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Magenverkleinerung: Zwei Operationsverfahren gegen starkes Übergewicht


Adipositas-Chirurgie
Magenverkleinerung: Zwei OP-Techniken gegen starkes Übergewicht

  • Ann-Kathrin Landzettel
Von Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 13.04.2023Lesedauer: 4 Min.
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Bei Adipositas kann eine Operation eine Option sein, wenn eine Umstellung des Lebensstils und Diäten nicht helfen.Vergrößern des Bildes
Bei Adipositas kann eine Operation eine Option sein, wenn eine Umstellung des Lebensstils und Diäten nicht helfen. (Quelle: peakSTOCK/Getty Images)

Wenn bei Adipositas eine Ernährungsanpassung und ein aktiverer Lebensstil nicht ausreichen, um das Gewicht zu reduzieren, kann eine Magenverkleinerung helfen.

Von Adipositas (Fettleibigkeit) spricht man ab einem BMI (Body-Mass-Index) über 30. Damit verbunden ist ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs. Oft reichen Abnehm-Programme allein nicht, um das Körpergewicht auf ein gesundes Maß zu reduzieren.

In diesen Fällen kann eine Operation, bei der der Magen verkleinert wird, eine Option sein. Sie kann helfen, die Gesundheit und Lebensqualität adipöser Patienten zu verbessern und körperlichen Beschwerden vorzubeugen.

Warum ist Adipositas so gefährlich?

60 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind von Übergewicht (inklusive Adipositas) betroffen. Adipositas ist eine chronische Krankheit, die mit schwerwiegenden gesundheitlichen Risiken verbunden ist. So gehören unter anderem Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herzinfarkt, aber auch Leberverfettung, Depressionen, Schlafapnoe sowie ein erhöhtes Krebsrisiko zu den Erkrankungen, die mit Adipositas in Zusammenhang stehen. Menschen mit Adipositas haben eine mehrere Jahre geringere Lebenserwartung als Menschen mit Normalgewicht.

"Die negativen Auswirkungen der Adipositaserkrankung können sehr dramatisch sein. Adipositas kann langfristig zu krankhaften Veränderungen fast aller Organe führen. Selbst auf unser Gehirn und unsere Gene hat die Adipositaserkrankung eine negative Auswirkung. Inzwischen sind mehr als 60 unterschiedliche Folgeerkrankungen bekannt", sagt Professor Jürgen Ordemann, Leiter des Zentrums für Adipositas und metabolische Chirurgie am Vivantes Klinikum Spandau und Experte der Deutschen Adipositas-Gesellschaft e. V.

Warum Abnehmen bei Adipositas so schwerfällt

Viele Menschen mit starkem Übergewicht versuchen über viele Jahre hinweg abzunehmen – ohne Erfolg. Das führt zu Frust und Hilflosigkeit. Trotz strenger Diäten, mehr Sport und begleitenden Abnehm-Programmen lässt sich das Körpergewicht nicht dauerhaft reduzieren. Woran liegt das?

Die Forschung deutet zunehmend darauf hin, dass einerseits zentrale Gewichtsregulationsmechanismen durch die sogenannte "adipogene" Umwelt (hochkalorische Ernährung, wenig Bewegung, psychische Belastungen, Stress) gestört sind, andererseits die gesamte Fettmasse als eigenständiges Organ agiert. Fettzellen speichern nicht nur Fett, sondern bilden auch Botenstoffe und Hormone, die unter anderem Entzündungsprozesse im Körper in Gang setzen können. Besonders Bauchfett ist stoffwechselaktiv. Ab einem bestimmten Übergewicht sind die damit verbundenen Stoffwechselprozesse nur noch schwer kontrollierbar.

Wann bei Adipositas eine Magenverkleinerung infrage kommt

"Eine Magenverkleinerung ist nie die erste Therapieoption. Zunächst müssen Ernährungsveränderungen, Bewegungssteigerung und auch Verhaltensänderungen als Therapie der ersten Wahl angesehen werden. Eine Magenverkleinerung beziehungsweise bariatrische Therapie ist aber dann sehr sinnvoll, wenn betroffene Patienten ihre Gewichtszunahme nicht kontrollieren können und das Gewicht einen bestimmten 'Schwellenwert' überschritten hat", erklärt Ordemann.

Eine Magenoperation ist laut dem Experten auch dann sinnvoll, wenn Folgeerkrankung wie Diabetes mellitus Typ 2 durch Diäten, Sport und Medikamente nicht ausreichend therapiert werden können. Nach den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften ist eine OP dann indiziert, wenn der BMI über 40 und darüber liegt oder ein BMI zwischen 35 und 40 vorliegt und zusätzlich andere Erkrankungen bestehen, wie zum Beispiel der Diabetes mellitus Typ 2.

Was passiert bei einer Magenverkleinerung?

Die häufigsten Operationsverfahren, die bei Adipositas eingesetzt werden, sind der Magenbypass und der Schlauchmagen. Beide Verfahren werden minimal-invasiv (laparoskopisch) über mehrere kleine Schnitte oberhalb des Nabels durchgeführt. Ein großer Schnitt in der Bauchdecke ist nicht notwendig.

"Bei den laparoskopischen Operationen wird nicht nur der Magen verkleinert, sondern auch die Nahrungspassage durch Magen und Darm verändert. Erst in den letzten Jahren haben wir gelernt, dass die Gewichtsreduktion nach einer Operation nicht nur durch eine Verkleinerung des Magens, sondern vor allem durch eine 'neurophyshiologische Neujustierung' des Gehirns erfolgt", erklärt Ordemann.

