LANDSBERG AM LECH (dpa-AFX) - Die US-Zölle und der starke Euro lassen Rational etwas skeptischer auf die Gewinnentwicklung blicken als zuletzt. Der Großküchen-Ausrüster bestätigte aber die Umsatzprognose. An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die im bisherigen Jahresverlauf kräftig unter Druck stehende Aktie legte zu. Bis zum Mittag zog der Kurs um rund zwei Prozent auf 687 Euro an. Damit konnte das Papier das Jahresminus auf knapp 17 Prozent reduzieren.
Der Großküchen-Ausrüster geht 2025 bei der Marge gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) vom unteren Bereich der Bandbreite um die bisher anvisierten rund 26 Prozent aus. Die Rahmenbedingungen erschweren eine genauere Prognose. "Dies reflektiert die per Ende Juli 2025 bekannten Zusatzzölle und Währungseffekte", sagte Rational-Chef Peter Stadelmann am Dienstag bei der Vorlage der Quartalszahlen in Landsberg am Lech.
"Trotz der Einigung zwischen der US-Regierung und der Europäischen Union auf 15 Prozent Einfuhrzölle für europäische Exporte in die USA sind belastbare Einschätzungen der Auswirkungen für das zweite Halbjahr derzeit noch nicht möglich." Mit gravierenden Folgen für die Erlösentwicklung rechnet Stadelmann aber nicht. "Einen wesentlichen Einfluss auf die Wettbewerbssituation und die führende Marktstellung von Rational-Kochsystemen erwarten wir aus der Zollentwicklung nicht", fügte er hinzu.
"Von den milliardenschweren Infrastrukturprogrammen in vielen Ländern wird die Großküchenindustrie mittelfristig profitieren. Die Ergebnisse des ersten Halbjahres entsprachen im Wesentlichen unseren Erwartungen." Der Vorstandschef bestätigte daher die Wachstumsprognose für 2025. Demnach soll der Umsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. In den ersten sechs Monaten stieg der Erlös des im MDax notierten Unternehmens um vier Prozent auf gut 606 Millionen Euro.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) zog um drei Prozent auf 153,4 Millionen Euro an. Da das operative Ergebnis nicht ganz so stark zulegte wie der Umsatz, ging die Marge um 0,3 Prozentpunkte auf 25,3 Prozent zurück. Damit schnitt Rational beim operativen Ergebnis und der Marge etwas besser ab, als Experten erwartet hatten. Der Umsatz lag im Rahmen der Prognosen.
2024 hatte der Konzern den Erlös um sechs Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro gesteigert. Da das operative Ergebnis 13 Prozent auf 314 Millionen Euro zulegte, zog die Marge auf 26,3 Prozent an.
Das Unternehmen habe etwas besser als erwartet abgeschnitten, schrieb Baader-Bank-Analyst Peter Rothenaicher. Das reiche aber nicht, um einen positiveren Blick auf die weitere Entwicklung der Aktie zu bekommen. Er bestätigte nach den Zahlen seine "Reduce"-Einstufung. Auch RBC-Experte Sebastian Kuenne blieb bei seiner Einstufung "Underperform", auch wenn sich das Unternehmen im zweiten Quartal stark entwickelt habe. Alles in allem haben die Analysten einen sehr gemischten Blick auf die Entwicklung der Aktie.
Zehn der 19 von Bloomberg erfassten Analysten stufen das Papier mit "Hold" ein, vier empfehlen es zum Kauf und fünf raten dazu, sich von der Aktie zu trennen. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit knapp 760 Euro deutlich über dem aktuellen Niveau. Die Aktie befand sich bis zum Rekordhoch von mehr als 1.000 Euro im August 2021 auf einem jahrelangen Höhenflug. Seitdem ging es unter zum Teil starken Ausschlägen kräftig nach unten.
Nach einem Absturz bis auf fast 400 Euro im Herbst 2022 ging es bis zum Oktober 2024 peu à peu wieder über die Marke von 900 Euro, bevor sich die Investoren wieder massiv von den Papieren trennten. Trotz des Minus von rund einem Drittel seit dem Rekordhoch hat sich der Kurs in den vergangenen 25 Jahren mehr als verneunzehnfacht und gehört damit zu den am besten gelaufenen deutschen Standardwerten.
Hauptnutznießer ist die Familie des 2017 verstorbenen Unternehmensgründers Siegfried Meister, die nach Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg fast die Hälfte der Anteile des derzeit mit knapp acht Milliarden Euro bewerteten Unternehmens hält./zb/he/men/jha/
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