FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag keine einheitliche Richtung ausgebildet. Die Marktteilnehmer hätten sich nach der aufregenden Handelswoche an den Seitenlinien positioniert, erklärte Marktexperte Andreas Lipkow. "Die Gefahr von unliebsamen Nachrichten über das Wochenende bleibt latent vorhanden und sorgt für eine gewisse Kaufzurückhaltung."
Der Dax fiel zuletzt um 0,2 Prozent auf 24.149 Punkte. Damit zeichnet sich für den deutschen Leitindex aber immer noch ein Wochengewinn von rund 3 Prozent ab. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Freitagmittag hingegen um 0,8 Prozent auf 31.596 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,1 Prozent zu.
Die Unternehmensberichtssaison beruhigte sich vor dem Wochenende etwas: Mit dem weltweit größten Rückversicherer Munich Re legte nur ein Dax-Konzern Zahlen vor. Dazu kamen noch einige Unternehmen aus dem MDax und SDax.
Bei Munich Re nahmen die Anleger Kursgewinne mit. Im Rahmen der jüngsten Vertragserneuerung mit Erstversicherern sanken die Preise für Rückversicherungsschutz risikobereinigt um 2,5 Prozent. Der weltweit größte Rückversicherer verzichtete daher auf Geschäft, das Volumen ging um 3,2 Prozent zurück. Daraufhin sackten die Aktien, die sich tags zuvor noch dem Rekordhoch vom April stark angenähert hatten, als klares Dax-Schlusslicht um 7,0 Prozent ab. Das zog den gesamten europäischen Versicherungssektor mit nach unten. Die Papiere von Hannover Rück, Allianz und Talanx verloren bis zu 4,1 Prozent.
Die Aktien von Bechtle stiegen nach Zahlen des IT-Dienstleisters unterdessen auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr und notierten zuletzt 12 Prozent im Plus. Das Geschäftsvolumen kletterte im zweiten Quartal um 5,1 Prozent nach oben. Der Vorsteuergewinn sank zwar gegenüber dem von einem Einmaleffekt aufgepolsterten Vorjahresergebnis um ein Fünftel, fiel damit aber etwas besser aus als von Experten erwartet.
Der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich verzeichnete wegen einer schwachen konjunkturellen Dynamik, insbesondere im europäischen Kerngeschäft, auch im zweiten Quartal eine verhaltene Entwicklung. Der Auftragseingang stieg um 4,2 Prozent, während der Umsatz stagnierte und das operative Ergebnis (Ebit) um mehr als 6 Prozent zurückging. Die Jungheinrich-Titel verloren 2,0 Prozent.
Eckert & Ziegler steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr um gut zwei Prozent und den bereinigten operativen Gewinn um rund 9 Prozent. Das Strahlen- und Medizintechnik-Unternehmen sieht sich auf Kurs zu seinen bestätigten Jahreszielen. Den Anlegern war dies offenbar nicht gut genug, denn die Aktien sackten um 7,7 Prozent ab.
Der Medienkonzern RTL sieht sich trotz weiter schwacher Geschäfte mit klassischer TV-Werbung und bei der Produktionstochter Fremantle auf Kurs zu den Jahreszielen. RTL habe beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebita) im zweiten Quartal ihre Erwartungen leicht übertroffen, bemerkte Bernstein-Analystin Annick Maas. Die Anteilsscheine verteuerten sich um 1,5 Prozent.
Die Aktionäre des Industriekonzerns Thyssenkrupp entscheiden an diesem Freitag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über die Abspaltung der Schiffbau-Sparte TKMS (Thyssenkrupp Marine Systems). Nach den Plänen von Management und Aufsichtsrat soll der Mutterkonzern künftig 51 Prozent und die Thyssenkrupp-Aktionäre 49 Prozent an TKMS halten. Die Aktien sollen anschließend an der Börse notiert werden. Die Papiere von Thyssenkrupp gewannen 3,5 Prozent.
Kalte Dusche für die Anleger von Eckert & Ziegler: Nach den Halbjahreszahlen des Strahlen- und Medizintechnik-Unternehmens fielen die Aktien auf den tiefsten Stand seit Ende Mai und büßten zuletzt 6,9 Prozent ein. Das Unternehmen steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr um gut zwei Prozent und den bereinigten operativen Gewinn um rund 9 Prozent. Im Geschäftsbereich Isotope Products war die Geschäftsentwicklung aber rückläufig./edh/jha/
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
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