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Verblüffende Studien: Bei Fluglärm ziehen die Immobilienpreise an


Verblüffende Studien
Bei Fluglärm ziehen die Immobilienpreise an

t-online, sko

02.07.2014Lesedauer: 3 Min.
Erhöhte Lärmbelastung in Frankfurt seit der Inbetriebnahme der Landebahn NordVergrößern des BildesErhöhte Lärmbelastung in Frankfurt seit der Inbetriebnahme der Landebahn Nord (Quelle: dpa-bilder)
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Während man eigentlich davon ausgehen sollte, dass Immobilien- und Grundstückspreise in von Fluglärm betroffenen Gebieten in den Sinkflug übergehen, legen aktuelle Studien einen gegenteiligen Schluss nahe. Demzufolge bricht der Wert von Häusern im Umfeld von Flughäfen keineswegs nachhaltig ein, sondern kann trotz steigender Zahl von Starts und Landungen und entsprechenden Lärm-Emissionen sogar noch zulegen.

"Lärmemissionen haben geringere Auswirkungen auf die Immobilienwerte als allgemein angenommen", zitiert "Die Welt" Robert Weinert, Projektleiter Immo-Monitoring bei der Züricher Beratungsgesellschaft Wüest & Partner, die die Preisentwicklung von Wohnimmobilien in Schweizer Regionen mit besonders hoher Lärmbeeinträchtigung untersucht hat.

Begehrte Wohnlage trotz Lärm

So zeige etwa die Preisentwicklung an der Ostseite des Zürichsees, dass die Ängste der Anwohner vor einem Wertverfall ihrer Immobilien unbegründet gewesen seien. Nachdem 2003 für den Züricher Airport eine neue Einflugschneise aus Süden über den See in Betrieb genommen wurde, seien die Preise für Wohngebäude am östlichen Seeufer sogar gestiegen, schreibt "Die Welt" unter Berufung auf eine Erhebung von Wüest & Partner.

"Obwohl viele Gemeinden in der Region die Südanflüge zu spüren bekommen, haben sich hier die Preise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser in den vergangenen Jahren stark erhöht", so dass die Gegend mittlerweile zu den begehrtesten und teuersten Wohnlagen der Schweiz zähle.

Manager bevorzugen Flughafen-Nähe

"Flughäfen verursachen nicht nur Lärm, sie bieten auch Arbeitsplätze und befriedigen die wachsenden Mobilitätsbedürfnisse von immer mehr Menschen", argumentiert dem Bericht zufolge auch Andreas Schulten, Vorstand des Berliner Unternehmens für Immobilien-Wertermittlung, BulwienGesa. Die Immobilienforscher hätten rund um die großen deutschen Flughäfen in den vergangenen Jahren deutliche Preiszuwächse bei Wohnimmobilien festgestellt.

Beispielsweise seien in Frankfurt am Main, wo es massive Proteste gegen die im Oktober 2011 in Betrieb genommene Landebahn Nordwest gab, die Werte von Häusern und Wohnungen kräftig gestiegen. Ein Grund dafür sei, dass ganze Berufsgruppen wie Manager, Ingenieure oder Berater regelmäßig beruflich fliegen müssten: "All diese Leute wohnen gerne in der Nähe des Flughafens, um sich weite Anfahrtswege zu sparen", wird Schulten zitiert.

Auch in Berlin und Brandenburg würden um den neuen Großflughafen die Immobilienpreise und Mieten steigen, wie der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen festgestellt habe.

Wertverlust von bis zu 30 Prozent

Angesichts zahlreicher weiterer Erhebungen, die im Gegenteil dazu auf einen enormen Wertverfall von Immobilien in Fluglärm-Gebieten abstellen, erscheinen die Aussagen von Schulten & Co. zumindest streitbar. So bilanzierten beispielsweise die Technische Universität Chemnitz und das Darmstädter Rhein-Main-Institut nach ihrer Befragung von 30 Maklern in Kommunen rund um den Frankfurter Airport, dass der Wertverlust von Immobilien im Umfeld des Flughafens nach der Landebahn-Eröffnung zum Teil über 30 Prozent betragen habe.

Belegt wird dies auch dadurch, dass der Gutachter-Ausschuss für Immobilienwerte die Bodenrichtwerte für von Fluglärm besonders betroffene Frankfurter Stadtteile wie Sachsenhausen, Oberrad oder das Villenviertel Lerchesberg nach Inbetriebnahme der Landebahn um bis zu acht Prozent gesenkt hat.

Nur geringere Preissteigerungen erzielt

Dennoch ist klar, dass in Zeiten des Immobilienbooms in Deutschland, der spätestens 2010 richtig Fahrt aufgenommen hat, die Preise vor allem in Ballungszentren trotz Fluglärms zugelegt haben. Die Frage ist nur, ob die Steigerung in den von dem Krach stark betroffenen Gebieten mit dem allgemeinen Immobilienmarkt mithalten können.

Genau dem widerspricht der Gutachterausschuss für Immobilienwerte für den Bereich Frankfurt in einer Stellungnahme von Anfang 2013. Demnach seien die Preissteigerungen solcher Immobilien wie in den Stadtteilen Lerchesberg oder Sachsenhausen hinter der allgemeinen Preissteigerung zurückgeblieben.

Richtet man den Blick auf das von dem Fluglärm am stärksten betroffene, rund zehn Kilometer westlich vom Flughafen gelegene Städtchen Flörsheim, so kann von Wertzuwachs bei Immobilien erst recht keine Rede sein.

In der 20.000-Einwohner-Gemeinde, die die Flieger mit einer Höhe von zum Teil nur 300 Metern überqueren, wollen etliche Anwohner ihre Immobilien im Rahmen des sogenannten Casa-Programms der Fraport an den Betreiber abstoßen. Bis Ende 2012 summierte sich die Zahl der verkaufswilligen Einwohner auf rund 220. Nach Auskunft eines Fraport-Sprechers ist die Anzahl der Anträge bis heute weiter stark gestiegen.

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