UNTERFÖHRING (dpa-AFX) - Eine mögliche Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den italienischen Berlusconi-Konzern MFE ist einen Schritt näher gerückt. Die Spitze des deutschen Medienunternehmens empfiehlt den Aktionären, das nachgebesserte Übernahmeangebot von MFE anzunehmen. Das teilten Vorstand und Aufsichtsrat mit. Sie halten das geänderte Angebot von MFE für "angemessen".
Im Mai hatte die Konzernspitze noch Vorbehalte gehabt und das MFE-Angebot als finanziell unangemessen erachtet. Nun heißt es im neuen Statement: "ProSiebenSat.1 begrüßt das geänderte Angebot von MFE, welches das langfristig angelegte Investment und Engagement von MFE in ProSiebenSat.1 unterstreicht"
Vor gut einer Woche hatte MFE sein Angebot deutlich erhöht und damit seine Position in der internationalen Bieterschlacht um ProSiebenSat.1 gestärkt. Der konkurrierende tschechische Finanzinvestor PPF wird seine Offerte nicht mehr erhöhen, wie das Unternehmen bereits klargestellt hat.
Pläne für eine paneuropäische Sendergruppe
Media for Europe gehört den Kindern des 2023 gestorbenen früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi. Das Unternehmen will eine paneuropäische Sendergruppe aufbauen.
Die italienische Holding bietet inzwischen 1,3 Anteile an MFE je ProSiebenSat1-Aktie, zuvor waren es lediglich 0,4. Das gilt zusätzlich zum bestehenden Barangebot von 4,48 Euro je Aktie. PPF hingegen hatte den ProSiebenSat.1-Aktionären sieben Euro pro Aktie geboten. Während der Wert des MFE-Angebotes zum Teil vom künftigen Aktienkurs der Italiener abhängt, bekommen Anleger bei der PPF-Offerte eine bereits festgelegte Summe.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer in Sorge
Vater Berlusconi nutzte seinen Medienkonzern über Jahrzehnte, um seine politische Karriere samt dazugehöriger Partei "Forza Italia" zu befördern. Die Berlusconi-Kinder sind bislang nicht in die Politik eingestiegen, stehen der Partei aber nach wie vor nahe.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer zeigte sich jüngst besorgt und lud Sohn Pier Silvio Berlusconi zum Gespräch ins Kanzleramt. "Meine Besorgnis kreist um die Frage, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bleibt", sagte Weimer dem "Spiegel".
ProSiebenSat.1 ist neben der RTL-Familie der zweite große private Fernsehkonzern in Deutschland. Neben klassischen Sendern wie ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins gehört unter anderem auch der Streaminganbieter Joyn zu der Firmengruppe./bok/DP/mis
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