(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, Kurs, Analysten, mehr Hintergrund)
BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Stagnierende Behandlungszahlen in den USA und der schwache Dollar haben Fresenius Medical Care (FMC) im zweiten Quartal zugesetzt. Im Tagesgeschäft legte der Verdienst des Dialysespezialisten dank Einsparungen zwar deutlich zu, doch Analysten hatten sich mehr erhofft. Vorstandschefin Helen Giza sieht FMC gleichwohl "vollständig im Plan, um unseren Ausblick für das Geschäftsjahr 2025 zu erreichen", wie sie am Dienstag laut Mitteilung betonte. Während Zölle dem Konzern laut Giza wegen seines "erheblichen Fußabdrucks" in den USA kaum etwas anhaben dürften, wird das Behandlungswachstum auf dem US-Markt 2025 wohl nicht so stark anziehen wie gedacht.
An der Börse gab die Aktie auf die Nachrichten um bis zu sieben Prozent nach, wovon am frühen Nachmittag nur noch ein Minus von 0,5 Prozent übrig blieb. Damit notierte FMC auf einem der hinteren Plätze im Dax.
Analysten zeigten sich von der Entwicklung im Tagesgeschäft enttäuscht: Nachdem der Konzern beim operativen Ergebnis (Ebit) die Erwartungen verfehlt habe, sei für diese Kennziffer das obere Ende des Jahresziels schwerer zu erreichen, schrieb etwa Graham Doyle von der Schweizer UBS. Jefferies-Analyst James Vayne-Tempest verwies zudem in einer ersten Reaktion auf die schwache Entwicklung der Behandlungszahlen in den USA.
In den Vereinigten Staaten, wo FMC den Löwenanteil seines Geschäfts macht, dämpfte laut Giza eine lange Grippesaison die Entwicklung. "Wir beobachten zwar den fünften Monat in Folge einen starken Zustrom von Neupatienten", sagte die Managerin in einer Telefonkonferenz. Die Erkältungswelle sei jedoch schwerwiegender gewesen als gedacht und habe zu einer unerwartet deutlich gestiegenen Summe von Todesfällen unter den Dialysepatienten geführt. Insgesamt stagnierten damit im zweiten Quartal die US-Behandlungen auf dem Vorjahresniveau.
Für das Gesamtjahr geht die Managerin mittlerweile nur noch von einer stagnierenden bis leicht positiven Entwicklung bei den Behandlungszahlen in den USA aus. Noch im Mai hatte sie sich ein Plus von 0,5 Prozent zum Ziel gesetzt, diese Prognose laut einer Sprecherin aber bereits auf dem Kapitalmarkttag Mitte Juni wieder kassiert. Perspektivisch geht Giza aber weiterhin von anziehenden Zahlen aus, sobald sich die "Übersterblichkeit" normalisiert habe, sagte sie am Nachmittag vor Analysten.
Zugleich setzt das Management weiter große Hoffnungen auf die Einführung eines modernen Dialysegerätes auf dem US-Markt noch in diesem Jahr. Die Maschine, mit der die Blutwäsche schneller und effizienter als bisher erbracht werden kann, soll künftig mehr Schub in das dortige Geschäft bringen.
Unterdessen setzte der Dax-Konzern auch im zweiten Quartal seinen Sparkurs fort. Von April bis Juni seien die Kosten um 58 Millionen Euro gesenkt worden, teilte die Fresenius-Beteiligung weiter mit. Vor allem im Geschäft mit Produkten rund um die Blutwäsche konnte FMC seine Profitabilität deutlich steigern, der Bereich profitierte von höheren Volumina und Preisen. Aber auch im eigentlichen Dialysegeschäft zog die bereinigte Marge an.
Konzernweit zog das Ergebnis abseits von Sondereffekten im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 476 Millionen Euro an; währungsbereinigt betrug das Plus 13 Prozent. Experten hatten allerdings im Schnitt mit 492 Millionen gerechnet. Inklusive aller Sonder- und Währungseffekte stagnierte der operative Gewinn bei 425 Millionen Euro, unter dem Strich verdiente der Konzern aber mit 225 Millionen Euro ein Fünftel mehr als vor einem Jahr.
Das bereinigte operative Ergebnis will Giza weiterhin 2025 zu konstanten Wechselkursen im hohen Zehner- bis hohen Zwanziger-Prozentbereich steigern. Dabei geht die Managerin für die zweite Jahreshälfte von weiteren deutlichen operativen und finanziellen Verbesserungen aus. Der Umsatz soll währungsbereinigt im niedrigen einstelligen Prozentbereich anziehen. Im vergangenen Quartal wäre der Erlös bei gleichbleibenden Umrechnungskursen um fünf Prozent geklettert, tatsächlich betrug das Plus ein Prozent auf knapp 4,8 Milliarden Euro - was wiederum etwas mehr war als von den Analysten gedacht.
FMC hat schwierige Jahre hinter sich. Nach einem Gewinneinbruch infolge der Pandemie hatte die seit Ende 2022 amtierende Giza dem Konzern kurz nach ihrem Antritt ein tiefgreifendes Sparprogramm samt Stellenabbau verordnet. Die Rosskur hatte sie kürzlich nochmal bis Ende 2027 verlängert, bis dahin soll das Unternehmen seine Kosten nachhaltig um 1,05 Milliarden Euro senken. Im Juni hatte FMC zudem erstmals seit seiner Abspaltung von Fresenius als eigenständiges Unternehmen einen Aktienrückkauf über 1 Milliarde Euro angekündigt. Die Maßnahme soll sich über zwei Jahre erstrecken, die erste Tranche will der Konzern laut aktueller Mitteilung noch im August zurückkaufen./tav/lew/jha/
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