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"Reich mit Geiss": Umstrittene Fonds-Werbung könnte für mehr Aktienanleger sorgen


"Reich mit Geiss"
Umstrittene Fonds-Werbung könnte für mehr Aktienanleger sorgen

Von t-online, dpa-afx
Aktualisiert am 16.03.2015Lesedauer: 3 Min.
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Das aus dem TV bekannte Millionärs-Ehepaar Geissen wurde von der Wirtschaft als dankbarer Werbeträger entdeckt. Das ist nicht verwerflich. Die neueste Kampagne "Reich mit Geiss" trifft jedoch auf breite Kritik. Von "Welt" über "Süddeutsche" und "Stiftung Warentest" bis hin zum Spezial-Magazin "Das Investment" sind sich die Medien relativ einig: Reich wird mit der Geiss-Geldanlage wohl vor allem der Initiator. Der wiederum verteidigt sich.

Mit einem breiten Grinsen wirbt Robert Geiss in ganzseitigen Anzeigen für den Dividendenfonds Patriarch Classic Dividende 4 - vermeintlich aufgelegt von Hauck & Aufhäuser. Das Frankfurter Bankhaus sah sich allerdings zu einer Richtigstellung genötigt: Man sei nicht Initiator des Fonds und habe auch keinen Einfluss auf die Vertriebsstrategie.

Hauck & Aufhäuser als Verwalter

"Die Niederlassung Luxemburg von Hauck & Aufhäuser Privatbankiers ist Depotbank des Fonds und damit für die Verwahrung der Vermögenswerte verantwortlich", heißt es in einer Pressemitteilung. "Die Hauck & Aufhäuser Investment Gesellschaft ist Verwaltungsgesellschaft des Fonds und damit für die Administration von Fonds zuständig." Das betreffe im Wesentlichen die Berechnung des Fondspreises.

Ein Kritikpunkt der Medien sind die Kosten des Fonds. Eine Managementgebühr von 2,15 Prozent plus eine Erfolgsbeteiligung - das ist für einen Fonds recht teuer. Die Stiftung Warentest hält das für besonders problematisch: "Die Gebühr würde selbst dann erhoben, wenn der Fonds im Vorjahr hohe Verluste hatte."

Nicht unumstrittener Mann hinter dem Fonds

Bernd Förtsch, Vorstand des Initiators Börsenmedia AG und Herausgeber verschiedener Publikationen, kontert in "Der Aktionär": "Wenn ich ein Produkt auswähle, steht die Performance im Vordergrund. Die ist trotz der konservativen Strategie des Fonds mit plus 24 Prozent seit Auflage und enthaltenen Ausschüttungen aus Dividenden in Höhe von 4,8 Prozent ganz passabel. Und das sogar nach den als ach so hoch kritisierten Kosten von 2,15 Prozent."

Förtsch hat mit oft zweifelhaften Methoden ein großes Beteiligungsimperium aufgebaut, schreibt die "Wirtschaftswoche". In den wilden Jahren des Neuen Markts hatte Förtsch etliche Fonds beraten, die auch Aktien kauften, die in seinen Börsenpublikationen empfohlen wurden. "Eine nicht unumstrittene Doppelrolle", meint die "Wirtschaftswoche". Beim Zusammenbruch des Marktes verloren seine Fondsanleger viel Geld.

Nun verteidigt der Vorstand den neuen Fonds: "Die Person Geiss mag kontrovers diskutiert werden, aber eines kann man ihm nicht absprechen: Er erreicht Millionen Menschen, die bisher mutmaßlich eher wenig mit Börse zu tun hatten", so Förtsch. "Gerade weil ich mir meiner Verantwortung als Unternehmer und Verleger bewusst bin, will ich neue Anlegerschichten für das Thema Geldanlage sensibilisieren." Die Geiss-Kampagne solle jedermann "auf unterhaltsame, unkomplizierte und konservative Weise fit für die Börse machen".

Aktieninstitut: Deutsche müssen bei Geldanlage umdenken

Das wiederum hat Deutschland tatsächlich nötig. Nach wie vor halten sich die Anleger hierzulande sehr zurück, wenn es um Aktien oder Aktienfonds geht. 2014 waren nur 8,4 Millionen Menschen - also rund 13 Prozent der Bevölkerung - hierzulande entsprechend engagiert. Die aktuelle Börsenrally findet also größtenteils ohne deutsche Privatanleger statt.

Trotz Börsenboom und anhaltender Mini-Sparzinsen machen die meisten Deutschen um die weitaus chancenreicheren Aktien und Fonds einen großen Bogen. Mit dem "Tag der Aktie" an diesem Montag wollen die Deutsche Börse und mehrere Direktbanken die Aktie bei Privatanlegern populärer machen. "Wir müssen dazu kommen, dass wieder neutral über Aktien gesprochen wird", sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Deutschen Aktieninstituts, Franz-Josef Leven. "Wenn wir aus den Köpfen der Menschen die falsche Vorstellung nicht rauskriegen, dass Aktie automatisch mit Geldverlieren verknüpft wird, dann bekommen wir in Deutschland keine Aktienkultur hin."

Aktien langfristig mit "sehr vernünftiger Rendite"

Nach jüngsten Bundesbank-Zahlen investieren private Haushalte ihr Geld trotz extrem niedriger Zinsen vor allem kurzfristig etwa als Tagesgeld. Von den gut fünf Billionen Euro Geldvermögen im dritten Quartal 2014 entfielen demnach fast 40 Prozent (1,96 Billionen Euro) auf Bargeld und Spareinlagen.

"Wir haben eine ganze Generation von Anlegern wahrscheinlich für immer für Aktien verloren, weil sie mit dem Neuen Markt und Lehman zweimal kurz hintereinander schlechte Erfahrungen gemacht haben und die langfristig positive Entwicklung nicht präsent haben", sagte Leven. Er warb: "Eine Aktie bietet auf Dauer eine sehr vernünftige Rendite bei überschaubarem Risiko und hat als unternehmerische Beteiligung Sachwertcharakter. Wichtig sind eine breite Streuung und ein langfristiger Anlagehorizont."

Die aktuelle Rekordjagd beim deutschen Leitindex Dax ist nach Einschätzung von Experten vor allem von der Flut billigen Geldes, etwa von der Europäischen Zentralbank (EZB), getrieben. "Die Börsen reagieren natürlich auf die gesamtwirtschaftliche Lage. Und die heißt aktuell: Liquiditätsschwemme. Und das viele Geld muss ja irgendwo hin", erklärt Leven.

Die Wirtschaftsredaktion von t-online.de empfiehlt neuen Anlegern: Suchen Sie sich in Ruhe einen Aktien- oder Mischfonds aus, der bereits längerfristig gute Ergebnisse erzielt hat. Eine erste Orientierung bietet dafür das Analysehaus Morningstar, das gerade wieder die besten Fonds verschiedener Anlageschwerpunkte ausgezeichnet hat.

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