese Freischaltung wurde pünktlich zum Gala-Hype um 90 Tage verschoben. Ein Zufall?

Selbst für den Fall, dass Trump am 22. Mai nicht persönlich erscheinen kann, bietet das Team Ausgleich an: limitierte NFTs mit seinem Konterfei. Sammlerwert nicht ausgeschlossen. Trump selbst inszeniert sich längst als "Krypto-Präsident", so wie er es vor den Wahlen angekündigt hatte. Seit Amtsantritt verfolgt er eine klare Linie:

  • Aufbau einer staatlichen Bitcoin-Reserve aus beschlagnahmten Coins,
  • Förderung der US-Führungsrolle im Digitalfinanzmarkt,
  • Rücknahme von Krypto-Regulierung,
  • und sogar ein Krypto-Gipfel im Weißen Haus.

Doch nun steht nicht mehr nur die Regulierung im Mittelpunkt – sondern der persönliche Profit. Ein Präsident, der seine Unterstützer zur Investition in ein spekulatives Finanzprodukt bewegt, um sich anschließend selbst zu vermarkten?

Wenn Politik zur Marke wird

Das Dinner ist mehr als ein PR-Gag – es ist ein Testfall. Wie weit darf ein Staatsoberhaupt gehen, wenn es um eigene finanzielle Interessen geht? Darf ein Präsident den Zugang zu sich selbst über einen digitalen Spekulationsmarkt versteigern – und gleichzeitig politischen Einfluss ausüben?

Die Antwort ist nicht nur eine rechtliche, sondern vor allem eine moralische. In Zeiten wachsender Politikverdrossenheit kann der Eindruck, dass sich Macht kaufen lässt, langfristig das Vertrauen in demokratische Institutionen beschädigen. Und doch bleibt die Frage offen: Wer hält den Präsidenten auf – wenn er zugleich die Spielregeln bestimmt?

Verwendete Quellen
  • indianexpress.com: "Donald Trump’s $TRUMP memecoin surges after private dinner invite: Everything you need to know" (Englisch)
Transparenzhinweis

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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