t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenAktuellesWirtschaft

Gold: Wie sicher ist eine Investition? Ist Krypto doch kein "digitales Gold"?


Durch Krieg und Krise
Ist Gold aktuell die sicherste Investition?

MeinungEine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Aktualisiert am 08.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Goldbarren (Symbolbild): "Die Hoffnung, im schlimmsten aller Fälle mit dem Edelmetall bezahlen zu können, ist meist eine Illusion", sagt t-online-Kolumnistin Ursula Weidenfeld.Vergrößern des Bildes
Goldbarren (Symbolbild): "Die Hoffnung, im schlimmsten aller Fälle mit dem Edelmetall bezahlen zu können, ist meist eine Illusion", sagt t-online-Kolumnistin Ursula Weidenfeld. (Quelle: imago-images-bilder)

Vor den Goldverkaufsstellen bilden sich lange Schlangen. Die Menschen versuchen ihre Kriegsangst zu beruhigen. Doch Panik ist selten ein guter Kaufberater und Gold allein kann ebenfalls unsicher sein.

Wenn es in der vornehmen Berliner Fasanenstraße mal eine Schlange gibt, dann stehen normalerweise gut gekleidete Menschen für eine Besichtigung der wenigen verfügbaren Altbauwohnungen an. In diesen Tagen aber warten in der Charlottenburger Design- und Antiquitäten-Straße ganz normale Menschen geduldig vor einem kleinen Laden. Bei der Degussa wird die Krisenwährung Nummer eins verkauft: Gold.

Glücklich geworden ist mit einem Panikkauf bisher kaum jemand. Denn die Hoffnung, im schlimmsten aller Fälle mit dem Edelmetall bezahlen zu können, ist meist eine Illusion. Gold wird im Krieg in der Regel geraubt und nicht für zivilisierte Bezahlvorgänge genutzt.

Selbst wenn die Sache glimpflicher ausgeht, ist es als Geldanlage eine schwierige Wahl. Es bringt keine Zinsen und keine Dividende. Gewinn oder Verlust hängen eigentlich nur davon ab, wieviel Krise gerade herrscht, wenn man verkaufen will oder muss.

Gold kann gegen Kursverluste absichern

Gegen Inflation taugt Gold auch nur, wenn man mit dem Totalzusammenbruch einer Währung rechnet. In allen anderen Fällen macht die Entwertung von Bargeld ja vor dem Edelmetall nicht halt, im Gegenteil: Hier steigen die Preise in globalen Währungskrisen besonders scharf.

Dennoch ist es vernünftig, in der Krise über eine langfristige Neusortierung des Vermögens nachzudenken – weil sich in Krisen die Gewinnaussichten von Unternehmen, Märkten und Regionen markant verschieben können. Und weil man mit unvorhergesehenen Ausgaben rechnen muss. Gold kann dabei als Absicherung eine Rolle spielen, weil es sich meist gegenläufig zu den Aktienkursen entwickelt.

Wer einen Teil seines Vermögens in Gold investiert, kann sich damit jedenfalls ein bisschen gegen Kursverluste an der Börse absichern. Das gilt allerdings auch in normalen Zeiten.

Krypto doch nicht "digitales Gold"

Umgekehrt verhalten sich erstaunlicherweise Kryptowährungen, die bisher als das "digitale Gold" gehandelt wurden. Auch ihnen wurde eine besondere Krisenfestigkeit und Inflationssicherheit nachgesagt. In Wahrheit aber schwanken die Kurse für diese digitalen Währungen mit dem Aktienmarkt.

Jetzt kommt ein Sondereffekt dazu, den man nicht gut einschätzen kann: Welche Rolle spielen Kryptowährungen beim Versuch, die Wirtschafts- und Vermögensblockade gegen Russland zu brechen – und welche werden sie in Zukunft spielen?

Im Krieg und seinen Wechselfällen schlägt die Stunde der Spekulanten. Für den Privatanleger, der auf seinen Blutdruck achten muss, sollten sich Wetten auf Schweinehälften, Weizenscheffel oder Maiskontrakte verbieten – auch wenn hier in den kommenden Monaten spektakuläre Entwicklungen zu erwarten sind. Lesen Sie hier, wie wichtig die Ukraine für die Versorgung der EU ist.

Russland und die Ukraine gehören zu den größten Weizen- und Maisexporteuren der Welt. Ob in der Ukraine in diesem Jahr der Mais gesät, der Weizen geerntet werden kann, ob Russland liefern und bezahlt werden darf, wird im Moment an den Rohstoffmärkten bezweifelt: Die Kontrakte nähern sich ihren Allzeit-Höchstständen.

Öl- und Kohlekonzerne werden attraktiv

Auch Investments in die Papiere klassischer Nahrungsmittelunternehmen profitieren von der steigenden Nachfrage in diesen Branchen. Dazu bekommt man hier meist auch noch eine solide Dividende. Papiere von Öl- und Kohlekonzernen, einst Ladenhüter der grünen Revolution, sind ebenfalls möglicherweise nicht nur kurzfristig attraktiv geworden. Schon seit einigen Monaten werden die Dinosaurier des fossilen Zeitalters mit neuen Augen gesehen.

Zumindest einige dieser Unternehmen könnten den Umbau zur klimaneutralen Energieproduktion eventuell besser bewältigen als die grünen Start-ups, ist die Erwartung. Denn sie verdienen in den kommenden Jahren mit den fossilen Energien weiter Geld und können aus eigenen Mitteln in die Energiewende investieren. Möglicherweise sind sie dadurch finanziell besser aufgestellt als viele der grünen Start-ups, die teilweise noch Jahre hinaus auf ständige Eigenkapitalzufuhr angewiesen sind.

Selbst Rüstungsaktien gelten einigen auf einmal als nachhaltig. Die Freiheit ist zwar nicht Gegenstand der Brüsseler Taxonomie – doch die Papiere, die in den vergangenen Jahren aus jedem ethischen Portfolio verdammt wurden, haben auf einmal wenigstens wieder so etwas wie vaterländischen Glanz.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Ihr neues Buch heißt:

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website