"Das bedeutet, dass das Hunger- und Sättigungsgefühlt, aber auch der Stoffwechsel so weit verändert werden, dass eine Diät nicht mehr als Kampf, sondern als Normalzustand empfunden wird." Und genau darin liegt dem Experten zufolge im Wesentlichen der Erfolg einer solchen Operation. Darüber hinaus werden über veränderte Botenstoffe Folgeerkrankungen reduziert. So wird zum Beispiel der erhöhte Blutzucker gesenkt. Es kommt zu einer Verbesserung des Diabetes.

Adipositas-Chirurgie: Was Magenbypass und Schlauchmagen bedeuten

Beim Magenbypass und beim Schlauchmagen wird der Magen chirurgisch verändert: "Beim Magenbypass, dem weltweit am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriff, wird ein Großteil des Magens aus der Nahrungspassage ausgeschlossen. Die Nahrung wird über eine kleine Magentasche direkt in den Dünndarm geleitet und umgeht den Restmagen. Beim Schlauchmagen dagegen werden etwa drei Viertel des Magens entfernt und es bleibt lediglich ein kleiner Restmagen in Form eines Schlauches übrig", erklärt Ordemann.

(Quelle: Zentrum für Adipositas und metabolische Chirurgie am Vivantes Klinikum Spandau)

Prof. Dr. med. Jürgen Ordemann ist Leiter des Zentrums für Adipositas und metabolische Chirurgie am Vivantes Klinikum Spandau, Experte der Deutschen Adipositas-Gesellschaft e. V. und Autor des Buches "Ratgeber Adipositas-Operationen. Warum – wann – wie?", erschienen im Springer-Verlag.

Leben mit verkleinertem Magen: Damit müssen Patienten rechnen

Doch der operierte Magen allein reicht für die Adipositas-Therapie nicht aus. Die operierten Patienten werden weiterhin begleitet. Zum einen sind Ernährungsberatung und Beurteilung des Essverhaltens bedeutsam – auch, weil nur noch geringe Nahrungsmengen aufgenommen werden können und sich die Verdauungssituation verändert, beispielsweise Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall häufiger auftreten können.

Zum anderen muss die Nährstoffsituation regelmäßig kontrolliert werden, um einen Mangel zu verhindern. Auch müssen die Patienten regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, beispielsweise Kalzium, Vitamin D und Vitamin B12.

"Ziel einer Magenoperation ist es, dass es den Betroffenen besser geht als vor der OP. Die Gewichtsreduktion, die Verbesserung von Folgeerkrankungen aber auch eine Verbesserung der Lebensqualität sind die grundlegenden Erwartungen und Ziele einer solchen Therapie", sagt Ordemann.

"Die Patienten müssen aber auch wissen, dass Adipositas eine lebenslange Erkrankung ist. Darum ist auch eine lebenslange Nachbetreuung sehr wichtig. Der Gewichtsverlauf, Laborparameter und die Begleiterkrankungen müssen weiter beobachtet und im Zweifelsfall behandelt werden. Je besser die Nachbetreuung ist, umso besser ist der langfristige Erfolg der Operation."

Gewichtszunahme nach OP möglich

Trotz verkleinertem Magen ist eine erneute Gewichtszunahme nicht zu 100-prozent auszuschließen. Viele Patienten nehmen mit der Zeit wieder einige Kilogramm zu. Eine Kontrolle der Gewichtsentwicklung und auch ein gutes Bewegungskonzept sind weiterhin wichtig.

Wann zahlen die Krankenkassen?

"Sobald eine leitliniengerechte Indikation für eine operative Therapie der Adipositas Erkrankung gestellt wird, muss die Krankenkasse die Kosten für die notwendige Operation übernehmen. Die Patienten müssen zuvor bereits mit Hilfe konservativer Therapiemaßnahmen wie eine Ernährungsberatung und Bewegungssteigerung versucht haben, das Gewicht zu reduzieren", so Ordemann. "Außerdem müssen andere Gründe ausgeschlossen werden, die Adipositas verursachen können. Dazu gehören bestimmte Hormonerkrankungen."

Die Indikation für eine Magenoperation sollte immer zusammen mit dem Hausarzt und einem zertifizierten Adipositaszentrum erfolgen. In einem Adipositaszentrum sind alle Voraussetzungen erfüllt, dass adipöse Patienten nicht nur die Möglichkeit einer konservativen Therapie erhalten, sondern nach einer bariatrischen Operation auch die notwendige Nachbetreuung erhalten. Eine Antragsstellung für die Kostenübernahme ist nicht mehr erforderlich.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • awmf.org: "S3-Leitlinie Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen". S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie e.V. (DGAV), AWMF-Register-Nr. 088-001. (Stand: Gültig bis 31. Dezember 2022, in Überarbeitung)
  • awmf.org: "S3-Leitlinie Adipositas- Prävention und Therapie". S3-Leitlinie der Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG), AWMF-Register-Nr. 050-001. (Stand: Gültig bis 30. April 2019, in Überarbeitung)
  • adipositas-gesellschaft.de: "Adipositas ist unterschätzte Volkskrankheit – starkes Übergewicht ist Hauptursache für verlorene gesunde Lebensjahre". Pressemeldung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft e. V. (DAG). (Stand: 3. Oktober 2022)
  • gesundheitsinformation.de: "Starkes Übergewicht (Adipositas). Operation zur Behandlung von Adipositas". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 24. August 2002)
  • welt.de: "Adipositas hat nichts mit Willensschwäche oder Faulheit zu tun". Online-Information von Welt. (Stand: 12. Oktober 2022)
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